Dabei spielt der 20-jährige Student der Ruhr-Universität Bochum bereits im 14. Jahr beim VfL Bochum. Nach einem Jahr in Werne zog es ihn in der F2-Jugend an die Castroper Straße, wo er zur Stunde noch einen Amateurvertrag bis zum 30. Juni 2011 besitzt.
Der Linksfuß, der eigentlich im linken Mittelfeld zuhause ist, aber in der Jugend auch linker Verteidiger gespielt hat, ist quasi der Shootingstar der vergangenen vier Wochen. Kaum zu glauben: In den ersten zehn Spielen im Regionalliga-Team brachte er es in der laufenden Spielzeit gerade einmal auf eine Stunde an Einsatzzeit. In der Vorsaison standen nur acht Einsätze zu Buche. Und plötzlich mischt er rotzfrech im Zweitliga-Team des VfL mit und steht auf dem Platz, als die Mannschaft aus einem 0:1 einen 2:1-Sieg macht. Ostrzolek noch zur Wochenmitte: „Das ist alles wie ein Traum. Ich muss mich beim Trainer bedanken.“ Doch Friedhelm Funkel widerspricht energisch: „Er muss sich nicht bedanken. Er hat es sich erarbeitet.“
Tipp von Heinemann
Innerhalb der letzten Wochen ging alles blitzschnell. Jugendleiter Frank Heinemann hatte Funkel einen Tipp gegeben, sich den Linksfuß doch einmal im Regionalliga-Team anzusehen. Aus diesem Grund stellte Nico Michaty ihn statt ins linke Mittelfeld auf die linke Seite der Vierer-Abwehrkette. Was Funkel dann beim 1:1 gegen Lotte zu sehen bekam, war offensichtlich so nachhaltig, dass Ostrzolek 14 Tage bei den Profis mitmachen durfte. Als ihn Funkel dann am letzten Samstag nach dem Abschlusstraining in den 18er-Kader berief, war das Glück des Abwehrspielers eigentlich schon perfekt.
Doch es sollte noch besser kommen. Ostrzolek: „Als plötzlich Co-Trainer Christoph John angelaufen kam und meinen Namen rief, da traute ich meinen Ohren nicht. Aber dann habe ich mich gleich auf das Spiel konzentriert.“ Und das lief ganz anders als geplant. Der Linksfuß verrät: „Eigentlich sollte ich ja viel Druck nach vorne machen, aber nach unseren schnellen Toren, habe ich mich dann auf die Abwehrarbeit konzentriert.“ Immerhin hat er seine Sache so gut gemacht, dass er auch am Freitagabend in Duisburg zum Kader gehören wird. Funkel offen: „Warum sollte ich ihn nicht mitnehmen?“
In der Kabine zwischen Federico und Tese
Für den Youngster war es nahezu ideal, dass er nicht der einzige junge Spieler aus dem Nachwuchs derzeit bei den Profis ist. Ostrzolek: „Ich habe mich von Anfang an beim Profitraining heimisch gefühlt. Auch die Älteren haben mich sofort aufgenommen.“ So hat er plötzlich seinen Kabinenplatz zwischen Chong Tese und Giovanni Federico und träumt von einer Bundesliga-Karriere. Doch bis dahin wird er, bei allem Faible für den Fußball, sein Studium der Wirtschaftswissenschaften nicht vernachlässigen.
Ostrzolek ist übrigens der dritte VfL-Youngster, der innerhalb kürzester Zeit den Sprung aus einem Bochumer Vorort in das Profiteam geschafft hat. Mit Marc Rzatkowski hat er zusammen in der Lessingschule sein Abitur gemacht und auch Kevin Vogt hat das Gymnasium in Langendreer besucht. Pressesprecher Christian Schönhals, ebenfalls Lessing-Schüler, hat den Job am Schreibtisch aber vorgezogen, weil die fußballerischen Fähigkeiten nicht so ausgeprägt waren.
Am letzten Sonntag waren die Eltern und Regionalliga-Trainer Michaty die ersten Gratulanten, und Ostrzolek verrät: „Auf mein Handy gingen keine Meldungen mehr. Das war der reinste Wahnsinn.“