Die Katze kam schnell aus dem Sack. Am Sonntag um 16.57 Uhr stand der RWO-Abstieg fest. Am Dienstag-Mittag präsentierten die Oberhausener Verantwortlichen bereits das nächste Trainer-Duo. Harry Pleß und Michael Lusch sollen nun die "Kleeblätter" führen. Die schnelle Verpflichtung belegt, hinter den Kulissen wurde bereits seit längerer Zeit zweigleisig geplant. Pleß und Lusch arbeiteten schon gemeinsam bei RW Essen, dort scheiterte man zwei Mal ganz knapp am Aufstieg in die zweite Liga, am Ende belegte man jeweils den dritten Rang. Bei RWO kann das Ziel mit dem zu erwartenden Mini-Etat (etwa 1,2 Millionen Euro) aber zunächst nur der Klassenerhalt in der Regionalliga sein. Kurz nach der Unterschrift in Oberhausen statteten Pleß und Lusch der RS-Redaktion bereits einen exklusiven Besuch ab.
Harry Pleß, herzlich willkommen in Oberhausen. Sie erwartet sicherlich keine leichte Aufgabe, oder?
Richtig, wir müssen mit ganz bescheidenen Mittel versuchen, etwas aufzubauen. Aber ich bin heiß nach der Pause, die allerdings auch gut getan hat. Seit 1984 habe ich ohne Pause als Trainer gearbeitet. Ich musste Luft holen. Silvester kam aber der Punkt, wo ich wieder eine unheimliche Energie gespürt habe.
Wie war der Kontakt mit dem Vorstand?
Sehr gut. Mit hat gefallen, was Manager Manfred Rummel sagte. Er steht für den Verein, damit auch für den Abstieg gerade und so möchte man das Schiff nicht verlassen.
Bis jetzt ist noch nicht im Ansatz eine Elf zu erkennen.
Bis auf Moustapha Salifou laufen alle Verträge aus. Bisher haben wir nur Dominic Tempel und Daniel Masuch aus Osterfeld verpflichtet. Wobei Masuch der beste Keeper der Oberliga ist, Tempel auch seine Qualitäten hat. Ich werde mir beide in den nächsten Wochen auch noch im Wettkampf ansehen.
Was ist mit den A-Jugendlichen, die in die Bundesliga aufgestiegen sind?
Die sind auch ein Thema. Ich kenne das aus Essen. Dort haben wir Benny Weigelt hochgeholt, der jetzt in Mainz spielt. Auch ein Sascha Kirschstein oder ein Benjamin Köhler haben sich im bezahlten Fußball durchgesetzt. Der bekannteste meiner jungen Burschen ist sicherlich Patrick Owomoyela, den ich in Lüneburg trainiert habe. Man kann so etwas nicht immer garantieren. Aber wir werden versuchen, viele junge Kicker zu integrieren. Vielleicht auch aus anderen Amateurmannschaften, wo der Sprung in die erste Mannschaft oder in die Regionalliga nicht geschafft wurde. Ich habe bereits viele Jahre als Nachwuchsleiter in Brandenburg gearbeitet.
Aber es geht nicht nur mit ganz jungen Spielern, korrekt?
Genau, im letzten Jahr sind Union Berlin und Lübeck in die Regionalliga abgestiegen. Berlin ist das negative Beispiel, es geht nicht nur mit jungen Leuten. Wir sind uns einig, wir müssen uns auch um Akteure bemühen, die uns im Laufe einer Saison etwas garantieren. Es gilt, die richtige Mischung zu finden.
Konnten Sie Sich schon ein Bild des neuen Arbeitsplatzes schaffen?
Mir gefallen die Bedingungen an der Landwehr, wir haben ein schönes Stadion. Die Infrastruktur ist gesund.
Was reizt besonders an der Aufgabe?
Der Neuaufbau. Es gab keine Pokereien. Wichtig war auch, mit Michael Lusch zusammen arbeiten zu können. Wir haben seit einem Jahr immer wieder Spiele zusammen angeschaut. Wir waren mit den Familien essen, wir vertrauen uns auf der ganzen Linie. Zudem kennt uns der Verein schon lange, man wusste, was wir in der Vergangenheit geleistet haben.
Wobei Sie anders als in Essen mit den geringsten finanziellen Mitteln auskommen müssen.
Wir wissen, was auf uns zu kommt. Von 100 angebotenen Spielern werden wir wohl nur einen bekommen können. Wir werden uns aufgrund der Finanzen oftmals ein Nein abholen. Aber wir werden sicherlich auch Jungs bekommen, die uns nach vorne bringen. Ansonsten werden wir viel ausbilden müssen, ebenfalls ein großer Reiz.
Worauf kommt es an?
Ich will eine Truppe formen, der Zusammenhalt ist das A und O. Ich brauche Jungs, die auch aus der Region kommen, die sich mit dem Club identifizieren. Daher werde ich mir auch die zweite Mannschaft selber anschauen. Am Mittwoch habe ich Osterfeld bereits in Velbert gesehen. Schön, dass mit Masuch und Tempel zwei Oberhausener zu uns kommen. Wir wollen auch das Umfeld mit integrieren.
Kann man davon ausgehen, dass Sie in den letzten Wochen dieser Spielzeit sehr viel unterwegs sein werden?
Auf jeden Fall. Wir schauen uns so viele Spiele an, wie es geht. Bei fünf Absteigern fallen bereits 75 Mann weg. Wenn da ehrgeizige dabei sind, müssen wir da sein. Ich war bereits das ganze Jahr in den Stadien unterwegs. Die ersten Faxe kamen auch schon an, allerdings mit Zweitliga-Kickern, für uns zu teuer. Wir suchen Leute, die hungrig sind und nicht zuerst fragen, was man verdienen kann. Für uns ein Vorteil, wir können die ganze Truppe selber zusammen stellen.
Wie gehen Sie bei Verpflichtungen vor?
Ich werde fast jeden Tag in Oberhausen sein. Ich möchte den Spielern, die in Frage kommen, in die Augen schauen können. Ich muss sofort feststellen, kann ich mit dem oder nicht, kommt der mit dem Vater oder gleich mit Berater. Der erste Kontakt ist ganz wichtig. Es wird auch Kicker geben, die sagen, wir wollen nach Oberhausen, weil Pleß und Lusch dort die Trainer sind. Wir verzichten auf einige Euros, weil es mit denen Spaß macht.
Wie lautet das Ziel?
Das Gerüst der Elf soll am ersten Juli erkennbar sein. Dann in der Liga bestehen, vielleicht um Platz zwölf landen, eine echte Mannschaft präsentieren. Dann schauen wir, wo man sich verbessern kann oder muss.