Exakt 1.184 Minuten hat Markus Kurth in dieser Saison in Pflichtspielen für den MSV Duisburg auf dem Platz geackert. Seine persönliche Statistik: Zwei Tore und fünf Vorlagen in der Meisterschaft. Zusammen mit so prominenten Namen wie Roy Makaay, Diego Klimowicz, Thomas Brdaric oder Andrij Woronin tummelt er sich auf einem Level in der Scorer-Liste. Doch so ganz zufrieden zeigt sich der 32-Jährige nicht. "Natürlich überlegt man schon, wie lange der letzte Torerfolg zurückliegt, wenn man vor einer Begegnung die Stadionzeitung durchblättert", gibt "Kurthi", der zuletzt beim Heimsieg gegen Nürnberg (1:0) am 24. September einlochte, zu. RevierSport unterhielt sich mit dem früheren Leverkusener.
Markus Kurth, am spielfreien Wochenende zeigt der Blick auf die Tabelle nichts Gutes: Duisburg steht auf einem Abstiegsplatz. Sind Sie enttäuscht vom bisherigen Abschneiden?
Man muss ganz klar sagen: Wir haben zu wenig Punkte geholt. Zum Glück gibt es noch keinen großen Abstanz zu den Nicht-Abstiegsplätzen. Neun Zähler aus zwölf Begegnungen sind etwas mager, normalerweise hatte ich so mit 20 zum Ende der Hinrunde gerechnet.
Dafür müsste eine Serie her!
Auf diese Marke zu kommen, wird jetzt ganz schwer. 17 Punkte wären bis Weihnachten auch schon in Ordnung, wenn wir das nicht schaffen, wird es schon ziemlich eng in der Rückrunde.
Was hat Sie bisher am meisten geärgert?
Generell waren die Auswärts-Leistungen ziemlich ernüchternd, weil wir es nicht verstanden haben, so in die Zweikämpfe zu kommen, wie wir das vor heimischem Publikum praktizieren. Teilweise waren unsere Auftritte zu ängstlich, so wie beim 0:4 gegen die Bayern. Da hatten wir zu viel Respekt. Vor dem neuen Stadion, vor der ganzen Weltmeistern bei denen. In Schalke haben wir uns schon mehr zugetraut, sind aber nicht belohnt worden. In Kaiserslautern und Berlin lagen Punktgewinne drin. Wir müssen mit allen Mitteln versuchen, ein Erfolgs-Erlebnis zu holen. Wenn du in Hamburg was holst, wäre das eine Riesen-Sache. Daran kannst du wachsen.
Was bisher überhaupt nicht in die Leistungs-Kurve passt, ist das 0:1 gegen Frankfurt.
Ich habe ehrlich gesagt keine Bedenken, dass wir noch ein Mal so eine Vorstellung abliefern und in ein Loch fallen. Dass die Fans nach so einer Enttäuschung wieder gekommen sind und uns gegen Wolfsburg fantastisch unterstützt haben, zeigt: Sie verzeihen uns alles. Das Gefühl, alle Leute hinter dir zu haben, ist das Beeindruckende. Ich spiele lieber vor 18.000 Fans, die bedingungslos hinter ihrem Team stehen, als vor doppelt so vielen Zuschauern, die nichts machen. Das Gefühl, dass am Ende beide Seiten, also Spieler und Publikum, alles gegeben haben, macht einen richtig glücklich.
Sie gelten aufgrund Ihrer laufintensiven, kämpferischen und mannschaftsdienlichen Spielweise als einer der wertvollsten Akteure im Zebra-Dress. Haben Sie sich im Sommer, als Klemen Lavric neu aus Dresden kam, trotzdem Gedanken über einen Stammplatz-Verlust gemacht?
Der MSV hat einen Stürmer verpflichtet, der nicht gerade wenig Geld gekostet hat. Natürlich habe ich mir Gedanken gemacht, aber keine Sorgen. Wenn du einen Trainer wie Norbert Meier hast, der absolut hinter dir steht, gibt das ein Gefühl der Sicherheit. Ich versuche immer, mich voll im Spiel auszukotzen und alles zu geben.
Also würde er auch eine lange Zeit ohne Tor-Erfolg dulden?
Der Trainer sagt schon etwas zu mir, wenn längere Zeit nichts läuft und meint dann: Sieh' zu, dass du eine Kiste machst! Ich selbst gerate zwar nicht ins Grübeln, aber man überlegt schon, wie lange der letzte Treffer zurückliegt, wenn man vor einer Partie die Stadionzeitung durchblättert.
Überrascht es Sie, dass Ihr Fahrgemeinschafts-Partner Dirk Lottner entgegen allen Behauptungen, er wäre lauffaul und würde nichts für die Rückwärts-Bewegung tun, reichlich Gegenbeweise abliefert?
Nein, hat es nicht. Wenn eine Mannschaft kämpferisch eine schlechte Leistung bringt, dann fällt Lotte mit ab. Er benötigt das Wir-Gefühl und kann sich absolut reinsteigern. So wie bei unserem 1:0 über Wolfsburg. Dirk ist vom Team abhängig und auf die anderen Spieler angewiesen.
Sie haben noch eineinhalb Jahre Vertrag, der Kontrakt von "Lotte" endet im Sommer...
...und damit auch unsere Fahrgemeinschaft. Dirk hat ja die Zusage, beim 1. FC Köln im Verein zu arbeiten.
Es sei denn, der MSV bietet eine Fortsetzung der Zusammenarbeit an.
Wenn er so weitermacht, ist das sicher eine Überlegung wert. Aber das ist Sache der Sportlichen Leitung.
Reicht das Potenzial für Duisburg, um den Klassenerhalt zu schaffen?
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass unser Kader stark genug besetzt ist, um es zu schaffen. Mit Andreas Voss und Markus Hausweiler kommen zwei verletzte Mittelfeldspieler zurück, Jupp Ivanovic ist wieder ins Training eingestiegen, Klemen Lavric wird ebenfalls bald wieder dabei sein. Dadurch haben wir mehr Alternativen. Wir können mit sechs, sieben anderen Mannschaften mithalten.
Wäre der Klassenerhalt vergleichbar mit dem Aufstieg?
In der letzten Saison zählten wir zumindest zu den Mit-Favoriten, deswegen war der Sprung in die Bundesliga keine ganz so große Überraschung. Wenn wir es jetzt packen, ist das fast noch stärker zu bewerten als die Leistung aus dem Vorjahr. Wir müssen drei Teams hinter uns lassen - und wenn es am Ende an einem einzigen Tor hängt. Das wird ein Kampf bis zum letzten Spieltag. Das wissen wir.
Bei vielen anderen Bundesligisten knistert es kräftig im Gebälk, in Hannover musste Ewald Lienen seinen Koffer packen, in Nürnberg erwischte es Wolfgang Wolf. Nachvollziehbar?
In Nürnberg hatte ich in vier Jahren sechs Trainer, da wird nichts auf die lange Bank geschoben. Wolfgang Wolf war für die Verhältnisse schon ziemlich lange im Amt. Wenn so ein Verein zuhause verliert und am Tabellenende steht, kann das schon Mal passieren. Für uns wäre das allerdings tödlich, wenn solche Unruhe aufkäme. Wir müssen hier in Duisburg absolut zusammenhalten, auch wenn es Mal Rückschläge gibt. Persönliche Dinge müssen hinten angestellt werden. Wenn es bei uns Risse gibt, haben wir keine Chance, den Klassenerhalt zu schaffen.