In seiner gewohnt forschen Art hat Peter Neururer am Donnerstag seinen neuen Job als Trainer von Bundesligist Hannover 96 angetreten - gut zehn Jahre oder 3817 Tage nach seiner Entlassung bei den Niedersachsen. "96 ist zu einem Verein der europäischen Güteklasse A geworden", schwärmte Neururer und versicherte: "Ich werde mich bis zum Letzten einsetzen, damit wir dahin kommen, wo die Mannschaft vom Potenzial her hingehört. Das ist mindestens unter die ersten Zehn." Die Chance, dies zu beweisen, haben Trainer und Team erstmals im Spiel beim VfB Stuttgart am 20. November.
Hausverbot aufgehoben
Am Mittwoch hatte sich der neue 96-Hoffnungsträger "innerhalb von nur fünf Minuten" mit dem Klub auf einen Vertrag bis 2007 geeinigt und die Nachfolge des wenige Stunden zuvor beurlaubten Ewald Lienen angetreten. Neururer war bereits von November 1994 bis Mai 1995 Trainer der "Roten" und führte sie damals zum Klassenerhalt in der zweiten Liga. Der 50-Jährige überwarf sich jedoch mit dem damaligen Klubchef Klaus-Dieter Müller und erhielt neben seinen Entlassungspapieren auch Hausverbot für die Heimspiele.
Nun also der Neuanfang - für den Coach und den Verein. "Wir sind sehr froh, dass wir eine kurzfristige Einigung mit einem der begehrtesten Trainerkandidaten erzielt haben", sagte 96-Manager Ilja Kaenzig: "Peter Neururer war einer der beliebtesten Trainer in Hannover. Wir hoffen, dass wir an diese sportlich erfolgreiche Zeit anknüpfen können." Neururer, der dem 1. FC Nürnberg zuvor einen Korb gegeben hatte, fügte hinzu: "Ich habe in Hannover schon damals eine schöne Zeit gehabt. Nur das Ende war ärgerlich."
Michael Schjönberg als Co-Trainer
Rund 300 Fans verfolgten am Donnerstag die erste rund 90-minütige Eingheit des neuen Übungsleiters. Als Neururers Assistent wurde Michael Schjönberg installiert, der von 1990 bis 1994 als Profi für Hannover aufgelaufen war und im erfolgreichen DFB-Pokalfinale 1992 gegen Borussia Mönchengladbach den entscheidenden Elfmeter verwandelt hatte. Zuletzt betreute der Däne in seiner Heimat den Zweitligisten Herfölge BK.
Die Mannschaft nahm die Verpflichtung des neuen Trainergespanns zurückhaltend auf. Bis zuletzt hatten Großteile des Teams darauf gehofft, mit Lienen weiterarbeiten zu können. "Die Mannschaft ist intakt und in einem guten körperlichen Zustand. Ihre emotionale Verbindung zu Ewald Lienen hat mir imponiert. Ich hoffe, dass sie mir die gleiche Möglichkeit gibt. Ich werde mir jetzt erst einmal ein Gesamtbild machen", erklärte Neururer, der bis zum Ende der vergangenen Spielzeit den VfL Bochum betreut hatte.
Klubführung gerät in Kritik
Neben der Chance auf eine Trendwende bleiben beim derzeitigen Tabellen-13. nach den Turbulenzen der vergangenen Tage aber auch Zweifel an der Klubführung. Nach dem Abgang von Präsident Martin Kind im vergangenen August wirkten Finanz-Geschäftsführer Karl-Heinz Vehling und Kaenzig bei der Lösung der Trainerfrage zuletzt nicht immer glücklich. Besonders Kaenzig, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, soll auch vereinsintern zunehmend unter Druck geraten.
So ging Lienen nach den Treueschwüren im Anschluss an das 2:2 gegen den FSV Mainz 05 am vergangenen Samstag und dem Krisengipfel am Dienstag sogar noch am Mittwochmorgen davon aus, weiter im Amt zu bleiben. Bereits im Trainingsanzug wurde er von seiner Entlassung informiert.