Kevin Kuranyi hat "Bayern-Jäger" Schalke 04 mit einem Tor gegen seinen früheren Arbeitgeber VfB Stuttgart den Premiere-Ligapokal beschert. Obwohl der Nationalspieler nach seinem "goldenen Tor" (10.) zum 1:0 (1:0)-Erfolg gegen die Schwaben 23 Minuten vor Schluss wegen einer Tätlichkeit ebenso wie Lincoln in der Nachspielzeit wegen Spuckens die Rote Karte sah und damit um seinen Einsatz zum Bundesliga-Auftakt zittern muss, holten die "Knappen" ihren ersten Titel seit dem DFB-Pokalsieg vor drei Jahren.
Gutes Omen für Schalke
Als Lohn erhielt der dezimierte Vizemeister nach dem Finale vor 40.000 begeisterten Fans in Leipzig den "Jackpot" von 1,85 Millionen Euro. Der Triumph im dritten Anlauf nach den verlorenen Endspielen 2001 und 2002 könnte ein gutes Omen für die Königsblauen sein: Im vergangenen Jahr wurde Bayern München nach seinem Sieg im Ligapokal auch deutscher Meister.
"Die Niederlage war verdient"
Für Schalkes Trainer Ralf Rangnick waren die Platzverweise gegen seine beiden Stars nach Schlusspfiff wichtiger als der Prestige-Titel: "Durch die vielen Fouls gegen Kevin und Lincoln war viel Gift ins Spiel gekommen. Aber natürlich dürfen beide so etwas nicht machen oder sich dazu hinreißen lassen. Sie hätten die Fouls besser über sich ergehen lassen sollen." Sein Stuttgarter Kollege Giovanni Trapattoni machte unterdessen aus seiner Enttäuschung kein Hehl: "Es gibt keine Entschuldigung: Die Niederlage war verdient, denn Schalke war besser. Wir haben in der ersten Halbzeit nicht mitgespielt und keine Initiative gezeigt."
Das frühe Tor von Kuranyi, der vor der Saison für sieben Millionen Euro aus Stuttgart gekommen war, war hochverdient. Der überragende Spielmacher Lincoln hatte dem Torjäger den Ball genial mit der Hacke vorgelegt. Der Treffer war der Lohn für die sehenswerten Kombinationen der Gelsenkirchener in der ersten Hälfte. Lincoln und der Neu-Schalker Fabian Ernst leiteten aus dem Mittelfeld immer wieder gefährliche Angriffe ein, bei denen VfB-Keeper Timo Hildebrand gegen Kuranyi (21.) oder Ebbe Sand (41.) in höchster Not klären musste. In der 31. Minute rettete nach einem Schlenzer von Lewan Kobiaschwili die Latte für den geschlagenen Torwart.
Stuttgart verschläft den ersten Abschnitt
Die harmlosen Stuttgarter verschliefen die erste Hälfte völlig. Die Defensivtaktik von "Maestro" Giovanni Trapattoni ging überhaupt nicht auf, das Team leistete sich im Spielaufbau viele Fehlpässe. So ging auch dem 0:1 ein Schnitzer von Kuranyis Bewacher Fernando Meira voraus. Gefährlicher wurden die Aktionen erst in der zweiten Halbzeit, als der als Kuranyi-Ersatz verpflichtete Jon Dahl Tomasson eingewechselt wurde. Nach 53 Minuten schoss der zweite prominente VfB-Zugang Jesper Grönkjaer aus 30 Metern das erste Mal gefährlich auf das Tor des gebürtigen Leipzigers Frank Rost.
Die nach der Pause wie verwandelten Stuttgarter, die im Halbfinale Titelverteidiger Bayern München mit 2:1 ausgeschaltet hatten, erspielten sich anschließend mehrere gute Chancen. Probleme bekam Schalke, als der starke Kuranyi nach seiner Tätlichkeit gegen Silvio Meißner "Rot" sah. Dem Nationalstürmer droht eine längere Sperre in der am Wochenende beginnenden Bundesliga-Saison. Das DFB-Sportgericht verhandelt in den nächsten Tagen.
Dritte Finalniederlage für Stuttgart
Auch in Überzahl, die in der Nachspielzeit nach Lincolns Fauxpas noch deutlicher war, konnte der VfB auch in seinem dritten Ligapokal-Finale nach 1997 und 1998 eine Niederlage nicht verhindern. Stuttgart konnte sich mit 1,24 Millionen Euro trösten, während Schalke neben dem Siegerscheck auch den zehn Kilogramm schweren Pokal aus Silber und Bleikristall im Empfang nahm.
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hatte den in diesem Jahr erstmals in großen Stadien ausgetragenen Ligapokal schon vor dem Finale als Erfolg gefeiert. "Wir sind auf dem allerbesten Weg. Wir haben den Ligapokal erfolgreich als ersten wichtigen Titel der Saison positioniert", erklärte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert. Insgesamt kamen fast 170.000 Zuschauer zu den Spielen - mehr als dreimal so viel wie im Vorjahr. Durch die Steigerung des Preisgeldes auf 5,15 Millionen Euro boten alle Teams ihre Stars auf. Nur Titelverteidiger Bayern München schonte Michael Ballack.