Das Dementi aus Dresden kam heftig. "Klemen Lavric bleibt bei Dynamo, das Tauziehen mit dem MSV Duisburg ist beendet", vermeldeten die Gazetten in "Elb-Florenz". Auch einen Vorvertrag mit den Zebras, die mit ihrem Angebot ungefähr bei der Hälfte der Dynamo-Forderung von einer Million Euro verharren, soll nicht existieren. Angeblich will Lavric seinen noch ein Jahr laufenden Kontrakt bei den Sachsen erfüllen, aber auf der anderen Seite würde er so die Chance verstreichen lassen, seinen Verdienst bei einem Wechsel zu den Duisburgern erheblich zu verbessern und dazu noch im Bundesliga-Rampenlicht zu strahlen, anstatt in Dresden zweitklassig zu agieren.
Walter Hellmich, Chef des MSV, zeigte sich nach den Verhandlungen mit den Dresdner Verantwortlichen nicht gerade begeistert. Der erfolgreiche Unternehmer ist offenbar anderes gewohnt. "Zu spät", sagt der Harley Davidson-Liebhaber, "zu spät ist beim Thema Lavric gar nichts. Es wäre nach wie vor schön, wenn wir Klemen Lavric zu uns holen könnten. Der Junge würde zu uns passen, davon sind wir überzeugt." Interessant: Dynamo Dresden hat gerade im Angriff erheblich aufgerüstet und mit Marco Vorbeck (Rostock) sowie 2,02-Meter-Mann Tomislav Stanic (Inker Zapresic) kräftig zugelangt. Das riecht verdächtig nach herbeigeholtem Lavric-Ersatz, auch wenn sich die Verhandlungen mit Duisburg mittlerweile wie Kaugummi ziehen. Aber mit aller Macht wird der Duisburger Präsident nicht den Poker um den begehrten slowenischen Nationalspieler vorantreiben. "Wir haben auch andere Namen auf der Liste", versichert Hellmich, "es gibt Alternativen, das sind alles Leute, die sehr gerne zum MSV Duisburg kommen würden."
Bereits genannt wurde Gerald Sibon vom holländischen Ehrendivisionär PSV Eindhoven, der beim aktuellen Meister nicht an Jan Vennegoor of Hesselink vorbei kommt. Dieter Mertens, Chef-Scout der Zebras: "Ich habe Sibon mehrmals gesehen, das ist schon ein guter Spieler." Hellmich bestätigt: "Er ist bei uns durchaus ein Thema." Gleiches gilt für Giuseppe Reina, der zuletzt bei Hertha BSC Berlin spielte und als Rückkehrer bei Arminia Bielefeld gehandelt wurde. Hellmich: "Auch sein Name steht auf der Liste."
Der Blick schweift zudem ins osteuropäische Ausland, genauer gesagt nach Tschechien. Bei Slovan Liberec ist den MSV-Spähern ein 26-jähriger Stürmer aufgefallen, der voll ins Anforderungs-Profil passt. Sein Name: Michal Pospisil. Seine Bilanz: 172 Erstliga-Einsätze in Tschechien, 38 Tore. Seine Hobbies: Hockey, Tennis, Golf und Bon Jovi-Rock-Musik. Sein Vorbild: Ruud van Nistelrooy, das "Tor-Biest" von Manchester United. Dieter Mertens: "Pospisil ist ein interessanter Mann, er ist von seiner Spielart her quirliger als beispielsweise Marek Heinz, den man hier aus der Bundesliga schon kennt."
Mit der noch einen offenen Planstelle kann man im Lager des MSV Duisburg ganz gut leben, auch wenn die "Macher" gerne beim Startschuss am kommenden Sonntag alle "Zebras im Stall" hätten. Walter Hellmich blickt mit Stolz auf die geleistete Transfer-Arbeit zurück: "Unser Kader ist top!" Der 61-Jährige schiebt nach: "Ich bin wirklich froh, dass wir schon so weit sind. Bevor die anderen Clubs wach wurden, hatten wir unsere Aufgaben schon erledigt. Und die Stürmer-Geschichte kriegen wir auch noch hin."
Nach der Verwirrung um Branko Ilic (22/NK Domzale), der eigentlich als Innen-Verteidiger ausgekundschaftet wurde, dann aber in der äußeren Viererkette der slowenischen Nationalelf zum Einsatz kam, fiel die Wahl auf den Wolfsburger Marino Biliskov. "Wir sind froh, dass wir ihn bekommen haben. Marino bringt eine Riesen-Erfahrung mit, er wird sein Ding bei uns machen", ist Co-Trainer Heiko Scholz vom 29-Jährigen überzeugt. "Es war wichtig", betont Chef-Coach Norbert Meier, "dass jemand zu uns kommt, der bereits in der Bundesliga gespielt hat, der sich auskennt und Routine besitzt." Heiko Scholz: "Marino Biliskov befindet sich im besten Fußball-Alter." Der Neuzugang freut sich auf seine Aufgabe bei den Zebras. "Ich hatte ein schwieriges Jahr in Wolfsburg", sagt der Abwehrrecke, "deswegen bedeutet der MSV für mich einen Neuanfang." Von den Gesprächen mit Boss Hellmich ließ sich Biliskov gerne überzeugen: "Dazu noch die neue Arena, das hat alles einen sehr guten Eindruck auf mich gemacht. Das Wichtigste ist für mich, wieder zu spielen." Doch zu diesem Punkt muss der einstige "Wolf" selbst seinen Beitrag leisten. Trainer Norbert Meier wird den Konkurrenzkampf ganz genau im Auge behalten.