Die beim Abschied aus dem Olympiastadion vergossenen Tränen sind kaum getrocknet, da bezieht Meister Bayern München gemeinsam mit Lokalrivale TSV 1860 bereits heute sein neues Quartier. Um 19.00 Uhr, wird die 340 Millionen Euro teure Allianz Arena im Stadtteil Fröttmaning mit einem Freundschaftsspiel zwischen den Traditionsteams beider Klubs nach 941 Tagen Bauzeit inoffiziell eröffnet.
Während Lothar Matthäus, Karl-Heinz Rummenigge, Rudi Völler und Co. Jagd auf das erste Tor in der im Volksmund nur "Schlauchboot" genannten Arena machen, läuft hinter den Kulissen eine pedantische Fehlersuche. Bei der offiziellen Einweihung am 30. und 31. Mai mit der Partie der "Löwen" gegen den 1. FC Nürnberg und der Begegnung zwischen Bayern und der deutschen Nationalmannschaft soll schließlich alles glatt gehen.
Testlauf, um Fehler zu entdecken
"Wir machen diesen Testlauf, um Fehler zu entdecken", erklärt Stadionchef Bernd Rauch. Und obwohl sich der Andrang in Grenzen halten wird - in der 66.000 Zuschauer fassenden Arena sind nur etwa 32.000 Fans zugelassen -, werden sich wohl einige Schwachstellen offenbaren. Rauch erwartet lange Staus auf den Zufahrtsstraßen und Probleme mit den elektronischen Eintrittskarten, die auch als Geldkarten an den Bratwurst- und Getränkeständen gelten.
"Dieser Test wird uns ganz schön weh tun", befürchtet Rauch. Fernseh-Bilder soll es deshalb nur vom Spiel, nicht vom Geschehen auf den Rägen, vor den Kiosken und im größten Parkhaus Europas mit 9800 Stellplätzen geben. "Es wäre schön, wenn wir die Fehler selbst entdecken würden", meint Rauch.
Die reinen Baukosten belaufen sich laut Vertrag mit dem Generalunternehmer Alpine Bau auf 285.917.206 Euro und 69 Cent. Dazu kommen rund 55 Millionen Euro Nebenkosten, die ebenfalls die Vereine über ihre Allianz Arena München Stadion GmbH tragen. Die auf 25 Jahre angelegte Finanzierung läuft wie bei einem Hausbau auch ganz klassisch über Kredite. Außerdem zahlen Bund, Freistaat und Stadt für Straßen, Autobahn und U-Bahn-Anbindung noch weitere knapp 300 Millionen Euro.
Die Arena trägt sich, wenn die Bayern in der Bundesliga 60.000 und die "Löwen" 20.000 Fans pro Spiel anlocken. Zehn Prozent der Zuschauereinnahmen gehen genauso zur Schuldentilgung an die Stadion GmbH, wie alle zusätzlichen Verdienste, etwa durch Spiele in der Champions League oder im DFB-Pokal. Ohne die 90 Millionen Euro, die Namensgeber Allianz über 15 Jahre zuschießt, würden die Vereine aber wohl noch lange im Olympiastadion spielen.
Dass es nicht so gekommen ist, "hat den FC Bayern unglaublich viel Kraft gekostet", sagt Uli Hoeneß. Der Bayern-Manager betont bei jeder Gelegenheit, wie viel sein Klub und wie wenig der Lokalrivale 1860 zum Entstehen der Arena beigetragen habe. "Der Partner ist zwar da, er findet aber nicht statt", sagt er. Die Finanzierung habe der FCB eingefädelt und seit dem Ausscheiden von Wildmoser junior stelle er auch die Geschäftsführung alleine. 102 der 106 zwischen 80.000 und 240.000 Euro teuren Logen haben die Bayern verkauft.