Die Jahreshauptversammlung des Bundesligisten Borussia Dortmund ist erst am 14. November, doch schon jetzt hecken die Verantwortlichen offenbar einen "Geheimplan" aus. Demnach soll der in die Schusslinie geratene Präsident Gerd Niebaum bei der Jahreshauptversammlung zurücktreten und den Weg für Reinhard Rauball freimachen. Niebaum und Manager Michael Meier sollen nach Informationen der Westfälischen Rundschau ihre bis Ende 2006 datierten Verträge als Geschäftsführer der Kommanditgesellschaft auf Aktien erfüllen.
Damit wären die Bedingungen erfüllt, die der Großaktionär Florian Homm an sein Engagement beim börsennotierten Traditionsklub gestellt hatte. Diese Lösung beinhaltet jedoch auch mehr Einfluss auf die KGaA. Eine entsprechende Satzungsänderung hatte der ehemalige BVB-Schatzmeister Werner Wirsing für die Mitgliederversammlung angekündigt.
Über die Zukunft des Klubs wird am Sonntag beraten
Gleichzeitig würde damit den Vorstellungen des Aufsichtsratsvorsitzenden Winfried Materna Rechnung getragen, der in diversen Interviews "mehr Transparenz" gefordert hatte. Der Verein müsse "mit klarer Offenheit auftreten, wir müssen überprüfbare Meilensteine bei unserem Sparkonzept schaffen. Und es darf nicht mehr öffentlich spekuliert werden". Am Sonntag trifft sich der Aufsichtsrat zu einer außerordentlichen Sitzung, um über die Zukunft des Klubs und des Präsidenten Niebaum zu beraten.
Kandidat Rauball führte die Borussia bereits von 1979 bis 1982 und von 1984 bis 1986, bevor Niebaum als bisher dienstältester Präsident in der Geschichte des Klubs das Amt antrat. Sportjurist Rauball hält sich derzeit mit Kommentaren zurück: "So lange Gerd Niebaum in seinen Ämtern bleibt, werde ich nicht aktiv."
Der Druck auf BVB-Boss Niebaum wächst, nachdem er sich in den vergangenen Tagen in Unwahrheiten verstrickt hatte. Für Montag hat das Nachrichtenmagazin Spiegel weitere Enthüllungen um den 55 Jahre alten Wirtschaftsjuristen angekündigt.
Sammer übt Kritik an seinem Ex-Klub
Nach dem 0:2-Sieg über seinen ehemaligen Klub kritisierte Stuttgarts Trainer Matthias Sammer die Vorgänge in Dortmund und brach eine Lanze für Niebaum. "Das ist typisch deutsch, was da passiert. Man sollte mal bedenken, was vor Niebaum war und was nach Niebaum kommen kann. Sicherlich hat er Fehler gemacht, aber das ist eine Hetzjagd, die dieser Mann nicht verdient hat."
Der Ex-Nationalspieler kritisiert besonders die öffentliche Diskussion und besonders die Art und Weise, wie die Opposition im Verein bestimmte Medien benutzt und sie mit Informationen gegen Niebaum versorgt: "Das ist ein absolut schlechter Stil."