Die wirtschaftliche Situation einiger Profi-Klubs hat die DFL Deutsche Fußball-Liga GmbH auf den Plan gerufen: Die DFL zieht in Erwägung, ihre bereits europaweit als streng anerkannten wirtschaftlichen Kriterien zur Zulassung am Profispielbetrieb abermals zu verschärfen. Zurzeit wird lediglich die Liquidität eines Profivereins überprüft. Somit muss ein Verein nachweisen, dass er ausreichend Geld auf den Konten aufweist, um während einer Spielzeit nicht Pleite zu gehen. Die Frage, wo die Gelder - und vor allem wie - herkommen, steht bislang nicht auf dem Prüfstand.
Vermögensverhältnisse prüfen
Wilfried Straub, Vorsitzender der DFL-Geschäftsführung, zum Sport-Informationsdienst (sid): "Wir müssen in der Tat überlegen, ob wir unsere Prüfungskriterien, soweit rechtlich möglich, nicht auch auf die Vermögensverhältnisse der Klubs auszuweiten haben."
Immer mehr Fans fragen sich, wie und weshalb Borussia Dortmund bei Verbindlichkeiten von 118,8 Millionen Euro und einem Verlust im vergangenen Jahr von gut 67,7 Millionen immer noch in der Bundesliga mitspielen darf. Auch die 85-Millionen-Euro-Schechter-Anleihe von Schalke 04 - Hertha BSC Berlin stellt in dieser Hinsicht im übrigen ebenfalls Überlegungen an - wird in der Liga mit Stirnrunzeln betrachtet.
Verschuldungen für Transfers sind inakzeptabel
Christian Müller, bei der DFL für die Finanzen zuständig, hat dazu eine klare Meinung: "Wenn Zukunfts-Verschuldungen benutzt werden, um bestehende Kredite billiger zu machen, ist das zu akzeptieren. Wenn langfristige Kredite aufgenommen werden, um die Infrastruktur eines Vereins zu verbessern - sei es im Stadion, im Trainings- oder Medizinbereich - ist das auch zu akzeptieren. Aber wenn die Gelder benutzt werden, um Transfers zu tätigen, um einen Konkurrenten zu schwächen, ist das nicht akzeptabel. Da schrillen alle Alarmglocken." Schalke-Geschäftsführer Peter Peters stellt für die Königsblauen klar: "Wir haben mit der Anleihe alte Kredite abgelöst sowie in Umbaumaßnahmen und die Infrastruktur investiert."
Müller, zur Neutralität verpflichtet, darf weder Ross noch Reiter nennen. Klar ist, wen er meint: Überhöhte Gehälter in Dortmund, Schalke holt Ailton und Klasnic aus Bremen im Doppelpack, und von den Verantwortlichen die Frage unbeantwortet: Was passiert nach der Sintflut? Der Finanzexperte knallhart: "Die Vereine haben die Chance, sich als eine Art Genossenschaft mit festen Regeln unter Führung der Liga zu organisieren. Oder jeder macht, was im Rahmen der Gesetze möglich ist. Das müssen die Profiklubs entscheiden."
Wenn ehren- oder hauptamtliche Präsidenten nichts als Schuldenberge hinterlassen, wird es für den deutschen Profi-Fußball schwierig, in einigen Jahren fähige, willige Präsidenten zu finden. Mäzene wie Michael A. Roth in Nürnberg sind inzwischen selten gesät. Steht der Fußball vor einer Existenz-Krise?
"Profit erwirtschaften, ist nicht verwerflich"
Immerhin macht ein Investor wie Florian Homm keinen Hehl mehr daraus, mit Borussia Dortmund nichts als Geld verdienen zu wollen. Titel wären da nur Mittel zum Zweck. Müller: "Wer Beelzebub ruft, muss damit leben." Wilfried Straub ergänzt: "Wir haben in den Verträgen mit den Vereinen so viele Paragraphen eingebaut, dass ich mir nicht vorstellen kann, jemand könne zum Schaden des Fußballs Kapital erwirtschaften. Dass er Profit erwirtschaften will, ist nicht verwerflich. Er hat keinen Einfluss auf alle Sicherungsventile. Den Rest regelt der Markt - wie den Auf- und Abstieg."