Als Marco van Hoogdalem am Montag dieser Woche erstmals wieder auf dem Schalker Trainingsplatz stand, da schien nicht nur für den 32-jährigen Abwehrspieler ein Wunder geschehen. Seit der ersten Phase der Vorbereitung war der dienstälteste Spieler im S04-Kader, der seit dem 3. Januar 1997 in Gelsenkirchen und noch bis zum 30. Juni 2006 unter Vertrag steht, von der Bildfläche verschwunden. Etwas später hatte Rudi Assauer Fragen nach der Zukunft des mehrfach angeschlagenen van Hoogdalems, der sich am 7. Mai 2003 einer Hüft-Operation unterziehen und im Mai diesen Jahres ein Geschwulst aus dem Hals entfernen lassen musste, bewusst offen gehalten.
Inzwischen ist klar, warum der Manager den einstigen Abwehr-Chef schützen wollte. Van Hoogdalem leidet an einer Leber-Krankheit namens Primär sklerosierende Cholangitis (PSC). „Der Schock kam im Trainingslager. Ich wollte mich schon in den Mannschaftsbus setzen, da sagten mir der Doc, der Manager und der Trainer: Marco, komm’ wieder ‚raus, du darfst nichts machen“, erinnert sich „MvH“ an einen der schlimmsten Augenblicke der letzten Zeit.
Bei der Untersuchung der Laktat-Werte der Profis entdeckte das zuständige Labor in Bochum Unregelmäßigkeiten in dessen Blutbild. Die schlimme Diagnose PSC bestätigte ein paar Tage später Rein van den Hoogenband, Vereinsarzt von PSV Eindhoven und Vater des Schwimm-Olympiasiegers Pieter, den van Hoogdalem geschockt aufsuchte. „Wenn man das zum ersten Mal hört, kommen die Tränen. Aber einfach so aufhören, ist nicht mein Ding. Zum Glück laufen die beiden Kleinen zu Hause rum, die haben mir Kraft und Freude gegeben“, erzählt der Familienvater.
In der vergangenen Woche reiste Kämpfer van Hoogdalem in seine Heimat, konsultierte weitere Spezialisten aus Holland, England und Italien. Die gaben grünes Licht für die Rückkehr auf den Sportplatz. „Vorher wurde mir gesagt, damit kann man nicht Fußball spielen. Das konnte ich nicht akzeptieren. Körperlich fühle ich mich nicht krank, nur meine Leberwerte sind nicht in Ordnung. Es ist ein minimales Risiko da, ich muss jetzt bis an mein Lebensende Medikamente gegen die Entzündung nehmen, darf und kann aber wieder meinen Sport machen“, strahlt der aber immer noch sichtlich magere Schlaks. „Ich habe mich gefühlt wie ein Kind am ersten Schultag.“
Ein erster Hoffnungsschimmer, mehr nicht, denn seine Zukunft auf Schalke ist weiter offen. „Letzten Dienstag hatte ich eigentlich einen Termin mit Rudi Assauer, aber da sind andere Dinge passiert, deshalb hatte der Manager keine Zeit. Wir wollen uns in den nächsten Tagen noch einmal zusammen setzen und überlegen, was mit mir geschieht“, nimmt van Hoogdalem derzeit die kleinen Geschenke des Lebens dankbar an.