er ist bei Bayern München nur noch Trainer auf Abruf. Schon bei einem Remis heute gegen Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr/live bei Premiere) wäre seine Amtszeit wohl vorzeitig beendet, die Nachfolgediskussion ist bereits in vollem Gange. Denn an eine Fortsetzung des "Projekts Klinsmann" über das Saisonende hinaus will an der Isar keiner mehr glauben.

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Außer Klinsmann selbst. "Ich bin ein Kämpfer und sage "Helm auf und durch". Ich mache weiter und bin sicher, dass ich die Mannschaft noch erreiche. Ich kann mit diesem Team noch sehr viel bewegen, und ich weiß, wo man die Hebel ansetzen muss", sagte er nach dem 0:4 im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Barcelona. Es sei weiter "eine Freude, für den Klub in der Verantwortung zu stehen." Seinen Vorgesetzten war der Spaß nach der neuerlichen Klatsche allerdings vergangen. "Ich weiß nicht, was ich mehr bin: schockiert, traurig oder wütend", hatte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge in einer denkwürdigen Bankett-Ansprache nach der "Blamage" gesagt, den sofortigen Rauswurf Klinsmanns schloss er aber aus. "Es gilt jetzt, rational zu bleiben, keine unsinnigen Entscheidungen zu treffen."
Rummenigge hatte die Idee, Klinsmann nach München zu holen und gilt nach wie vor als Fürsprecher des Trainers. Manager Uli Hoeneß dagegen steht trotz jüngster Lippenbekenntnisse weniger deutlich zu ihm. Man müsse nun versuchen, in der Meisterschaft "unsere Ziele zu erreichen", forderte Hoeneß: "Gelingt das nicht, wird es sehr, sehr schwierig" - für Klinsmann.
Armin Veh, Matthias Sammer, Bernd Schuster,

Frank Rijkaard (Foto: firo).Frank Rijkaard
und Sven-Göran Eriksson gelten als mögliche Klinsmann-Erben, bei einer Trennung noch in dieser Saison ist auch das Duo Paul Breitner und Michael Henke denkbar. "Jetzt weiß die Mannschaft, dass es fünf vor zwölf ist, dass sie die drei Punkte Rückstand wettmachen muss. Daran wird der Trainer und jeder einzelne Spieler gemessen. Aber ich bin absolut davon überzeugt, dass wir das schaffen", sagte Klinsmann. Die Eintracht weiß um die prekäre Situation bei den Bayern, das Debakel bei Barca hat das Team gemeinsam verfolgt. "Man wünscht es Klinsmann nicht, aber wir können keine Rücksicht auf ihn nehmen und wollen das Beste aus der Lage bei Bayern machen", sagte Verteidiger Marco Russ. "Wir müssen punkten", forderte Michael Fink, schließlich steht Frankfurts Trainer Friedhelm Funkel seinerseits in der Kritik.
Naturgemäß etwas größer ist die Zuversicht vor dem 27. Spieltag nach acht Siegen in Folge und dem 5:1 gegen Bayern bei Spitzenreiter VfL Wolfsburg, obwohl dort immer noch keiner vom Titel reden möchte. "Ich schaue weiter auf den Abstand zum sechsten Tabellenplatz. Oben angekommen ist man erst, wenn man am Ende ganz vorne steht. Außerdem ist der Druck als Tabellenerster jetzt ein ganz anderer", sagte Coach Felix Magath vor der Begegnung bei Borussia Mönchengladbach.
Auch bei Hertha BSC hat man große Ziele. "Ich will das Maximum. Wir müssen alles aus uns herausholen, uns noch mehr quälen und Hannover weh tun", sagte Josip Simunic. Berlin muss aber auf den verletzten Kapitän Arne Friedrich verzichten.
Im Tabellenkeller hofft der Karlsruher SC ausgerechnet bei den erstarkten Schalkern auf das erste Tor seit zehneinhalb Stunden, vom ersten Sieg seit sieben Spielen wagt allerdings kaum ein Badener zu träumen. Mehr Chancen rechnet sich Energie Cottbus im Abstiegsduell gegen Arminia Bielefeld aus, der VfL Bochum reist zuversichtlich zum auf Rang sechs abgerutschten Herbstmeister 1899 Hoffenheim.