Der angeschlagene Benedikt Höwedes musste ganz passen, der erst am Donnerstag ins Training zurückgekehrte Mladen Krstajic saß zunächst auf der Bank. Für die beiden Innenverteidiger rückte Marcelo Bordon in die erste Elf. Außerdem war Christian Pander erstmals seit dem 0:2 in Stuttgart am 30. November wieder von Beginn an auf dem Platz.
Keine Verletzungsgründe hatte allerdings die Herausnahme von Ivan Rakitic. Der Kroate, wie Levan Kobiashvili am Mittwoch noch 90 Minuten für seine Nationalmannschaft am Ball, konnte zuletzt als Stammspieler nicht überzeugen. Kein Wunder, dass Büskens Halil Altintop eine Chance im offensiven Mittelfeld gab - und mit dem Vertrauensbeweis für den Türken völlig richtig lag. Rakitic allerdings, dem Selbstkritik seit je her wohl fremd ist, mokierte sich völlig über seine Ausbootung, dass er nach dem Abpfiff frontal auf den Interimscoach schoss. „Ich war jetzt zehn Tage weg und in dieser Zeit hat keiner der neuen Trainer mal angerufen und gefragt, wie es mir geht“, teilte Schalkes „Zehner“ mit, um gleich seine Zukunft im Verein in Frage zu stellen. „Deswegen muss ich mir Gedanken machen. In meinem Kopf sind ganz viele Fragezeichen“, gab Rakitic zu.
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Weil er beim EM-Viertelfinalisten gesetzt ist, glaubt der 20-Jährige, auf Schalke automatisch eine Einsatzgarantie fordern zu müssen. Nicht anders ist es zu erklären, dass sich Rakitic von Büskens nicht verstanden fühlt und für seinen noch in der vergangenen Woche als Übergangscoach gehandelten Auswahltrainer stark machte. „Es kann nicht sein, dass ich in einer Nationalmannschaft, die auf Platz sechs oder sieben in der Weltrangliste steht, Stammspieler bin und auf Schalke nicht. Vielleicht hätte man doch lieber Slaven Bilic geholt, dann hätte ich vielleicht besser zeigen können, was ich kann. Vielleicht hätte er mehr aus mir rausgeholt“, redete der Ex-Baseler in der „Mixed Zone“ der Schüco-Arena Klartext.
Eine Etage höher im Pressekonferenzraum wollte der Angesprochene den Aufstand des unzufriedenen Regisseurs nicht zu hoch hängen. „Wir haben eine Menge Klasse im Kader, es können aber nur elf Leute spielen“, wiegelte Büskens ab.
Für Rakitic scheint der Fall aber mit einer einmaligen Nichtberücksichtigung und der sich daraus ergebenden Möglichkeit, sich über Leistung im Training für die nächste Partie gegen Karlsruhe beim Fußballlehrer anzubieten, nicht erledigt zu sein. „Ich muss mir überlegen, wie es weitergeht. Es kann nicht sein, dass ich weiter auf der Bank sitze. So macht es für mich keinen Sinn hier“, kündigte Rakitic an.
Genau diese Worte hatte er allerdings schon einmal gewählt. Das war in der Vorbereitung, als er auch unter Büskens-Vorgänger Fred Rutten um seinen Platz in der ersten Schalker Elf bangen musste. Damals gab es keine disziplinarischen Maßnahmen, im Gegenteil, Raktic spielte plötzlich wieder - und das nicht gut. Wenn der gerade krampfhaft um Ruhe bemühte Verein die Aussagen seines unzufriedenen Spielers konsequent ahndet, müsste eigentlich mindestens eine mit einer Geldstrafe verbundenen Abmahnung erfolgen. Zeigt sich Rakitic nicht einsichtig und kann seine Interessen gegenüber dem gemeinschaftlichen Erfolgsgedanken nicht zurückstellen, muss man sich im Sommer von ihm trennen.
Diesen Schritt hat der vor zwei Jahren für fünf Millionen Euro und mit vielen Vorschusslorbeeren vom FC Basel geholte Techniker am Freitag eingeleitet. Rakitic scheint genau an den Starallüren viel zu früh hochgejubelter Talente zu zerbrechen, womöglich ist er auch einfach nur schlecht beraten. Wer zweimal gut in der Bundesliga spielt und dann gleich mit angeblichen Anfragen von Inter Mailand oder anderer europäischer Topklubs kokettiert, der hat auf Schalke sicher keine Zukunft.