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Schnusenberg will mit einem guten Gefühl als Vorsitzender gehen
"Das Leben besteht nicht nur aus Jojo!"

Will am 30. Juni 2010 mit einem Lächeln auf den Lippen als S04-Präsident gehen: Josef Schnusenberg (Foto: firo).
Will am 30. Juni 2010 mit einem Lächeln auf den Lippen als S04-Präsident gehen: Josef Schnusenberg (Foto: firo).
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Ohne Trainer und Manager steuert der einst ruhmreiche FC Schalke 04 führungslos in den Saisonendspurt.

Nach chaotischen Tagen kündigt Präsident Josef Schnusenberg im Gespräch mit RevierSport eine neue Interimslösung als Nachfolger für den am Donnerstag beurlaubten Fred Rutten an - und seinen Abschied als Präsident der Königsblauen im Sommer 2010.

Josef Schnusenberg, erst hieß es, Fred Rutten soll am Saisonende vorzeitig gehen, nun wurde er schon am Donnerstag beurlaubt. Warum dieser Eiertanz?

Ich denke, es war für beide Beteiligte die beste Lösung, Fred Rutten nun doch sofort zu beurlauben und nicht bis zum Saisonende mit ihm weiterzumachen. Wenn man genau weiß, dass man seinen Job nur noch übergangsweise hat, leidet die Qualität der Arbeit zwangsläufig darunter. Außerdem musste man aufpassen, dass wir als Verein und auch er durch möglichen weiteren sportlichen Misserfolg nicht weiter beschädigt würden.

Können Sie uns den doch etwas verworren erscheinenden Ablauf in dieser Woche noch einmal genau erklären?

Am Dienstag gab es ein Gespräch zwischen Peter Peters und mir und nachfolgend eins zwischen ihm und Fred Rutten. In diesem wurde ihm gesagt, dass es für ihn in der nächsten Saison keine Zukunft auf Schalke geben wird. Am Mittwochabend haben wir dann die Entscheidung getroffen, ihn sofort zu beurlauben. Diese habe ich ihm am Donnerstagmittag in meinen Wohnhaus in Rheda mitgeteilt. Am Freitag vor dem Training habe ich dann die Mannschaft darüber informiert. Da momentan viele Spieler bei ihren Nationalteams sind, habe ich diese angerufen.

Nach weniger als zehn Monaten weg: Fred Rutten (Foto: firo).

In der offiziellen Pressemitteilung des Vereins hieß es, Ihre Unterredung mit Rutten sei emotional gewesen? Können Sie uns dies näher erläutern?

Natürlich ist mir das schwer gefallen, doch emotional ist durchaus positiv zu verstehen. Wir haben uns nicht gefetzt, sondern es hat sich in den vergangenen Monaten ein freundschaftliches Verhältnis zwischen uns aufgebaut. Wir haben aber beide nicht geweint, das ist nicht mein Ding.

Rutten dürfte weich fallen, er ist erster Kandidat auf den Trainerposten beim PSV Eindhoven. Haben Sie mit ihm dennoch schon über eine Abfindungsregelung gesprochen?

Er hat bei uns einen Vertrag bis 2010, arbeitsrechtlich ist die Situation also ganz klar. Aber irgendwann in den nächsten Wochen wird es ein Gespräch mit ihm und seinem Berater geben, ob man den Vertrag vorzeitig auflöst oder ihn eben bis zum Ende der Laufzeit erfüllt. Und wenn in seinem Vertrag stehen sollte, dass er unabhängig von Schalke 04 eine andere Arbeit annehmen darf, dann ist das so.

Wieder Übergangstrainer auf Schalke: Mike Büskens und Youri Mulder (Foto: firo).

Die bisherigen Assistenten Mike Büskens und Mulder sind zunächst eingesprungen und haben am Freitag das erste Training nach Rutten geleitet. Wie und vor allem wie lange geht es mit den beiden Schalker Kultfiguren weiter, zumal Büskens die Beförderung zunächst abgelehnt haben soll?

Mike ist emotional sehr aufgeladen. Er hat bis zuletzt für Fred Rutten gekämpft. Dass er sich dann schwer tut, so eine Entscheidung zu treffen, ist normal. Aber wer ihn kennt, der weiß, dass er ein blau-weißes Herz hat und dem Verein zur Verfügung steht, wenn wir ihn fragen. Beide haben Verträge bis zum 30. Juni 2010, und wir werden unsere Verträge einhalten. Es gibt auch von Youri Mulder bisher keinerlei Anzeichen, dass er nicht so denkt. Das Training am Montag wird von den beiden geleitet. Peter Peters und ich arbeiten allerdings daran, einen Interimstrainer bis zum Saisonende zu finden. Wenn das nicht gelingen sollte, werden die beiden weitermachen. Aber es wäre auch für sie besser, wenn jemand von außerhalb hinzukommt, denn sie gehörten zum Trainerteam von Fred Rutten.

Warum läuft es denn derzeit sportlich nicht, die Mannschaft ist doch fast identisch mit der des Vorjahres und sogar für 16 Millionen Euro um zwei Spielern ergänzt worden?

Das weiß ich wirklich nicht. Es gibt eine ganze Menge Gründe. Vielleicht haben wir alle nicht genügend miteinander, sondern zu sehr nach außen statt nach innen geredet. Künftig müssen alle, Trainer, Manager und Vorstand mehr untereinander sprechen. Und was das Sportliche betrifft: Wir sind der Meinung, dass die Mannschaft genügend Qualität hat, um mehr als den achten Tabellenplatz herauszuholen, was natürlich auch unmittelbare finanzielle Folgen hat. Daher gehe ich davon aus, dass die Truppe alles dafür tut, um sich noch zu verbessern. Das muss auch im Eigeninteresse der Spieler liegen, denn sportlicher Erfolg erhöht ihren Marktwert.

Sie haben am vergangenen Dienstag von einem Umbruch im Kader gesprochen - und dass Schalke sich aufgrund dessen vorerst von allzu hohen Zielen verabschieden müsse.

Ich habe gesagt, dass um den Kern der jetzigen Mannschaft junge Spieler eingruppiert werden. Man darf bei diesem Umbau - und das ist die große Gefahr bei Schalke - nicht gleich Riesenerwartungen wecken. Auf Sicht werden wir wieder erfolgreich sein, aber das wird sich nicht heute, morgen oder übermorgen einstellen.

Ist der Jugendstil nicht genau das Konzept von Andreas Müller?

Ja, das ist richtig, und es ist auch von Fred Rutten mitgetragen worden.

Nein, nein, ich habe mit Schalke (noch) nicht gesprochen: Armin Veh (Foto: firo).

In diesen Tagen wird auf Schalke häufig der Name eines Trainers genannt, der bis vor einigen Monaten noch beim VfB Stuttgart im Amt war und nun frei ist. Können Sie sich Armin Veh als neuen Coach auf Schalke vorstellen?

Was bringt es, jetzt einen Namen ins Spiel zu bringen? Ich weiß nicht, wer der neue Manager ist, das ist Sache des Aufsichtsrats. Und der Trainer, der ab der kommenden Saison im Amt sein soll, muss vom neuen Manager ausgesucht werden. Der Trainer, der aber jetzt sofort kommt, kann kein interner sein und wird nur eine Lösung für neun Spiele werden.

Ist es eigentlich momentan die schwierigste Zeit Ihrer seit 1994 andauernden Amtszeit im Vorstand des FC Schalke?

Nein! Wir hatten schon sehr viel problematischere Situationen. Zum Beispiel ganz am Anfang dieser Amtszeit, als es um die Lizenz ging. Danach kam die Entscheidung zum Bau der Arena, das war auch aufgrund der finanziellen Situation extrem schwierig. Die jetzige Situation ist eine ungenehme, das ist klar, aber das Leben besteht eben nicht nur aus Jojo.

Denkt man da auch schon an den eigenen Abschied als Präsident des FC Schalke?

Das hat nichts mit der augenblicklichen Situation zu tun. Mein Vertrag läuft bis zum 30. Juni 2010. Dann bin ich 69 und es wird es langsam Zeit, dass ich mich um die schönen Dinge außerhalb von Schalke 04 kümmere. Ich bin schließlich ein großer Familienmensch. Irgendwann ist genug mit arbeiten, dann müssen mal jüngere Leute ran mit neuen Ideen. Aber wenn die Situation erforderlich ist und man meint, mich noch zu brauchen, dann kann man darüber reden.

Würden Sie auch vorzeitig gehen?

Nein, daran denke ich nicht! Mal unabhängig von der Außendarstellung bin ich davon überzeugt, hier auf Schalke einen sehr guten Job gemacht zu haben. Wenn ich denn aufhöre, werde ich ein bestelltes Feld hinterlassen. Daher sehe ich keinen Anlass zu sagen, ich höre früher auf. Dafür ist mir Schalke sehr ans Herz gewachsen.

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