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DORTMUND: Was ist denn wirklich pervers: Rekorddefizit oder Aufdeckung?

DORTMUND: Was ist denn wirklich pervers: Rekorddefizit oder Aufdeckung?
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Es spricht für den Charakter von Matthias Sammer, dass er ein "persönliches Traurigkeitsgefühl" empfindet, wenn er momentan die Kritik liest, die auf Dr. Gerd Niebaum, den Club-Boss, einprasselt, denn schließlich bekennt der BVB-Coach nicht zum ersten Mal, dass er den Dortmunder Präsidenten "verehrt".

Es spricht für den Charakter von Matthias Sammer, dass er ein "persönliches Traurigkeitsgefühl" empfindet, wenn er momentan die Kritik liest, die auf Dr. Gerd Niebaum, den Club-Boss, einprasselt, denn schließlich bekennt der BVB-Coach nicht zum ersten Mal, dass er den Dortmunder Präsidenten "verehrt". In ihrer Ehre verletzt fühlen sich zur Zeit die Dortmunder Verantwortlichen immer öfter, deshalb stellt der Chef klar, "wir sind uns einig, dass wir das nicht mehr dulden können. Was hier geschieht, ist pervers", in Anspielung auf die Medienberichte in den letzten Wochen. Die Einschätzung ist nicht falsch, nur was ist denn nun pervers? Irgendwie kann der Eindruck nicht verdrängt werden, dass hier die Täter plötzlich in die Opferrolle schlüpfen. Eine feststehende Tatsache ist nun einmal, dass die Borussen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das mit Abstand größte finanzielle Minus eines einzelnen Vereins in der über 40-jährigen Bundesligageschichte am Saisonende präsentieren werden. Immerhin hatte die Hypo Vereinsbank schon vor Wochen errechnet, dass es rund 45 Millionen Euro sein werden. Eine Summe, die man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen sollte, wenn sie nicht für einen extrem unangenehmen Nachgeschmack sorgen würde. Und dass bei einem Rekordzuschauerschnitt von bisher 77.000 Besuchern. Doch die Vorstandsetage fühlt sich angegriffen und schlägt zurück, jetzt sogar mit einstweiligen Verfügungen gegen die "Süddeutsche Zeitung" und den "Kicker". Die Gazetten hatten behauptet, dass die Schwarz-Gelben ihren Mietzahlungen an die Molsiris Fondsgesellschaft für das Westfalenstadion nicht ordnungsgemäß nachkommen und es zudem Schwierigkeiten mit der Baufirma Hochtief wegen ausstehender Zahlungen gibt. Das Landgericht Dortmund hat den Anträgen des Vereins zugestimmt. Ein juristischer Teilerfolg, schließlich wurde nur eine einstweilige Verfügung erlassen, den die Verantwortlichen vielleicht mit Genugtuung registrieren, doch auf die Schultern dürfen sie sich dafür wahrlich nicht klopfen. Gerade sie haben mit einer undurchschaubaren Öffentlichkeitspolitik dafür gesorgt, dass die Spekulationen über die enorme finanzielle Schieflage des BVB immer abenteuerlicher werden. Es wird nur zugegeben, was von unterschiedlichen Medien oder undichten Stellen aufgedeckt wird. Nehmen wir den Fall Evanilson. Seit dem 25-Millionen-Euro-Transfer von Marcio Amoroso behaupteten die Borussen, dass der Brasilianer vom AC Parma Jahr für Jahr ausgeliehen wurde. Gleichzeitig wurde alle zwölf Monate das Szenario wiederholt, denn schließlich musste man sich ja angeblich mit den Italienern über die Modalitäten einigen. Scheinverhandlungen, die nahezu grotesk waren, da es einen netten kleinen Vertrag gab, indem die Dortmunder sich verpflichtet hatten, "Eva" im Sommer 2003 für stolze 14 Millionen. Euro zurückzukaufen. Nehmen wir den Fall Leonardo Dede. "Es liegt kein Angebot vor", erklärte Michael Zorc noch vor Wochenfrist. Da hat er nicht die Unwahrheit gesagt. Doch Karl-Heinz Rummenigge verriet, dass Michael Meier und Dr. Gerd Niebaum unlängst an die Isar jetteten, um den "Sambafloh" dort anzupreisen. "Unverschämtheit", wetterte Matthias Sammer über die Indiskretion des Münchener Vorständlers, der dann reuig dementierte, "so habe ich das nicht gesagt." Nehmen wir die Schechter-Anleihe. Noch auf der Hauptversammlung ließen sich die BVB-Geschäftsführer für das "gute" Ergebnis feiern. Mit der aberwitzigen Perspektive: "Auch der Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr 2003/2004 zeigt, dass Borussia Dortmund in allen Erlösbereichen gut aufgestellt ist." Na klasse, nur muss Dr. Gerd Niebaum nun zähneknirschend einräumen, "dass über zwei Tranchen von je 35 Millionen Euro nachgedacht wird." Eine Liste, die sich bequem verlängern lässt. Wahrheiten, die aufgedeckt, und nicht vom Verein freiwillig verkündet wurden. Was ist denn nun pervers?

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