Von Rache ist die Rede. Auch von Eiszeit. Ja, sogar von Hass. Vier Monate nach dem brisanten Transfer-Coup um Top-Torjäger Ailton und Abwehr-Star Mladen Krstajic ist beim Aufeinandertreffen zwischen Schalke 04 und Werder Bremen am Samstag (15.30 Uhr/live bei Premiere) für Zündstoff gesorgt.
Doch beim Tabellenführer und Meisterschafts-Favoriten der Fußball-Bundesliga will man von überschäumenden Gefühlen nichts wissen. "Hass oder ähnliche Emotionen gegenüber Schalke" seien nicht im Spiel, heißt es in einer offiziellen Erklärung der Hanseaten. Demonstrative Coolness ist angesagt.
Kein Gipfel der Emotionen, aber auch kein Spiel wie jedes andere. "Wir werden Schalke zeigen, dass sie gut eingekauft haben", sagt der serbische Nationalspieler Krstajic. Und auch sein Mannschaftskollege Ailton lässt keinen Zweifel aufkommen, dass er auf das Duell mit seinem künftigen Klub brennt: "Ich bin ein Mann und stelle mich der Situation. Wenn ich ein Tor schießen kann, zögere ich keine Sekunde", so der Brasilianer. Schalke ist "morgen" - heute ist Werder.
Die beiden Bremer Leistungsträger wissen, dass sie ihren Fans eine besondere Genugtuung verschaffen können, wenn sie ihren Klub auf Schalke zum Sieg führen. Ein Vorschuss an Sympathie von den Anhängern der "Königsblauen" erwarten sie nicht. `Natürlich werden wir ausgepfiffen. Wir sind schließlich Bremer", macht Ailton unmissverständlich klar.
Dass Schalke-Manager Rudi Assauer mit kühlem Geschäftssinn anstelle von alter Verbundenheit zu seinem früheren Klub zwei "dicke Fische" von der Weser angelte, hat man bei Werder noch nicht vergessen, doch der Groll hat sich gelegt: "Es wird sicher kein normales Spiel, aber dieses Thema ist für uns abgehakt", sagt Bremens Sportdirektor Klaus Allofs. Der Vorstandsvorsitzende Jürgen L. Born sieht es ähnlich: "Es handelt sich um eine sportlich sehr wichtige Partie, für andere Ansätze sind wir nicht zu haben."
Auch Assauer wollte vor der Begegnung kein Öl ins Feuer gießen: "Ich verstehe nicht, dass da von Hass die Rede ist. Spielen wir Fußball oder sollen wir uns erschießen?" Eine kleine Spitze Richtung Bremen konnte er sich dennoch nicht verkneifen: "Wir haben Werder mit den Verpflichtungen doch einen Gefallen getan: Wir haben ihnen zwei Spieler von der Gehaltsliste geholt", so der Manager Augen zwinkernd.
Die Norddeutschen sinnen indes auf eine passende Antwort mit sportlichen Mitteln. Angesichts von komfortablen neun Punkten Vorsprung auf die Verfolger in der Meisterschaft, will sich der Spitzenreiter auch in Gelsenkirchen keine Blöße geben. Für die `abtrünnigen" Ailton und Krstajic ist das Ehrensache - auch wenn ein Bremer Sieg die Schalker Chancen aufs internationale Geschäft schmälern würde: "Ich will mit Werder Meister werden. Schalke kommt erst später", versichert Ailton, der im Fall des Titelgewinns seine langjährige Lebensgefährtin Rosalie sogar im Weserstadion ehelichen will.
Auch der Begegnung mit seinem künftigen Trainer Jupp Heynckes sieht der Stürmer gelassen entgegen: "Wenn wir uns treffen, werde ich mich kurz vorstellen. Und wenn es sich ergibt, reden wir. Auch kein Problem..."