Das Szenario ist bizarr: Werder Bremen spielt bisher eine der erfolgreichsten Spielzeiten der Vereinsgeschichte und trotzdem gibt es mächtig Zoff bei den Hanseaten. Trotz der möglichen sportlichen Erfolge droht das Team auseinander zu brechen, da nach der Saison einige Leistungsträger den Verein verlassen werden. Das von Sportdirektor Klaus Allofs und Trainer Thomas Schaaf zusammengestellte Erfolgs-Mosaik des Tabellenführers gleicht im Hinblick auf die kommende Saison bereits jetzt einem Scherbenhaufen.
"Dort wo der Leichtsinn beginnt, steigt Werder aus den Verhandlungen aus. Es ist klar, dass das Finanzielle immer eine Rolle spielt. Ich finde es aber schade, wenn es nur noch darum geht. Schließlich gibt es kaum einen Verein, der eine so gute sportliche Perspektive bietet wie wir", beklagt Allofs die Personalentwicklungen bei den Hanseaten ein wenig frustriert. Drei ablösefreie Abgänge haben die Bremer in den vergangenen Monaten bereits hinnehmen müssen. Der Aderlass scheint aber noch nicht beendet zu sein.
Auch Klasnic vor dem Absprung?
Torjäger Ailton, der in der laufenden Saison schon 18 Mal erfolgreich war, schießt seine Treffer in der kommenden Spielzeit für Schalke 04. Auch Abwehrchef Mladen Krstajic wird sich den "Königsblauen" anschließen. Mit Antreiber Krisztian Lisztes, der als wichtiges Element der starken Mittelfeld-Raute gilt, konnte sich Allofs ebenfalls nicht über eine Vertragsverlängerung einigen. Den Ungar zieht es nun wohl in die italienische Serie A zu Sampdoria Genua oder dem AC Perugia. Der nächste Abwanderer könnte Stürmer Ivan Klasnic sein.
"Ich werde mich bis zum Wochenende entscheiden", sagt der Kroate, der für die nächste Spielzeit zu Bayer Leverkusen tendieren soll. Auch der Hamburger SV buhlt um die Dienste des 24-Jährigen. "Es ist doch klar, dass unsere gute sportliche Situation bei den Spielern Begehrlichkeiten weckt. Wir können aber nicht jeder finanziellen Forderung nachgeben", sagt Allofs, der jedoch weiterhin hofft, Klasnic halten zu können.
Micoud verschafft sich Luft
Regisseur Johan Micoud hat sich angesichts der Personalsituation dennoch schon einmal Luft gemacht. "Ich will langsam wissen, wie es mit Werder weitergeht und brauche Antworten auf einige Fragen. Ohne neue, starke Spieler, werden wir es in der kommenden Saison sehr schwer haben. Es ist bitter, dass uns so viele Leute verlassen", sagt der Franzose, der bei den Hanseaten noch eineinhalb Jahre unter Vertrag steht und über 2005 hinaus gehalten werden soll.
"Wir reden mit Spielern wie Johan über Vertragsverhandlungen und holen deren Meinung ein - natürlich ohne dass wir über konkrete Zahlen reden", sagt Allofs. Ein Name wird in diesen Gesprächen wohl bald eine wichtige Rolle spielen. Nach den Abgängen verfügt Werder für die kommende Saison immerhin über einen größeren Gehaltsspielraum, was den Weg für Nationalstürmer Miroslav Klose vom 1. FC Kaiserslautern freimachen könnte.