Aussage zwei: „Ich spüre beim VfL Bochum kein Vertrauen.“ Zwischen diesen Erklärungen des A-Junioren-Angreifers Güngör Kaya liegen exakt 27 Tage. Während der Stürmer, der am Sonntag mit einem Nachholspiel gegen Arminia Bielefeld die Saison fortsetzte, noch im spanischen Trainingslager Campoamor Feuer und Flamme für seinen Klub war - Kaya: „Dass mich Herr Koller mitgenommen hat, ist ein Hammer“ - ist längst vergessen. Und einen Vergleich mit dem ebenfalls türkischstämmigen Ilkay Gündogan, der sich zum 1.FC Nürnberg abgesetzt hat, verbat sich der 18-Jährige: „Ich bin Kaya, nicht Gündogan.“
Knapp ein Monat kann eine lange Zeit sein. Als RevierSport vorgestern mit Kaya telefonierte, wurde man den Eindruck nicht los, dass das Umdenken in Wirklichkeit ganz andere Gründe hat. In der Nachwuchsszene nämlich pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass der Knipser, der in zwölf Ligaspielen 18 Tore erzielte, inzwischen von seinem Berater bundesweit angeboten wird. So wusste man in Leverkusen, dass erneut der 1.FC Nürnberg vor den Toren Bochums wildert.
Aber auch die Erstligisten Hertha BSC und der Hamburger SV buhlen um die Gunst des Talents. Es ist kein Geheimnis - Beispiele gibt es in jüngster Vergangenheit ja genug - dass im A-Jugend-Bereich mit fünfstelligen Monatsgehältern gearbeitet wird. Beim VfL ist man über diese Entwicklung zwar nicht begeistert, doch offensichtlich stoßen die Bochumer bei diesen Summen an ihre Grenzen. Auf die Frage, wann und ob Güngör Kaya beim VfL unterschreibt, antwortete Thomas Ernst mit einem vielsagenden Gesichtsausdruck: „Es hat in der abgelaufenen Woche ein Gespräch gegeben. Wir werden weiter miteinander reden.“
Dass Güngör Kaya angesichts von einem gebotenen Jahresgehalt von 120.000 Euro (ungefähr die Gage eines Universitäts-Direktors) plötzlich bei seinem alten Klub „kein Vertrauen“ mehr spürt, ist nicht verwunderlich. Zumal man beim VfL bei der Hälfte der Summe an die Grenzen des Machbaren stößt. Und so darf man darauf wetten, dass Kaya am Saisonende erst aus Bochum und dann bei Klubs wie Berlin oder Hamburg völlig in der Versenkung verschwindet. Beispiele für solche „Karrieren“ gibt es wie Sand am Meer - fragt nach bei Nesat Gülünoglu.