13 Jahre lang hatte er von der C-Jugend bis zu den Profis das hessische Tor gehütet. Doch ausgerechnet am gestrigen Samstag waren es die Torhüter des VfL, die Ernst wohl eine schlaflose Nacht bescherten. Klar mit 0:4 (0:2) unterlag der VfL bei der Frankfurter Eintracht, und nicht weniger als drei Gegentreffer gingen auf das Konto von Daniel Fernandes und des für ihn eingewechselten René Renno. Dabei hatte der VfL fußballerisch in den 84 Minuten in Unterzahl einiges zu bieten.
Denn wie ist es anders zu erklären, dass Friedhelm Funkel nach dem Abpfiff wahre Lobeshymnen auf den Gegner sang. Funkel: „Ich weiß auch nicht so richtig, bei wem ich mich bedanken soll. Die 2:0-Führung zur Pause entsprach nicht dem Spielverlauf. Der VfL war mit einem Mann weniger über weite Strecken spielbestimmend. Hut ab vor dem VfL.“
Lob, für das sich die Gäste nichts kaufen können. Denn nach der Klatsche am Main stürzte der VfL auf den vorletzten Tabellenplatz und hat sein gutes Torverhältnis mittlerweile eingebüßt. Trainer Marcel Koller: „So kurios es klingen mag, aber wir haben gut angefangen. Aber wir haben aus den zwei, drei guten Möglichkeiten nichts hinbekommen.“
Was hatte der Schweizer sich in der abgelaufenen Woche den Kopf zerbrochen, um das ideale Rezept für den Auftritt bei der Eintracht zu finden. Doch wenn dann plötzlich einer völlig ausschert, dann sind alle Gedankenspiele über den Haufen geworfen. Der Lapsus von Fernandes, verbunden mit der Roten Karte und dem frühen Rückstand per Elfmeter(7.), führte dazu, dass Offensivmotor Joel Epalle den Platz verlassen musste, damit Renno den Keeperposten einnehmen konnte. Doch alleine die Schuld dem Portugiesen oder auch Renno - der beim 0:3 völlig indisponiert war und auch beim vierten Tor nicht gut aussah - in die Schuhe zu schieben, wäre zu einfach.
Thomas Zdebels Abspielfehler vor dem 0:2, Mimoun Azaouaghs Unentschlossenheit und viele weitere Unzulänglichkeiten stehen auf der Fehlerliste, die sich beliebig verlängern lässt. Und den Angreifern ist es ja auch nicht verboten, die sich bietenden Chancen mal konsequent zu nutzen.
Da passt es dann ins Bild, dass in einer Sechs-Mann-Mauer bei einem Freistoß für die Hessen ausgerechnet Azaouagh sich so verhielt, dass ihm Referee Markus Schmidt die fünfte Gelbe Karte unter die Nase hielt. Er wird damit ebenso gegen Köln fehlen wie Fernandes. Koller, der die Regel, dass eine Notbremse des Torhüters eine Rote Karte plus Elfmeter nach sich zieht, für unsinnig hält, erhielt Rückendeckung von seinem Kollegen Funkel: „Das ist eine schwachsinnige Anweisung.“
Und dann schickte der hessische Coach noch ein paar aufmunternde Worte dem VfL mit auf die Rückreise: „Wenn die Verantwortlichen des VfL weiterhin Ruhe bewahren, dann bin ich 100prozentig davon überzeugt, dass Bochum mit Koller den Klassenerhalt schafft.“
Hoffentlich kann Glaube Berge versetzen. Denn die Anzahl derer, die vom Klassenerhalt des VfL so wie Funkel überzeugt sind, schmilzt nach der Packung gestern wie Butter in der Sonne.