Gleichzeitig gehen die Ausschreibungen an die interessierten Fernsehanstalten, Internetanbieter, Rechtehändler, Mobilfunkbetreiber. Nachdem das Kartellamt der DFL solche Knüppel zwischen die Beine geworfen hatte, dass diese den Vertrag mit der von dem früheren Pleitier Kirch beherrschten Firma Sirius platzen lassen musste, um die Zentralvermarktung zu retten, herrschte einige Wochen lang zwar nicht Rat- oder Tatlosigkeit bei der DFL, aber bemühtes Treiben. Die Dinge scheinen sich zum Guten zu wenden. Ob die von Sirius garantierten 500 Millionen Euro pro Saison erreicht werden, sei dahingestellt. Die bisherigen erlösten 409 Millionen dürften aber dank einer Veränderung der Spielpläne gesichert sein.
Der Sport-Informations-Dienst (sid) stellt vor der entscheidenden Präsentation - die Bieter haben dann bis Ende November Zeit, um zu überlegen, was ihnen welches Paket wert ist - noch einmal die Kernpunkte zusammen.
Sicher scheint zu sein, dass es samstags ein 18.30-Uhr-Spiel geben soll - es sei denn, diese Idee wird teuer vom Markt gekauft. Derzeit jault die kartellrechtlich bevorzugte ARD auf, dass dadurch ihre Sportschau beschädigt würde. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, darf nicht vergessen werden, dass die ARD bei der letzten Ausschreibung 2005 bereits bereit war, für ein Live-Spiel am Samstag im Ersten die zusammenfassende Sportschau in den Dritten zu verstecken. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Sat.1 den Neuaufbau einer Sportredaktion bis Ende der laufenden Saison angekündigt hat und die Marke "ran" zunächst im Internet wiederbeleben will. Die spannende Frage: Wieder ran statt Sportschau? Oder Sat(t) live statt ARD?
Das ZDF sitzt genüsslich zwischen allen Stühlen in einem Sessel und wartet ab, was dem Aktuellen Sportstudio bleibt. Bei RTL weiß keiner, ob die "Schumi"-Millionen (Formel 1) im Etat umgewidmet werden oder eher nicht. Das DSF spekuliert wie eh und je auf Nischen.
Das große Geld soll sowieso vom Bezahlfernsehen kommen. Hier scheint die DFL plötzlich und unerwartet in die angenehme Situation gekommen zu sein, dass dem Platzhirschen Premiere im Disney-Ableger ESPN ein Konkurrent entstanden ist, der das Geschäft belebt. Die Frage allerdings wird sein, wo ESPN im Ernstfall die Bundesliga wird zeigen wollen. Noch sitzen viele Fußball-Fans auf ihren arena-Abos, und eine ständige Wechselei wird auf Dauer auch mühsam. Aber immerhin, es gibt Wettbewerb. Die Entzerrung der Anstoßzeiten (sonntags wird an 15.30 Uhr und 17.30 Uhr gedacht mit der Möglichkeit, vor allem wegen des UEFA-Cups am Donnerstag auch drei Spiele anzusetzen) führt zudem zu mehr "Abspielflächen" für interessierte Sender. Dass die Kernspielzeit Samstag (15.30 Uhr) massiv ausgedünnt wird, nimmt die Liga zur Sicherung ihrer Einnahmen billigend in Kauf.
Zu einem späteren Zeitpunkt muss die Frage diskutiert werden, ob eine Aufstockung der Liga auf 20 Vereine wünschenswert ist. Das würde vier Spieltage mehr bringen und an jedem Wochenende ein zehntes Spiel. Skeptiker allerdings befürchten, dass eine solche Maßnahme nur den Triumph des Mittelmaßes befeuern würde und deshalb finanziell nicht sonderlich lukrativ sein könnte.