Sportlich stets für eine Enttäuschung gut, liefert der Verein verlässlich wie ein Schweizer Uhrwerk auch immer wieder schöne Randgeschichten ab, die das Dasein eines Journalisten erst so richtig spannend machen.
So sorgen Carlos Grossmüller und Gustavo Varela für fette Schlagzeilen, obwohl die beiden Uruguayer rein sportlich kaum eine Notiz wert wären. Mit ihrem unentschuldigten Fernbleiben vom Training haben die Ersatzkräfte für einen Tag die Aufmerksamkeit gewonnen und dabei Schalkes Ruf von einem Sauhaufen unterstrichen.
Denn bei keinem anderen Verein in der Bundesliga hört und liest man so oft von disziplinarischen Verfehlungen wie in Gelsenkirchen. In Berlin musste zwar Marko Pantelic gerade auf die Tribüne, aber die Abstrafung für den eigensinnigen Torjäger ist ein Einzelfall, nachdem bei der Hertha die Zeiten des Partykönigs Marcelinho vorbei sind.
Auf Schalke aber kann man die Uhr danach stellen, wann der nächste kleine Skandal die Runde macht. Ob Mladen Krstajic und Ivan Rakitic in der Bar singen, Rafinha mit seinen Brasil-Kollegen bis morgens durchzecht oder Kevin Kuranyi unbedingt die Disco-Eröffnung eines Bekannten mit seinem Besuch beehren muss, die Namen der Beteiligten sind fast austauschbar.
Immer wieder gleich ist allerdings der Reflex, dass die Verantwortlichen ihre Angestellten zur Ordung rufen müssen, wenn auch durch empfindliche Geldstrafen oder vorläufige Suspendierungen.
Das Verhalten von Grossmüller und Varela spiegelt dabei indirekt die nicht immer glückliche Einkaufspolitik von Manager Andreas Müller wider. Grossmüller gehört zu den größten Flops, den der Ex-Profi in den vergangenen Jahren geholt hat. Der zweifelsohne spielerisch hoch veranlagte Mittelfeldmann hat vor über einem Jahr drei Millionen Euro Ablöse gekostet, genau wie sechs Monate später Zé Roberto. Von beiden sollte man sich im Winter trennen, auch wenn das Geld verbrannt ist.
Auch Albert Streit (2,5 Millionen Euro Ablöse) und Peter Lövenkrands (ablösefrei, aber üppiges Gehalt) haben keine Perspektive auf Schalke, der Schnitt zur Halbserie muss hart, aber deutlich sein.
Kuranyi hingegen steht offenbar vor der Verlängerung seines noch bis 2010 laufenden Vertrages. Ob das nicht der größte und verhängnisvollste Fehler Müllers ist, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Es liegt an Kuranyi, die Wertschätzung des Vereins mit entsprechenden Leistungen zurückzuzahlen.