Und die wenigen Fans auf dem Leichtathletikplatz sahen dabei lange Zeit ein gewohntes Bild. Matias Concha auf der Auswechselbank, Matias Concha beim Warmmachen. Nur im Einsatz sah man den Schweden nicht. Doch während diese Situation noch vor Wochen den Außenverteidiger echt belastete, nahm er seine Nichtnominierung am Donnerstag gelassen hin.
Seit zwei Wochen nämlich hat sich die Lage für den 28-Jährigen schlagartig verändert. Denn ebenso überraschend wie er in der letzten Winterpause seinen Stammplatz verloren hatte, konnte er ihn sich wieder zurückerobern. Concha: "Ich habe dafür viel Geduld gebraucht. Ich bin sicher, dass ich von Spiel zu Spiel besser werde, wenn ich regelmäßig den Rhythmus über 90 Minuten habe." Der Schwede, dessen Vertrag noch zweieinhalb Jahre läuft, hat in seinem ersten Bundesligajahr in der abgelaufenen Spielzeit alle Höhen und Tiefen des Profigeschäfts erlebt.
Und dies ist ganz einfach anhand von Zahlen zu belegen. Stand der Abwehrspieler, der in seiner Heimat schwedischer Meister und zweimal Pokalsieger wurde, in der Hinrunde in allen 17 Spielen auf dem Platz, so reichte es in der Rückrunde nur noch zu einem einzigen Einsatz. Doch damit nicht genug. Bei einigen Partien gehörte er noch nicht einmal zum Kader. Wer tagaus, tagein beim VfL-Training ist, der kann sich noch genau an den Gesichtsausdruck Conchas erinnern, als ihm Marcel Koller eröffnete, dass er auch auf der Bank keinen Platz fand. Concha: "Das war keine normale, sondern eine sehr schwere Situation für mich."
Doch während andere Profis ihr Leid dem nächstbesten Journalisten geklagt hätten, versuchte der 28-Jährige einen anderen Weg zu gehen. "Ich habe die Wut und Enttäuschung in positive Energie für das nächste Training umgewandelt." Und dann fügt er hinzu: "Wenn ich eine gute Erklärung bekomme, dann kann ich auch eine solche Entscheidung im Sinne der Mannschaft akzeptieren."
Fühlt sich immer noch wohl beim VfL: Matias Concha. Foto: firo
Was erst mit einer leichten Adduktoren- und Achillessehnenverletzung begann, wurde plötzlich unerwartet zur Routine - der Platz auf der Bank. Concha: "Ich habe gefühlt, dass der Trainer kein Vertrauen zu mir hatte und mir natürlich auch Gedanken darüber gemacht, was ist, wenn er mich auch weiterhin nicht braucht." Doch er wählte nicht, wie in der Bundesliga eigentlich üblich, die Flucht, sondern nahm die Herausforderung an: "Ich kämpfe um meinen Platz, will wieder spielen und zurück in die Nationalmannschaft."
Während an diesem Wochenende die schwedische Nationalmannschaft im albanischen Tirana um Quali-Punkte kämpfte, nutzte Concha mit Ehefrau und seiner zweieinhalbjährigen Tochter das trainingsfreie Wochenende zu einem Besuch in Amsterdam. Privat versteht sich, doch sein Ziel ist ein ganz anderes. Denn er verrät: "Ob sportlich oder privat, ich habe noch viele Träume." Einer davon ist die WM 2010 in Südafrika.
Doch bis dahin ist zunächst in Bochum Konkurrenzkampf angesagt. Concha ehrlich: "Ich bin doch nicht der Einzige, den es erwischt. In unserem Kader gibt es jede Woche Härtefälle, muss mal der eine, mal der andere draußen bleiben." Und bei allen Schwierigkeiten und unerfüllten Hoffnungen der letzten Monate ist er von einer persönlichen Entscheidung immer noch überzeugt: "Der Entschluss, nach Bochum zu wechseln, war der richtige."