Dass Nico Schlotterbeck am Sonntag zur Startelf von Borussia Dortmund gehören würde, hätte am späten Mittwochabend wohl kaum jemand für möglich gehalten. Der 25-Jährige musste bei der Niederlage gegen den FC Barcelona von Sanitätern vom Platz getragen werden, man befürchtete eine schwere Verletzung.
Umso größer war die Überraschung, als Schlotterbeck vier Tage später gegen die TSG Hoffenheim tatsächlich von Beginn an auf dem Rasen stand. Der Nationalspieler zeigte eine solide Leistung (WAZ-Note 3), konnte sich darüber aber nicht freuen: Nach einem Gegentreffer in der Nachspielzeit endete das Heimspiel in einem 1:1-Remis - mit demselben Ergebnis endeten bereits die vergangenen beiden Bundesliga-Auftritte des BVB (gegen Bayern und Gladbach).
Und Schlotterbeck wählte nach Abpfiff deutliche Worte. Er hatte ein „unfassbar schlechtes Spiel“ gesehen, ärgerte sich im TV-Interview bei DAZN über „viele Ballverluste“ und „keine Klarheit im Spiel“. Der Innenverteidiger schimpfte: „Wir kommen in der zweiten Halbzeit kaum in die gegnerische Hälfte in einem Heimspiel, das wir gewinnen müssen. Wahnsinn, unerklärlich.“ In der Halbzeit sei es lauter in der Kabine geworden, „aber wir haben es in der zweiten Halbzeit nicht hinbekommen. Wir wollten, aber es ging nichts, wir waren sehr unsauber, sehr unseriös.“
Dass der BVB noch am Mittwoch einen kräftezehrenden Abend gegen Barcelona erlebte und von Verletzungssorgen geplagt ist, wollte Schlotterbeck nicht aus Ausrede gelten lassen. „Wir sind Fußballprofis, es sind vier Tage nach dem Barcelona-Spiel, da erwarte ich von der Mannschaft, dass sie über 90 Minuten an den Anschlag geht. Das war mir von der ganzen Mannschaft zu wenig, da nehme ich mich natürlich mit rein“, sagte er.
Und so wurden die Gastgeber nach dem Führungstor durch Giovanni Reyna (46.) in der ersten Minute der Nachspielzeit noch um den Sieg gebracht. Die Mannschaft von Trainer Nuri Sahin geht als Tabellenachter in den Jahresabschluss beim VfL Wolfsburg am kommenden Sonntag. Um dann wieder dabei zu sein, wird Schlotterbeck unter der Woche kürzertreten müssen. Seine Bänder seien „schon extrem angeschlagen“, erklärte er. „Ich werde den Fuß hochlegen, damit ich in Wolfsburg spielen kann.“