Interviews auf dem Busparkplatz, Bilder aus der Kabine, Schiri-Kamera am Headset, bunte Klubformate und Stadion-Feeling dank Virtual-Reality-Brille - all die neumodischen TV-Pläne, die den Bundesligisten am Ende vor allem mehr Geld einbringen sollen, liegen bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) längst in der Schublade. Doch wie rosig die Zukunft nach der bevorstehenden Saison wirklich aussieht, entscheiden zunächst einmal die Juristen.
Denn während in der kommenden Spielzeit mit Blick auf die Übertragungen alles weitgehend beim Alten bleibt, schauen die Ligabosse gespannt auf das Ende des Schlichtungsverfahrens im Streit mit Streaminganbieter DAZN. Für Ende September wird die Entscheidung der Deutschen Institution für Schiedsgerichtsbarkeit (DIS) erwartet. Doch während zuletzt ständig von der herrschenden Unsicherheit bei der mit Abstand größten Einnahmequelle der Vereine gesprochen wurde, drehte die DFL den Spieß nun um.
„War es das Ziel und die Hoffnung aller, jetzt vor ein Schiedsgericht zu ziehen? Nein, sicher nicht“, sagte DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel laut dem Medienmagazin DWDL.de beim Supercup in einer Runde mit internationalen Journalisten: „Aber ich würde es umdrehen: Ist es auch ein Zeichen für die ungebrochene Popularität, dass Medienpartner und Sender schwer darum kämpfen, den Zuschlag für das Paket zu bekommen, ja sogar vor ein Schiedsgericht zu ziehen? Ich würde sagen, man kann so argumentieren.“
Kann man - muss man aber nicht. Schließlich drängt mittlerweile doch ein wenig die Zeit. Schon Mitte April hatte die DFL wegen des Disputs mit DAZN, wie Sky noch bis Ende der bevorstehenden Saison Inhaber der Liverechte, die Auktion der deutschsprachigen Medienrechte für die vier Spielzeiten von 2025/26 bis 2028/29 ausgesetzt. Konkret geht es um das Rechtepaket B, das die Samstagsspiele um 15.30 Uhr sowie die Einzelspiele am Freitagabend und die Relegation enthält.
DAZN fühlt sich diskriminiert, weil sein Angebot abgelehnt wurde, obwohl es „das finanziell attraktivste und überzeugendste“ gewesen sei. Das Angebot soll 400 Millionen Euro pro Saison betragen haben, die DFL akzeptierte allerdings die von DAZN abgegebenen Finanzgarantien nicht. Deshalb soll das entsprechende Paket trotz des niedrigeren Angebots bereits an Sky gegangen sein.
„Wir haben zwei wirklich gute Angebote für das erste Rechtepaket gesehen“, äußerte Merkel: „Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten sicherlich eine Lösung finden - und zwar in einem Zeitrahmen, der für die Vereine akzeptabel ist, der den Vereinen keinen Ärger und keine Probleme bereitet.“
Was dabei finanziell herauskommen wird, erscheint offen. In anderen europäischen Märkten ging der Erlös zurück. Das will die DFL im Auftrag der Klubs vermeiden. Derzeit erhalten die 36 Profivereine rund 1,1 Milliarden Euro pro Saison - was bereits einem jährlichen Minus von 100 Millionen im Vergleich zum vorhergehenden Zyklus entspricht.
Auch die Fans sind gespannt. Für sie kommt es darauf an, wo sie die Bundesliga künftig verfolgen können. Sicher ist bisher nur der Wegfall der „No-Single-Buyer-Rule“. Der Verkauf der Rechte an Live-Spielen ist wieder an nur einen Anbieter möglich - also könnte ein Abo für die Fans ausreichen. Möglich ist aber auch der umgekehrte Fall. Da es vier verschiedene Pakete für das Pay-TV zu ersteigern gibt, könnten am Ende auch mehrere Abos nötig sein.