Der DFB nahm am Montag im Zusammenhang mit den Manipulationsvorwürfen für das Bundesligaspiel Hannover 96 gegen den 1. FC Kaiserslautern (5:1/26. November 2005) sowie der Zweitligabegegnung Karlsruher SC gegen Sportfreunde Siegen (2:0/7. August 2005) Kontakt mit der Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main auf. Dies sei in Absprache mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) geschehen, teilte der DFB mit. Das besagte Zweitligaspiel war bereits im Jahr 2007 Gegenstand eines früheren Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Frankfurt gegen den Malaysier William Bee Wah Lim. Damals wurde die Partie jedoch aus Mangel an Beweisen nicht zur Anklage gebracht. Der DFB prüft nach den neuen Verdachtsmomenten durch den kanadischen Enthüllungsautor Declan Hill sowie des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, ob das sportgerichtliche Verfahren wieder aufzunehmen ist. Auch bezüglich der Bundesligapartie Hannover-Kaiserslautern, die bislang keine staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen nach sich zog, werde man die Veröffentlichungen auswerten und in die laufende Prüfung einbeziehen, erklärte der DFB. Unterdessen hat der Journalist Hill die fehlende Sensibilisierung der Fußball-Funktionäre für das Thema Wettmanipulation kritisiert. "Es ist wie ein großer Süßigkeitenladen ohne Tür. Jeder kann hereinspazieren und sich bedienen", sagte Hill bei der Vorstellung seines am Dienstag erscheinenden Buches "Sichere Siege" in Berlin und ergänzte: "Der Sport, den wir alle lieben, ist wegen Korruption und Manipulation in großer Gefahr."
FIFA-Präsident Sepp Blatter glaubt nicht an einen neuen Skandal. (RS-Foto: firo)
In seinem Buch berichtet der 43-Jährige über eine international operierende Wettmafia, die unter anderem das Achtelfinale der WM 2006 in Deutschland zwischen Ghana und Brasilien (0:3) manipuliert haben soll. Auch soll der Wettpate, der Hill einen Einblick in seine Geschäfte gewährte, ihm erklärt haben, dass das Bundesligaspiel zwischen Hannover 96 und dem 1. FC Kaiserslautern verschoben worden sei. Zudem berichtet Der Spiegel, dass auch das Zweitligaspiel Karlsruher SC gegen Sportfreunde Siegen unter Manipulationsverdacht stünde. Der DFB hat das Frühwarnsystem Sportradar beauftragt, die Spiele nach Auffälligkeiten zu überprüfen. Den illegalen Wettmarkt in Asien könnten solche Systeme jedoch nicht kontrollieren, entgegnete Hill, der von einem "Multi-Milliarden-Geschäft" spricht. Der promovierte Wissenschaftler hat sich während der dreijährigen Recherche auch mit FIFA-Präsident Joseph S. Blatter getroffen und über seine Ergebnisse gesprochen. "Ich glaube nicht, dass es stimmt", wird Blatter in dem Buch zitiert. Aber wenn es so wäre, "dann haben wir versagt. Absolut."