David Odonkor absolvierte 90 Spiele für Borussia Dortmund und wurde beim Sommermärchen 2006 Dritter mit der deutschen Nationalmannschaft.
Er verfolgt als Experte und Fan den Weg des BVB. RevierSport hat mit dem 39-jährigen Odonkor über die Saison der Borussia gesprochen.
David Odonkor, wie beurteilen Sie die bisherige Saison von Borussia Dortmund?
Sehr enttäuschend! Man hat sich ja viel mehr erhofft. Der BVB hat Jude Bellingham verkauft und 100 Millionen Euro eingenommen. Am Ende des Tages muss man sagen, dass das Geld nicht gut reinvestiert wurde. Niclas Füllkrug wurde zwar Torschützenkönig bei Werder Bremen, hat aber auch viele Elfmeter verwandelt. Er ist kein klassischer Torjäger wie Harry Kane oder Robert Lewandowski. Da fehlt mir bei Füllkrug einfach der letzte Punch. Ich kann diesen Wandel beim BVB zwischen Champions League und Bundesliga auch nicht verstehen. Die Mannschaft zeigt in der Königsklasse, wie viel Potential sie hat und in der Bundesliga ist dann wenig davon zu sehen. Da muss sich auch der Trainer hinterfragen. Ich finde es immer noch bitter, was mit Marco Rose in Dortmund passiert ist. Er hat eine gute Saison absolviert und wurde dennoch rasiert. Mit ihm hätte man den richtigen Trainer gehabt. Er hat solch einen Fußball spielen lassen, den sich die Dortmunder Fans und die Region wünschen. Es war ein Fehler, ihn zu entlassen. Das ist meine Meinung.
Ich sehe da keinen echten Plan hinter. Man muss so schnell wie möglich den Schalter umdrehen und am besten alles auf Null stellen, damit Borussia Dortmund in die Erfolgsspur kommt. Denn so kann es nicht weitergehen.
David Odonkor
Welcher Spieler hat Ihnen bisher am besten gefallen?
Jamie Bynoe-Gittens und Marco Reus haben schon ab und an den Unterschied gemacht. Marco musste sich über diverse Testspiele, den DFB-Pokal empfehlen und hat zunächst keine Rolle gespielt. Aber dann hat man gesehen, dass er noch wichtig ist. Das gilt auch für Mats Hummels. Trotz seines Tempodefizits ist er noch ein richtig guter Innenverteidiger. Er macht viel mit seinem Auge und das klappt immer noch. Enttäuscht bin ich von Nico Schlotterbeck. Hier sehen wir im BVB-Trikot einen gänzlich anderen Schlotterbeck als noch im Freiburg-Dress.
Was war Ihr schönster Moment in der bisherigen Saison?
Das waren die beiden Spiele gegen Newcastle und beim AC Mailand. Nochmal: In der Champions League ruft die Mannschaft ihr Potential ab. Die Frage muss gestellt werden: Warum eben nur in der Champions League? In der Bundesliga sollte dies natürlich auch und umso mehr der Fall sein. Schließlich muss man sich über diesen nationalen für den internationalen Wettbewerb wieder qualifizieren.
Was ist für Borussia Dortmund noch drin?
Es wird nicht einfach, am Ende unter den ersten vier Mannschaften zu stehen. Man zerstört sich bis dato ein bisschen selbst. Man sieht keine klare Linie. Die Aufstellungen sind immer unterschiedlich. Ich sehe da keinen echten Plan hinter. Man muss so schnell wie möglich den Schalter umdrehen und am besten alles auf null stellen, damit Borussia Dortmund in die Erfolgsspur kommt. Denn so kann es nicht weitergehen. Und das Los PSV Eindhoven im Achtelfinale der Champions League ist keinesfalls ein einfaches. Peter Bosz wird heiß sein und versuchen den BVB herauszukegeln. Die Holländer spielen einen sehr attraktiven Fußball im 4-3-3-System.