Nach den Auseinandersetzungen zwischen Fußball-Anhängern und Polizisten in der vergangenen Zeit hält Fan-Vertreter Dario Minden eine Annäherung beider Seiten vorerst für unrealistisch. „Die Situation ist festgefahren, eine Lösung in einer Art Fan-Polizei-Dialog ist leider realitätsfern“, sagte er als Teil des Bündnisses „Unsere Kurve“ auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.
„Auf Fanseite gibt es gar nicht die Vertretungsstrukturen und sicherlich oft auch überhaupt kein Interesse an einem Dialog, während auf der anderen Seite eine Polizei steht, die oft rechtswidrig handelt“, meinte Minden. Er führte an, dass die Verurteilungsquote nach aus seiner Sicht rechtswidrigen Eingriffen sehr gering sei. „Das ist keine Grundlage für einen lösungsorientierten Dialog“, fügte er hinzu.
Nach dem Zweitliga-Topspiel zwischen dem FC St. Pauli und Hannover 96 waren am Freitagabend mindestens 32 Menschen verletzt worden. Auf der Gästetribüne gerieten erst 96-Anhänger und Polizisten aneinander, nach der Partie stießen Fans des Zweitliga-Spitzenreiters St. Pauli mit Einsatzkräften zusammen. Den Einsatz im Gästeblock hatte die Polizei damit begründet, dass eine männliche Person erheblich attackiert worden sei. Sie gab an, in den Block gegangen zu sein, um „Schlimmeres zu verhindern“.
„Ich kann mir nicht vorstellen, unter welchen Bedingungen es eine kluge Idee sein soll, in einen vollen Block mit Fußballfans zu stürmen. Da ist Eskalation vorprogrammiert“, sagte Minden. Vor allem der Einsatz von Pfefferspray gegen mutmaßlich unbeteiligte Fans hatte für Kritik gesorgt. „Wir haben es hier nicht mit Fankultur zu tun, sondern mit Gewalttätern“, sagte dagegen Hamburgs Polizeipräsident Falk Schnabel.
In Bochum setzte die Polizei am Samstag Pfefferspray gegen Kölner Fans ein. In Stuttgart nahm die Polizei elf Fans des VfB in Gewahrsam, weil sie Platzverweise nicht akzeptiert haben sollen. Vor allem die Vorfälle in Hamburg und Bochum hatten eine erneute Debatte um das Verhältnis zwischen Polizei und Fans in Bewegung gesetzt.