Für den Hamburger SV ist der Traum von der lange ersehnten Bundesliga-Rückkehr fast schon wieder vorbei. Der überforderte Zweitliga-Dritte verlor das erste Relegations-Duell beim klar überlegenen Bundesliga-16. VfB Stuttgart verdient mit 0:3 (0:1) und muss im Rückspiel am Montag (20.45 Uhr/Sat.1 und Sky) auf ein Fußball-Wunder hoffen, um nach fünf langen Jahren das Unterhaus endlich zu verlassen. Der VfB hat dagegen beste Chancen, den vierten Abstieg nach 1975, 2016 und 2019 abzuwenden.
Stuttgart gelang ein Blitzstart. Schon nach 44 Sekunden traf Konstantinos Mavropanos vor 47.500 Zuschauern in der ausverkauften Arena zur umjubelten Führung. Dem Ex-Hamburger Josha Vagnoman gelang das 2:0 (51.), Serhou Guirassy machte alles klar (54.).
Eine noch bessere Ausgangsposition für das Team von Sebastian Hoeneß vergab Guirassy: Der Torjäger scheiterte in der 27. Minuten mit einem Foulelfmeter am starken HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes, der den sechsmaligen deutschen Meister vor einem Debakel bewahrte. Zu allem Überfluss sah der eingewechselte HSV-Profi Anssi Suhonen wegen groben Foulspiels noch Rot (69.).
Ohnehin spricht die Statistik für den VfB. In den bisherigen 24 Relegations-Duellen setzte sich 18-mal der Erstligist durch. Der letzte Erstligist, der scheiterte, war jedoch: Stuttgart (2019 an Union Berlin).
Druck, sagte VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth vor dem Anpfiff, könne „auch positiv sein“. Und der VfB legte furios los. Nach Eckball von Borna Sosa traf Mavropanos mit einem wuchtigen Kopfball freistehend zur frühen Führung. Heuer Fernandes war beim zweitschnellsten Tor der Relegations-Geschichte machtlos.
Der HSV, bei dem die zuletzt gesperrten Ludovit Reis und Bakery Jatta wieder starteten, war geschockt, der VfB blieb am Drücker, scheiterte aber immer wieder am starken Heuer Fernandes - zweimal war es Chris Führich, zweimal Guirassy. Beides Male war der Stürmer, für den der VfB am Mittwoch die Kaufoption gezogen hatte, viel zu nachlässig. Auch beim von Reis an Enzo Millot verursachten Strafstoß.
Vom besten Auswärtsteam der 2. Liga war nichts zu sehen. Der frühe Rückstand, vielleicht aber auch noch das Drama vom Wochenende um den Fast-Aufstieg im Fernduell mit dem 1. FC Heidenheim, setzten der Mannschaft von Trainer Tim Walter zu.
Erst nach einer guten halben Stunde wurde der HSV etwas mutiger. Die einzige Chance vor der Pause wurde von Florian Müller, der den verletzten Fabian Bredlow im VfB-Tor vertrat, begünstigt. Müller zögerte mit dem Ball am Fuß zu lange, Jatta und Robert Glatzel hätten den Patzer beinahe ausgenutzt.
Nach dem Wechsel übernahm Stuttgart sofort wieder die Initiative und wurde schnell belohnt. Der HSV wirkte wie so oft defensiv nicht stabil, schon gar nicht erstligareif.