Manuel Riemann hatte die Hände in seinen Winterjacken-Taschen vergraben, stand neben Sportchef Patrick Fabian und sah bei der 1:3-Niederlage seines VfL Bochums gegen PEC Zwolle zu. Im Tor stand für ihn erstmals Marko Johansson, der sein Debüt zwischen den Pfosten gab - und von Trainer Thomas Letsch ein gutes Zeugnis bekam. "Marko hat es ordentlich gemacht und ein paar sehr gute Bälle gehalten. Es ist natürlich ärgerlich, wenn du das erste Mal spielst und dann drei Tore kriegst." Der 54-Jährige sieht dabei aber eher Johanssons Mitspieler in der Verantwortung. "Ich hätte mir gewünscht, dass die Spieler um ihn herum den Ball ein bisschen mehr fordern. Was zu halten war, hat er gehalten."
Esser-Verlängerung wahrscheinlich
Damit konnte Johansson den guten Eindruck aus seinen Trainingsleistungen bestätigen - und bringt erneut Bewegung in die Diskussion, wer die Nummer zwei hinter Riemann sein sollte. Aktuell ist dies nach wie vor Michael Esser, der die gesamte Partie von der Bank aus verfolgte und aller Voraussicht nach das Testspiel am Samstag (10. Dezember, 13 Uhr, RS-Liveticker) gegen den Karlsruher SC bestreiten wird. Der 35-Jährige wurde zuletzt mit dem 1. FC Nürnberg in Verbindung gebracht, erteilte dem Zweitligisten aber eine Absage.
Auch für VfL-Trainer Letsch sei klar gewesen, dass er Esser auf gar keinen Fall gehen lassen wolle. "Michael ist für die Mannschaft - egal ob im Fußball oder neben dem Platz - wichtig und ich bin froh, dass wir diese drei unterschiedlichen Charaktere haben." Die Frage ist nur: Wie lange noch?
Stammkeeper Riemann hat noch einen Vertrag bis 2024 - den längsten aller VfL-Torwarte. Johansson wurde vom Hamburger SV bis Ende der Saison mit einer Kaufoption ausgeliehen, Esser befindet sich in Verhandlungen zu einer Verlängerung seines im Sommer auslaufenden Arbeitspapiers. "Ich spreche gerade mit Patrick Fabian, schauen wir mal, was in den nächsten Wochen passiert", äußerte Esser sich unter der Woche gegenüber der WAZ. "Dass ich zu Hause bin, ist wichtig – aber natürlich will ich spielen. Bock hätte ich schon noch zu spielen und natürlich am liebsten beim VfL."
Johansson - Einer für die Zukunft?
Teil der Gespräche dürfte unter anderem sein, ob es Wertschätzung nur in der Form von Worten oder eben auch von Spielzeit geben wird. Letsch möchte das Thema eher klein halten und sieht den 24-jährigen Johansson eher als Versprechen für die Zukunft. Riemann, 34 Jahre alt, und Esser, 35, werden vermutlich nicht mehr die nächsten zehn Jahre auf höchstem Niveau spielen können. "Von daher ist es immer wichtig, auch einen jungen Torwart zu haben und ihn jetzt auch mal im Spiel zu sehen."
Mit Paul Grave steht noch ein hauseigenes Talent im VfL-Kader. Der 21-Jährige muss aber weiterhin nach seiner Schulter-OP aussetzen. "Paul kenne ich aus der Umkleidekabine, aber noch nicht vom Fußballplatz", spricht Letsch dementsprechend von derzeit drei Torhütern, die allesamt eine hohe Qualität mitbringen. Es bleibt spannend, wie sich der VfL auf der Torwart-Position für die Zukunft aufstellt - kurz- und langfristig.