Julian Nagelsmann ging mit einem zuversichtlichen Lächeln in die nächste Woche der Wahrheit mit dem ewigen Klassiker gegen Borussia Dortmund. Nach zwei kurzen Telefonaten mit seinen Corona-Patienten Joshua Kimmich und Thomas Müller hatte der Trainer von Bayern München beste Laune.
„Sie scharren mit den Hufen“, berichtete er, Nagelsmann ist „guter Dinge“, dass beide im Kracher beim BVB am Samstag (18.30 Uhr/Sky) mitwirken können. Zuvor aber gelte es, noch ohne die beiden Anführer in der Champions League am Dienstag gegen Viktoria Pilsen (18.45 Uhr/DAZN) den nächsten Pflichtsieg einzufahren.
„Wir wollen noch mehr Selbstbewusstsein tanken und mit einem guten Gefühl nach Dortmund fahren“, sagte Kapitän Manuel Neuer nach der erlösenden 4:0-Gala gegen ein bedauernswert hilfsloses Bayer Leverkusen. Begegnungen mit dem ewigen Rivalen seien „immer besonders“, in Dortmund warte „eine gute Mannschaft und ein schweres Spiel“.
Doch die Bayern mit Fußball-Künstler Jamal Musiala fühlen sich wieder gewappnet für die großen Partien. Nagelsmann empfand den ersten Sieg in der Bundesliga nach vier vergeblichen Anläufen als „befreiend“ - für den ganzen Klub, für sich selbst und für Sorgenkind Sadio Mane, der erstmals seit dem 3. Spieltag traf.
Ein gutes Spiel aber „heißt nicht, dass jetzt alles vorbei ist“, betonte Musiala, „wir dürfen uns nicht zurücklehnen, müssen dranbleiben, die gleiche Energie, den gleichen Hunger mitbringen“. Gegen Pilsen, in Dortmund, gegen Freiburg und danach im Pokal bei Bayern-Schreck Augsburg.
Corona aber bereitet den Bayern auf dem Weg zum alleinigen Rekord mit dem 31. Gruppenspiel ohne Niederlage Sorgen. Erst Neuer und Leon Goretzka, jetzt Kimmich und Müller - die Bosse legten den Stars deshalb sogar nahe, auf das Wiesn-Finale zu verzichten. „Verbot klingt immer so hart“, sagte Nagelsmann, „aber das Thema beschäftigt uns wieder. Wir haben die Spieler sensibilisiert.“
Weitere Ausfälle kämen zur Unzeit, schließlich steht mit dem Klassiker „zeitnah ein Highlight vor der Tür“, wie Müller betonte. „Auf dieses Spiel freut sich Fußball-Deutschland das ganze Jahr“, sagte Goretzka.
Und Vorstandschef Oliver Kahn hatte den BVB im Sinn, als er mahnte, der Samstag sei nur „ein erster Schritt in die richtige Richtung“ gewesen. Man sei „gut beraten, das nicht zu hoch zu hängen“. Es gelte, „diese Einstellung Spiel für Spiel an den Tag zu legen.“
Dem tschechischen Meister kommt dabei die Rolle als nächster Aufbaugegner zu, Pilsen verlor beide Gruppenspiele klar. Nagelsmann will rotieren, aber „nicht sieben Spieler wechseln“. Serge Gnabry und Ryan Gravenberch seien Kandidaten für die vakanten Plätze nach den Ausfällen von Müller und Kimmich. Kingsley Coman, den die Kollegen bei der Rückkehr ins Training mit Applaus begrüßten, soll für Dortmund zur „Kader-Option“ werden.
Dann setzt Nagelsmann wieder auf Zauberfüßchen Musiala, den Neuer als Münchner „Schlüsselspieler“ bezeichnete, und das neue Mia san mia. „Wir haben auf ein positives Signal gewartet“, berichtete Neuer gelöst, „um auch für uns persönlich zu wissen, dass wir“s drauf haben.„
Das galt in besonderem Maße für den über Wochen glücklosen Mane. „Man leidet ja mit ihm mit“, sagte Kahn, „er ist so ein großartiger Typ, arbeitet enorm viel.“ Ob das Tor gegen Leverkusen aber „ein Knotenplatzer war, zeigen die nächsten Spiele“, betonte Nagelsmann. - Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen: