Nach dem Becherwurf-Skandal hat der VfL Bochum erwartungsgemäß am Grünen Tisch verloren: Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wertete die in der 70. Minute beim Stand von 2:0 für Borussia Mönchengladbach abgebrochene Begegnung mit 2:0 Toren und drei Punkten für den fünfmaligen deutschen Meister.
Bochum hatte eine Wiederholung des Spiels gefordert, weil der Becherwerfer sein Getränk „völlig legal“ gekauft und der Verein deshalb „kein Verschulden“ habe. Diese Argumentation schmetterte Stephan Oberholz, der Vorsitzende des DFB-Sportgerichts, ab. Jeder Verein sei „für seine Zuschauer verantwortlich“, das „Verschulden der Zuschauer“ sei dem Klub zuzurechnen. Die Spielwertung für Gladbach sei „zwingend und alternativlos vorgeschrieben“, „ein Wiederholungsspiel oder ein Nachspielen der letzten gut 20 Minuten ist daher nicht möglich.“
Laut Rechts- und Verfahrensordnung haben die Klubs „unter anderem für das Verhalten ihrer Spieler, Offiziellen, Mitarbeiter, Anhänger und Zuschauer“, so Oberholz - unabhängig vom Verschulden. Dies sei schon mehrfach vom Internationalen Sport-Schiedsgericht (CAS) oder auch vom Bundesgerichtshof (BGH) bestätigt worden.
Über Sanktionen für den Aufsteiger wird das DFB-Sportgericht in einem gesonderten Verfahren zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden, teilte der DFB am Donnerstag mit. Dem VfL droht damit weiterhin ein Geisterspiel.
Schiedsrichterassistent Christian Gittelmann war in der Partie von einem gefüllten Getränkebecher am Hinterkopf getroffen worden. Der Unparteiische Benjamin Cortus hatte die Begegnung zunächst unterbrochen und eine Viertelstunde später offiziell abgebrochen.
Die Bochumer Polizei hatte am Montag einen Tatverdächtigen ermittelt und zur Sache verhört. Laut einer gemeinsamen Erklärung der Staatsanwaltschaft und des Polizeipräsidiums hatte sich der 38-jährige Bochumer aber „im Zuge der Vernehmung nicht zur Sache eingelassen“.
Der VfL kündigte an, gegen den Übeltäter mit aller Härte vorzugehen. Der Klub drohte „Stadionverbot, Vereinsausschluss oder Einzug der Dauerkarte“ sowie „Schadenersatzansprüche“ an. Nach der Niederlage am Grünen Tisch könnte es für die Bochumer im Abstiegskampf noch einmal eng werden: Sieben Runden vor Schluss ist der Vorsprung auf den Relegationsplatz auf sechs Punkte zusammengeschrumpft.
Bei Gittelmann wurde nach eigenen Angaben im Krankenhaus eine Schädelprellung und ein Schleudertrauma diagnostiziert. Er hatte harte Strafen gefordert. „Eine flächendeckende Null-Toleranz-Politik mit einem klar definierten und für alle im Vorfeld bekannten und harten Strafmaß sollte ausgearbeitet werden“, sagte Gittelmann, nur so seien „Gewalttaten“ gegen Unparteiische - vor allem auch „auf den Amateurplätzen“ - zu vermeiden.
In der Bundesliga-Historie war es der achte Spielabbruch. Letztmals hatte es am 1. April 2011 beim Spiel zwischen dem FC St. Pauli und Schalke 04, als Schiedsrichterassistent Thorsten Schiffner von einem Bierbecher am Kopf getroffen, einen Spielabbruch gegeben.
Die Millerntor-Elf wurde damals zunächst zu einem Geisterspiel verurteilt. Im Nachhinein wurde die Strafe auf ein Spiel in einem mindestens 50 Kilometer entfernten Stadion abgemildert.