Für den 27-jährigen Ungarn schließt sich zudem der Kreis, da er wieder ins Revier, aus dem er im Sommer 2004 vom FC Schalke 04 ausgezogen ist, um sich fußballerisch weiterzuentwickeln, zurückkehrt. Damals gehörte er noch in die Kategorie Talent, jetzt werden von ihm Führungsqualitäten erwartet, denen er sich allerdings selbstbewusst stellt. RevierSport unterhielt sich mit dem Noch-Karlsruher, der im Moment in Dortmund auf Wohnungssuche ist. Tamas Hajnal, in wenigen Tagen beginnt die Euro 2008. Die einst so große Fußball-Nation Ungarn ist wieder einmal nur Zuschauer, eine bittere Rolle? Klar, das tut schon weh, aber im Moment sind wir im internationalen Vergleich nicht so stark, denn wir fehlen ja nicht zum ersten Mal bei einer Europa- oder Weltmeisterschaft. Dennoch glaube ich, dass wir auf einem guten Weg sind. Mit Erwin Koemann wurde ein neuer Trainer verpflichtet. Am vergangenen Wochenende haben wir den amtierenden Europameister Griechenland mit 3:2 geschlagen.
Fällt es Ihnen nicht schwer, sich für Länderspiele zu motivieren, wenn die ganz großen Ziele nicht erreicht werden können? Nein, denn wie gerade gesagt, wir machen Fortschritte, weil wir gute Vorstellungen abliefern. Außerdem hat man in jedem Match eine Chance zu gewinnen. Zudem haben wir schon eine gewisse Qualität in unserem Team, in dem Akteure vertreten sind, die in England, Italien und auch Deutschland spielen. Jetzt müssen wir es schaffen, noch besser als eine Einheit, eine Mannschaft aufzutreten. Damit das gelingt, müssen wir uns alle steigern. Ein gutes Stichwort, sie sollen dazu beitragen, dass der BVB demnächst eine deutliche Steigerung hinlegt.
Das ist doch eindeutig mein Ziel, deshalb haben die Borussen mich ja geholt, allerdings muss ich das erst noch umsetzen. Auch wenn Sie dabei Ihren guten Bekannten Giovanni Federico aus der ersten Elf kegeln müssen? Es geht doch nicht um Personen, sondern um die Sache. Ich will mich persönlich weiterentwickeln und gleichzeitig dem Verein helfen. Dabei steht nicht einer, sondern die ganze Mannschaft im Mittelpunkt. Sie haben nach Ihrer Zeit in Schalke in Kaiserslautern und Karlsruhe gespielt. Trifft auf Sie der Satz, Reisen bildet, genauer gesagt, Reisen bildet weiter, zu? Außerdem war ich noch zwei Jahre in Belgien. Unterm Strich kann man das so sagen, denn ich will immer besser werden, dafür arbeite ich im Training auch sehr hart. Die Zeit bei den verschiedenen Klubs hat mir sehr gut getan. In Schalke war der Sprung aus der Jugend in die Bundesliga zu groß, inzwischen bin ich aber aus den Lehrjahren heraus und kann Verantwortung übernehmen.
Mit dem KSC sind Sie phänomenal in die erste Liga gestartet, dann kam der Einbruch... Entschuldigung, doch da muss ich widersprechen. Von den Punkten her haben wir am Ende sicherlich nicht gut ausgesehen, insgesamt aber einen guten Fußball gespielt. Die letzte Partie in Hamburg muss man in dieser Bilanz sicher lieber vergessen. In Karlsruhe lebte das Team von einer sehr großen Harmonie. Fällt es da nicht schwer, so einer Gemeinschaft den Rücken zu kehren? Natürlich ist das nicht einfach, denn wir hatten wirklich ein erfolgreiches Jahr und eine hervorragende Mannschaft. Ich habe mich schon sehr früh, genauer gesagt im Januar, für den BVB entscheiden, so dass ich mich auf den Abschied lange vorbereiten konnte. Dem KSC bin ich sehr dankbar für die tolle Zusammenarbeit, jetzt freue ich mich jedoch auf Dortmund, die Mannschaft und das Umfeld.
Gerade die von Ihnen letztgenannte Komponente übt hier aber wesentlich mehr Druck aus als es in Karlsruhe der Fall war. Das ist kein Problem für mich, denn ich selbst stelle an mich die höchsten Erwartungen, ich will immer guten Fußball spielen. Es muss doch einfach nur schön sein, mit 80.000 Zuschauern Siege zu feiern. Das ist ein positiver Druck, den größten lege ich mir ohnehin selber auf.
Als sie bei den Borussen den Vier-Jahres-Vertrag unterzeichneten, hieß der BVB-Coach Thomas Doll, jetzt Jürgen Klopp. Tangiert Sie diese Veränderung in irgendeiner Weise? Mit Thomas Doll habe ich natürlich zuvor gesprochen. Die vergangenen Wochen waren in Sachen Trainer sehr turbulent, deshalb konnte man mit dem Wechsel schon fast rechnen. Ich freue mich auf Jürgen Klopp, er ist ein sehr guter Linienchef.
Wo sehen Sie sich denn in Ihrer neuen Mannschaft. Als Zehner oder in einer anderen Rolle? Als klassischen Spielmacher würde ich mich nicht bezeichnen. Ich bin jemand, der das Spiel ordnen kann, viel Laufarbeit verrichtet und sich nicht zu schade ist, hinten auszuhelfen. Außerdem strahle ich Torgefahr aus und will, wie bereits erwähnt, Verantwortung übernehmen. Also ein Typ, den die Borussen seit dem Wechsel von Tomas Rosicky händeringend suchen. Er war nicht so torgefährlich, aber sicher ein sehr guter Spieler, der seine Aufgabe darin gesehen hat, Treffer vorzubereiten. Das hat ja auch ganz gut geklappt. Sie haben sieben Jahre das königsblaue Trikot getragen, das in Dortmund nicht zu den angesehenen gehört, sehen Sie darin ein Problem? Nein, das ist doch schon lange her. Jetzt bin ich Bestandteil der schwarz-gelben Mannschaft, was vorher war, spielt jetzt keine Rolle mehr. In der kommenden Saison ist der BVB endlich wieder international vertreten. Sind die damit verbundenen Englischen Wochen eher ein Ansporn oder eine starke körperliche Belastung?
Der UEFA-Pokal ist doch für jeden Spieler ein Ansporn und Anreiz. Ich gehe davon aus, dass wir in die Gruppenphase einziehen und so viel Erfolg wie möglich haben werden. Sind Sie bei der Suche nach einer neuen Unterkunft im Revier schon fündig geworden? Bisher noch nicht, obwohl uns der Verein dabei sehr unterstützt. Während des Urlaubs werden meine Frau und ich wohl ein bis zwei Tage nach Dortmund fliegen, um uns entsprechende Objekte anzuschauen. Noch können Sie die Erholung aber nicht ganz genießen, oder?
Nein, am Samstag absolviere ich mit der ungarischen Nationalmannschaft ein Match gegen Kroatien.
Eine gute Gelegenheit, mit Robert Kovac und Mladen Petric zwei neue Mitspieler zu begrüßen. Das werde ich mit Sicherheit auch tun.