Im Zorn über den ausgebliebenen Elfmeterpfiff flüchtete sich Armin Veh in beißenden Sarkasmus. „Also wenn das das Ergebnis der Regelschulung war, dann habe ich die Regelschulung nicht verstanden“, höhnte der Geschäftsführer des 1. FC Köln nach der bitteren 1:3 (1:1)-Pleite im Freitagabendspiel beim FSV Mainz 05: „Da läuft man raus, schaut sich das an und entscheidet trotzdem so? Na, Hut ab! Das ist für mich unfassbar.“
Auf die Palme gebracht hatte Veh eine Entscheidung von Schiedsrichter Frank Willenborg (Landau), der beim Stand von 1:2 aus Sicht der Kölner auch nach Ansicht der Videobilder keinen Strafstoß verhängt hatte (63.). Der Mainzer Verteidiger Moussa Niakhate hatte im Sechzehner eine Flanke mit dem nach hinten ausgefahrenen Arm unterbunden. „Dann können wir ja in Zukunft immer so zum Ball gehen“, motzte Veh und imitierte Niakhates Armhaltung.
Kurz zuvor hatte bereits der Kölner Trainer Achim Beierlorzer seiner Wut über die Entscheidung des Unparteiischen Ausdruck verliehen. „Es fühlt sich durch den Videobeweis noch beschissener an“, klagte der 51-Jährige mit finsterer Miene und präzisierte seine Kritik an der Regelauslegung bei DAZN: „Das ist auch nicht mehr nahe Distanz. Da blockiere ich ganz klar eine Hereingabe. Da gibt es ja keine zwei Meinungen.“
Die gab es aber sehr wohl, denn unter anderem 05-Coach Sandro Schwarz sah die Sache ganz anders. Er könne zwar den Unmut der Kölner „absolut verstehen“, weil solche Elfmeter auch regelmäßig gegeben würden, sagte der Trainer. Schiedsrichter Willenborg sah er grundsätzlich dennoch im Recht. „Nach dem, wie uns die Regel vor der Saison erklärt wurde, ist es keiner“, befand Schwarz: „Es ist für mich keine klare, krasse Fehlentscheidung.“
Der Mainzer Sportvorstand Rouven Schröder vermutete derweil mit leicht schelmischem Grinsen, dass „die Gradzahl, wie der Arm abgespreizt war, wahrscheinlich nicht ausgereicht“ habe. Und so hatten Jean-Paul Boetius (21.), der Schwede Robin Quaison (57.) mit einem fulminanten Distanzschuss und Levin Öztunali (82.) nach Simon Teroddes (14.) Führungstreffer die Partie gedreht.
Für Mainz 05 bedeutete der dritte Saisonsieg einen echten Befreiungsschlag im Tabellenkeller, für Köln dagegen einen herben Dämpfer. Zumindest blieb dem FC die tröstende Gewissheit, dass sich ein solcher Vorfall im DFB-Pokalspiel am Dienstag (18.30 Uhr/Sky) beim 1. FC Saarbrücken nicht wiederholen kann. Dort gibt es nämlich vorerst noch keinen Videobeweis - dieser ist erst ab dem Achtelfinale im Einsatz. (sid)