Andrej Kramaric (72.) und der eingewechselte Ihlas Bebou (86.) erzielten die Tore für Hoffenheim, das bis zum 1:0 nicht den Hauch einer Chance hatte - dann aber seine erste Top-Gelegenheit nutzte. Schalke kassierte nach fünf Spielen wieder eine Niederlage - und das ausgerechnet vor dem Derby. Dabei hatten die Gelsenkirchener bis zur 72. Minute richtig gut gespielt.
Schalke hatte zur Halbzeit bei nahezu allen relevanten Daten die Nase vorn, ganz besonders bei den Torchancen - nur nicht bei den Toren. Die Gäste dominierten das Spiel, hatten auch einen ordentlichen Zug zum Tor, konnten die herausgespielten Chancen aber nicht verwerten. Wobei diesmal klar gesagt werden muss: Schalke betrieb kein Schindluder bei der Chancenverwertung, sondern es fehlte einfach ein ums andere Mal der letzte Tick.
Schalke vergibt zahlreiche Chancen
Das war schon in der dritten Minute der Fall, als Daniel Caligiuri einen Freistoß aus gut und gerne 25 Metern gegen das Lattenkreuz setzte. Caligiuri war Teil des neuformierten Mittelfelds, in dem es die verletzungsbedingten Ausfälle von Suat Serdar (Adduktoren) und Weston McKennie (muskuläre Probleme) zu verkraften gab. Neu ins Team kam dafür Alessandro Schöpf bei seinem ersten Startelf-Einsatz in dieser Saison, der Österreicher übernahm die linke Seite der Mittelfeld-Raute. Ganz vorne setzte Trainer David Wagner auf die Sprinterqualitäten von Rabbi Matondo und wies Mark Uth einen Platz auf der Bank zu - eine Maßnahme, mit der Schalkes Trainer schon beim Sieg in Leipzig Erfolg gehabt hatte.
Die Umstellungen funktionierten, die Angreifer Matondo und Guido Burgstaller hingen nicht in der Luft. Burgstaller hatte auch die zweite Chance des Spiels in der 13. Minute, als das Zuspiel von Amine Harit einen Tick zu steil geraten war, so dass der Mittelstürmer nach außen abgedrängt wurde. Dass der Österreicher nicht mehr torgefährlich genug ist, hält Wagner ohnehin für eine “inszenierte Geschichte” - er sieht, wie sich Burgstaller ins Spiel einbringt. So auch in der 24. Minute, als Schöpf nach einer Ablage von Burgstaller übers Tor köpfte - die dritte gute Chancen.
Die vielleicht beste Gelegenheit in der ersten Halbzeit spielte Schalke freilich nicht klar genug aus: Nach einem langen Ball in den Strafraum kam der aufgerückte Salif Sané frei an den Ball und entschied sich für einen Querpass auf Burgstaller - der kam aber nicht an, weil Hoffenheims Kevin Vogt mit letztem Einsatz zur Ecke klärte. Vielleicht hätte Sané selbst den Abschluss suchen sollen. Und in der 31. Minute schoss Schöpf nach einem Konter über Amine Harit knapp am Tor vorbei.
Hoffenheim hatte in dieser Phase ganz wenig zu bieten, auch von Schalke-Leihgabe Sebastian Rudy war nicht viel zu sehen. Die Kraichgauer verschleppten danach aber etwas das Tempo und hielten Schalke bis zur Pause wenigstens vom Tor fern - sie selbst verzeichneten durch Posch (34.) immerhin ihren ersten gefährlichen Torschuss, Schalkes Torwart Alexander Nübel musste aber nicht eingreifen.
Schalke im Stile einer Heimmannschaft
Auch nach dem Wechsel diktierte Schalke das Spiel im Stil einer Heimmannschaft - es war schon erstaunlich, mit welchem Selbstverständnis die Gäste auftraten. Nach einer Stunde trugen die drei laufstärksten der 22 Herren auf dem Platz (Schöpf, Mascarell, Harit) allesamt das Schalke-Trikot, das Spiel wurde in Einbahnstraßen-Richtung vorgetragen - und dann stellte es Andrej Kramaric mit seinem Tor zum 1:0 für Hoffenheim in der 72. Minute geradezu auf den Kopf.
Es war grotesk: Mascarell rutschte gegen Ihlas Bebou im Mittelfeld aus, dann musste Sané den TSG-Angreifer passieren lassen, doch Nübel rettete zunächst klasse gegen Bebou. Aber beim Nachschuss von Kramaric, der sein erstes Spiel nach langer Verletzungspause bestritt, war Nübel machtlos. Bebou machte dann in der 86. Minute mit dem 2:0 alles klar, nachdem Stambouli zu spät gekommen war.
Manfred Hendriock