Seine Befürchtungen bestätigten sich nicht. "Erst dachte ich, man wäre als Schlussmann die Schießbuden-Figur, aber das Winkel- und Positions-Spiel sowie das Verschieben zum Ball ist im Grunde so, wie auf dem großen Feld auch." Genau dort konnte Herzog sein Können in Meisterschafts-Partien bisher nicht unter Beweis stellen. "Natürlich hätte ich gerne gespielt", gibt er zu, "die Enttäuschung ist natürlich da. Wenn das nicht so wäre, könnte ich mit dem Fußball aufhören. Ich versuche, die Sache positiv zu sehen und mir kurzfristige Ziele zu setzen."
Seine Sommer-Aussage nach dem Wechsel aus Schaffhausen zu den Zebras steht. "Ich habe gesagt, dass ich mich hier durchsetzen möchte, daran hat sich überhaupt nichts geändert." Sein Ziel: "Ich möchte den Trainer dahingehend überzeugen, dass er weiß: Er kann sich auf mich verlassen. Freundschafts-Spiele und Training sind dabei natürlich wichtig, um zu unterstreichen, dass ich da bin."
Über seine Situation hat der Eidgenosse sowohl mit Chef-Coach Rudi Bommer als auch mit Keeper-Trainer Manfred Gloger gesprochen. "Das", sagt Herzog, "bleibt allerdings intern." Der Neuzugang weiß: "Bei uns war viel los in der ersten Halbserie, da gab es gewiss andere Sorgen, als sich über den Torwart-Bereich Gedanken zu machen."
Der 27-Jährige stellt allerdings klar: "Ich bin kein Typ, der aufgibt, nur weil es nicht nach Wunsch läuft. Man sieht doch in der Bundesliga, wie schnell alles gehen kann. Bei Schalke kommt ein Manuel Neuer in die Start-Formation, schlägt richtig gut ein und ist jetzt der neue Hoffnungsträger."
Die Konkurrenz-Situation mit Duisburgs "Nummer eins" Tom Starke und dem zweiten Vertreter Sven Beuckert bezeichnet Herzog als "okay". Der ehemalige Baseler: "Wir Torhüter respektieren uns gegenseitig. Andernfalls könnte man auch nicht so zusammenarbeiten, wie wir es im täglichen Trainings-Betrieb tun. Freundschaft ist allerdings ein großes Wort, das möchte ich nicht unbedingt in den Mund nehmen. Das Verhältnis ist in Ordnung, wir haben viel Kontakt, gehen uns nicht aus dem Weg." Was die Arbeit mit Gloger angeht, sieht Herzog bei sich Fortschritte. "Jeder Torwart-Trainer hat natürlich andere Ideen. Ich konnte von ihm sicherlich schon profitieren. Manfred schaut sich die einzelnen Spiele an, bereitet seine Übungen exakt vor, um die Schwächen zu beheben und die Stärken weiter zu fördern. Er macht sich viele Gedanken. Ich kann für mich durchaus feststellen, in Duisburg weitergekommen zu sein." Herzog schiebt nach: "Ich fühle mich sehr gut, aber unter dem Strich zählen halt die Spiele und dass man seine Leistung abruft."
Die "Aufwärmphase" mit den Zebra-Kollegen ging nach seinem Transfer ganz zügig vonstatten. "Ich bin sehr schnell aufgenommen worden, der MSV ist eine intakte Truppe. Im Revier ist man bereits heimisch, das Leben hier ist interessant, es passt einfach."
Was neben seinem persönlichen Ziel noch fehlt, ist das tabellarische Klettern in der Bundesliga. Herzog: "Der Klassenerhalt ist der Gedanke, der ständig im Kopf präsent ist. Es geht ruckzuck, dann steht schon das Saisonende vor der Tür. Wenn wir es schaffen, eine gute Vorbereitung zu absolvieren und uns unserer Stärken noch mehr bewusst werden, dann kommen wir unten raus. Wenn man allerdings ständig sagt, wir sind Letzter, dann macht man sich nur selbst kaputt."