Die undurchsichtigen Aktionen, das permanente Stehenbleiben und die Nichtbeteiligung an der Rückwärtsbewegung des 34-Jährigen sorgten nur noch für Achselzucken auf den Rängen - und bei Trainer Rudi Bommer.
Ailton, der binnen der vergangenen drei Monate zwei Sonderurlaube in Brasilien und Mexiko herausschlug („Meine Familie kommt nicht nach Deutschland. Ich vermisse meine Frau und die Kinder sehr.“), kokettiert damit, seine Karriere in Katar ausklingen zu lassen. Allzu gern würde ihn der MSV nun in die Wüste schicken, wenn sich denn ein Interessent fände. „Ich bin noch nicht am Ende und kann jedem Verein helfen“, beteuert Ailton. Ähnliches hatte er schon bei seiner Verpflichtung im Sommer versprochen. Beim MSV mag das mittlerweile keiner mehr hören.
Kurz vor seinem Abflug nach Mexiko feierte „Toni“ noch mit seinen Mannschaftskameraden im Business-Raum der MSV-Arena. Vieles spricht dafür, dass es Ailtons Abschiedsparty bei den Zebras war. Das Tischtuch zwischen ihm und Duisburg scheint zerrissen. In einer Kölner Boulevardzeitung übte er erneut Kritik am MSV. „Ich bin nicht zufrieden. Im Moment ist es in dieser Mannschaft unfassbar schwer, ein Tor zu schießen. Für jeden. Selbst ein Samuel Eto'o vom FC Barcelona würde beim MSV Duisburg nichts treffen.“
Das Selbstbewusstsein hat bei ihm trotz der sportlichen Talfahrt offenbar keinen Schaden genommen. „Die Mannschaft funktioniert nicht, deshalb funktioniere ich auch nicht. Normalerweise habe ich eine eingebaute Torgarantie, ich habe immer meine Treffer geschossen. Aber von hinten kommt nichts. Wenn ich nur zehn Minuten spiele, kann ich nicht ein oder zwei Tore schießen. In sechs Monaten habe ich nur fünfmal länger gespielt“, berichtet der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig und fügt an: „
Ich weiß, dass sich in Duisburg alles auf mich konzentriert. Ailton hier, Ailton da. Ich bin eine Attraktion. Alle reden über mich, alle wollen was von mir. Aber dass der MSV so schlecht Fußball spielt, liegt nicht nur an Ailton, das liegt an der Truppe. Es ist eine schwere Situation für den Verein und für mich. Früher habe ich immer nur ganz oben gespielt. Jetzt bin ich beim Letzten.“
Der 34-Jährige beklagt weiter, dass er in den zurück liegenden fünf Monaten nur gegen Bremen, Cottbus, Bochum, Nürnberg und zuletzt Frankfurt länger auf dem Platz gestanden hätte. Nach diesen Äußerungen von Ailton Goncalves da Silva scheinen die Tage in Deutschland gezählt. Und es wäre gar nicht verwunderlich, sollte der Linksfuß nicht mehr aus seinem Winterurlaub zurückkehren. Aufsichtsratsboss Walter Hellmich bezeichnet ihn bereits als „Fehlgriff“ und schloss nicht aus, sich bereits im Winter von Ailton zu trennen. Womöglich wäre es für beide Seiten eine Erlösung.
Mit seinem Namen wird die Liste der personellen Fehlgriffe in jüngster Zeit nur noch verlängert. Nach Jürgen Kohler, Vasile Miriuta, Necat Aygün und Jung Hwan Ahn wäre Ailton der fünfte. So kurz vor dem vierten Advent kommt einem nochmals das Bild eines heißen Julitages in Erinnerung: Der frühere Stürmerstar saß auf einem Plastik-Zebra und lächelte der Bundesliga entgegen. Vereinspräsident Walter Hellmich stand stolz daneben. Es war mit Abstand Ailtons größter Auftritt in Diensten des MSV.