Wenn der FC Schalke 04 am Samstag auf den FC Augsburg trifft, gibt es ein Wiedersehen mit drei Ex-Schalkern. Im Kader des FCA steht neben Fabian Giefer und Philipp Max auch Jan Morávek. Der Mittelfeldspieler kam im Sommer 2009 vom tschechischen Zweitligisten Bohemians Prag zum S04. Im WAZ-Interview spricht der 28-Jährige über das Heimspiel, das Training bei Felix Magath und Fußballtennis mit Raúl.
Jan Morávek, sind Spiele gegen Ihren Ex-Klub besondere Spiele? Morávek: Es ist immer etwas Besonderes für mich, gegen einen Verein zu spielen, für den ich schon gespielt habe. Aus dem aktuellen Schalker Kader kenne ich aber nur noch Ralf Fährmann. Und natürlich Baba, mit dem ich hier in Augsburg zusammengespielt habe. Ich freue mich sehr auf das Duell.
Sie kamen im Sommer 2009 als gerade mal 19-Jähriger vom tschechischen Zweitligisten Bohemians Prag nach Schalke. Der große Durchbruch blieb Ihnen verwehrt. War der Schritt zu groß? Natürlich war es ein sehr großer Schritt, aus der 2. Liga aus Tschechien zu einem Topverein in der Bundesliga zu wechseln. Es war aber der richtige Schritt für mich. Ich habe viel Erfahrung sammeln können. Ich hatte die Möglichkeit, mit sehr vielen sehr guten Spielern in einer Mannschaft zu sein, ich konnte von ihnen lernen. Ivan Rakitic, Kevin Kuranyi, Manuel Neuer, Rafinha, Marcelo Bordon — die Liste von internationalen Topspielern ist lang. Außerdem habe ich auf Schalke die deutsche Sprache gelernt und sogar meine Spielzeiten in der Bundesliga und in der Europa League bekommen. Von daher: alles bestens.
Stimmt es, dass Eurofighter Jiri Nemec den Wechsel eingefädelt hat? Ich weiß bis heute nicht, ob er es war, der mich empfohlen hat. Jiri Nemec hat mich auf jeden Fall in den ersten Tagen begleitet. Er hat mir alles gezeigt und mir viel über den Verein erzählt. Er war Kapitän der tschechischen Nationalmannschaft, er war ein Vorbild. Wie ihn die Fans auf Schalke lieben, ist unglaublich. Überall, wo wir hinkamen, haben uns die Fans angehalten, weil sie Fotos mit Jiri haben wollten. Er ist eine Legende.
Felix Magath war Ihr erster Trainer auf Schalke. Haben Sie jemals härter trainiert? Ganz sicher nicht (lacht). Bis heute hat mich kein Trainer mehr gefordert als Herr Magath. Aber ich verbuche es als Erfolg und bin stolz darauf, dass ich das als junger Spieler, der gerade von einem Zweitligisten kam, durchgehalten habe. Jetzt kann mich nichts mehr überraschen.
Immerhin haben Sie in 13 Bundesligaspielen zwei Tore für Schalke erzielt. Ihr erstes, als Sie ein paar Sekunden auf dem Feld standen. Ja, wir hatten ein Heimspiel gegen Hannover 96. Ich war nur wenige Sekunden auf dem Feld, als Lukas Schmitz geschossen, der Torwart den Ball abgewehrt hat und ich ihn eingeschoben habe. Es war das 2:0. Meine Mama saß auf der Tribüne. Auf der einen Seite war es ein perfekter Tag. Auf der anderen Seite war es aber auch ein sehr trauriger Tag. Es war das erste Spiel der Hannoveraner nach dem tragischen Tod ihres Torwarts Robert Enke.
Wer war Ihr bester Mitspieler auf Schalke? Das ist sehr schwer zu beantworten. Bei Ivan Rakitic habe ich schon bemerkt, was für ein besonderer Fußballspieler er ist. Leider hatte er bei Herrn Magath Schwierigkeiten. Dass Ivan mit Barcelona die Champions-League gewonnen hat, ist kein Zufall. Und natürlich Raúl. Ich kann mich gut an den Tag der Saisoneröffnung erinnern.
Wieso? Über 80 000 Fans waren da, die Mannschaft wurde in Gruppen aufgeteilt und wir sind zu Spielen mit den Fans angetreten. Ich sollte mit Raúl zusammen Fußballtennis gegen Fans spielen und war bestimmt noch ein bisschen nervöser als sie. Raúl war unglaublich. Er hat fast in jedem Training ein Tor per Lupfer gemacht. Und wenn wir laufen mussten, ist er immer in Gruppe eins gewesen - in der die Spieler mit den besten Werten waren.
Dieses Video wurde entfernt
Haben Sie noch Kontakt zu Schalke oder zu ehemaligen Spielern? Eigentlich gar nicht mehr. Ich freue mich aber immer sehr, wenn ich Zeugwart Enrico Heil treffe, der schon zu meiner Zeit auf Schalke war. Ich habe im Haus gegenüber von Enrico gewohnt, auch er hat mir sehr viel geholfen. Wir werden nach dem Spiel bestimmt die Gelegenheit haben, uns zu unterhalten.Die Schalker wollen heute den Einzug in die Champions League perfekt machen. Auf was können sie sich in Augsburg gefasst machen? Auf einen hochmotivierten FCA, der sich im letzten Heimspiel mit einer guten Leistung und einem guten Ergebnis von seinen Fans verabschieden möchte. Das Stadion ist ausverkauft. Wir haben das Ziel, die Saison in den Top-Ten der Bundesliga zu beenden. Wir werden es Schalke schwer machen.
Augsburg hat den Klassenerhalt schon vor zwei Wochen geschafft. Hat es Sie verwundert, dass viele Experten den FCA vor der Saison als Abstiegskandidaten Nummer eins genannt haben? Ja, das hat mich überrascht. Die Experten waren sich ja fast einig, dass es uns treffen würde. Vielleicht hat uns das zusätzlich gepusht und sogar ein bisschen geholfen. Wir sind zu keiner Zeit in ein Leistungsloch gefallen, sondern haben unsere Punkte kontinuierlich gesammelt. Deshalb haben wir uns den frühzeitigen Klassenerhalt verdient.
Wie beurteilen Sie aus der Ferne die Arbeit von Domenico Tedesco auf Schalke? Mit großem Respekt. Ich weiß, wie groß der Druck auf Schalke ist. Dass Schalke auf dem zweiten Tabellenplatz steht, ist zu großen Teilen ein Verdienst des Trainers. Mir gefällt diese Generation von jungen Trainern, die sehr sehr viel Ahnung von Fußball hat und attraktiv spielen lassen möchte. Wir haben mit Manuel Baum zum Glück einen Trainer dieser Generation auch hier bei uns in Augsburg.
Hat es Sie gewundert, dass Markus Weinzierl, den Sie aus Augsburg bestens kennen, auf Schalke gescheitert ist? Für Markus Weinzierl war der Wechsel nach Schalke eine große Umstellung. Er war in Augsburg sehr erfolgreich, deshalb war der Schritt nicht leicht. Die Schalker haben es sich anders vorgestellt. Mir hat es für ihn leid getan, dass er Schalke nach einem Jahr verlassen musste.
In Ihrer Mannschaft spielen noch zwei weitere Ex-Schalker - Fabian Giefer und Philipp Max. Fabi ist wieder fit. Er zeigt im Training, dass er ein guter Torwart ist und wartet auf seine Chance. Philipp spielt eine fantastische Saison. Er hat sehr viele Tore vorbereitet und ist Leistungsträger bei uns. Ich freue mich sehr für ihn, Philipp ist ein super Typ.