Horst Heldt diskutierte intensiv mit den Fanbetreuern, Andre Breitenreiter suchte den Austausch mit Kapitän Philipp Tschauner: Nach einem eigentlich "perfekten Spieltag" und einem beachtlichen 2:1 (1:0)-Sieg gegen den SC Freiburg drehte sich bei Hannover 96 erneut vieles um das Reizthema Fans. Dem Team waren mitten im Jubel plötzlich gellende Pfiffe von Teilen der Anhänger entgegengeschlagen, weil sich diese offenbar nicht genügend gewürdigt fühlten.
"Die Mannschaft hat dasselbe Ritual gewählt wie in den vergangenen Wochen, als sie von Teilen der Fans nicht supportet worden ist", sagte Manager Horst Heldt und betonte einmal mehr, was er schon in den vergangenen Monaten herausgestellt hatte: "Die Mannschaft ist immer neutral gewesen, sie hat keine Partei ergriffen." Neutral im Bezug auf die umstrittenen Pläne von Präsident Martin Kind, die Mehrheit am Klub zu übernehmen.
Die Spieler um Tschauner hatten nach dem Erfolg gegen Freiburg und dem Sprung nahe an die Europapokalplätze heran wieder den Weg bis zur Nordkurve gemieden. Und hatten sich mit etwas Abstand für die Unterstützung bedankt, die im Vergleich zu den vergangenen Wochen deutlich lautstärker ausgefallen war. "Es war schön, dass uns das ganze Stadion unterstützt hat, das hat sich die Mannschaft auch verdient", sagte Tschauner.
Die Fanszene hatte ihren Stimmungsboykott der letzten Monate vor dem Duell mit den Breisgauern vorerst beendet, weil Kind am vergangenen Montag erklärt hatte, seinen Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung von der Investorenregel 50+1 erst einmal ruhen zu lassen. Und nach dem hart erarbeiten Sieg mit Toren von Waldemar Anton (28.) und Felix Klaus (54.) gegen die zuvor neunmal ungeschlagenen Freiburger deutete alles auf einen stimmungsvollen Ausklang hin. Nach dem Anschlusstreffer von Manuel Gulde (88.) feuerten die Fans ihr Team kräftig an.
"Wir haben gemerkt, dass man dann nochmal die zweite Luft kriegt", sagte Breitenreiter: "Es war ein tolles Stimmungsbild". Bis zum erneuten Protest der Anhänger, die sich wohl eine gemeinsame Feier wie an harmonischeren Tagen gewünscht hätten. Nun steht der Burgfrieden zwischen den Ultras und Teilen der Vereinsführung wieder auf der Kippe.
Für Heldt und Breitenreiter, die das Ende des Stimmungsboykotts begrüßt hatten, ist der Umgang mit den Anhängern weiter ein Drahtseilakt. "Wir wollen in Kommunikation mit den Fans treten und werden uns bald zusammensetzen", hatte Heldt vor dem Anpfiff bei Sky gesagt. Eine Aussprache erscheint nötiger denn je.