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Höwedes-Abschied von Schalke
Ehre, wem Ehre gebührt

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Benedikt Höwedes, Benedikt Höwedes
Benedikt Höwedes, Benedikt Höwedes Foto: firo
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Beim nahen Abschied von Benedikt Höwedes steht die Nüchternheit im Vordergrund – dabei geht es auch um Wertschätzung. Eine Einordnung.

Der einzige Spieler, dem Schalkes Fans auch nach der 0:1-Niederlage in Hannover noch die gleiche Unterstützung zukommen ließen wie vor dem Spiel, hatte gar nicht mitgespielt. Mit lautstarken Gesängen wurde Benedikt Höwedes gefeiert, und das war mehr als nur eine flüchtige Geste. „Ich glaube, dass ihm das sehr gut getan hat”, vermutete Leon Goretzka. Solche Dinge würden „die Menschlichkeit und den Charakter des Vereins” gut widerspiegeln.

Es war die emotionale Seite einer Entwicklung, die in den Tagen zuvor arg nüchtern und geschäftsmäßig herübergekommen war. Wer bei der Causa Höwedes Pathos für einen verdienten Schalker Spieler hören wollte, der musste sein Ohr nahe an die Fankurve halten. Nicht an die Geschäftsstelle oder die Tür zum Trainerzimmer.

Bezeichnend war der Satz, der Domenico Tedesco am vergangenen Freitag herausgerutscht war: „Grundsätzlich sollte man Reisende nicht aufhalten.” Natürlich hatte der Trainer auch erwähnt, dass Höwedes „ein wichtiger Spieler” sei, den man gerne behalten möchte, aber hängen bleibt eben doch der Satzteil, den Tedesco anfügte: „Einen Spieler, der weg möchte, sollte man ziehen lassen.”

Wirklich kämpfen mag Schalke um einen Verbleib seines langjährigen Kapitäns nicht. Sollte man Benedikt Höwedes noch das Gefühl geben wollen, weiterhin wichtig für Schalke 04 zu sein, dann wirkt der Versuch arg ungelenk.

Höwedes wollte sich nach dem Spiel in Hannover nicht äußern – es steht also nur zu vermuten, wie es im Moment in ihm aussieht. Er spielt seit 2001 auf Schalke, ist seit zehn Jahren Profi und war sechs Jahre lang der Kapitän der Mannschaft. Es gibt nur wenige Spieler, die sich so zu ihrem Verein bekennen. Vor zwei Jahren, nach der miserablen Saison unter Roberto Di Matteo, lehnte er Angebote aus dem Ausland ab, weil er sich nach einem so schlechten Jahr nicht von Schalke verabschieden wollte: Ihm war es wichtig, die Nummer wieder gerade zu biegen.

Dass er dafür stets sehr gutes Geld verdient hat, soll nicht verschwiegen werden. Aber Höwedes hat dafür oft mehr getan als nur die Pflichterfüllung: Noch in diesem Frühjahr schob er eine Leistenoperation so lange auf, bis Schalke das Saisonziel nicht mehr erreichen konnte – erst dann ließ er sich operieren. Wie es nun um die Wertschätzung steht, kann man von verschiedenen Seiten betrachten. Manager Christian Heidel lässt durchblicken, dass er sich auch deswegen mit Höwedes’ Wechselwunsch zu Juventus Turin beschäftigt, weil es sich um einen verdienten Spieler handelt. Seitdem geht es nur noch ums Geld. Am Wochenende lehnte Heidel ein erstes Angebot von Juventus Turin ab. Die aus Italien kolportierten Zahlen (insgesamt zehn Millionen Euro Ablöse, zum Teil als Leihgeschäft deklariert) verweist er ins Reich der Phantasie; die richtigen Summen mag er nicht benennen. Sollten sich die Zahlen aber auch nur annähernd in dieser Größenordnung bewegen, wären auch diese kein Zeichen besonders hoher Wertschätzung – in diesem Fall durch die Italiener.

Was Höwedes auf dem aktuellen Transfermarkt „wert” ist, ist schwer zu beziffern. Zur Einordnung hilft ein Vergleich: Juventus hat in diesem Sommer seinen Nationalverteidiger Leonardo Bonucci für 42 Millionen Euro an den AC Mailand abgegeben. Bonucci (30) ist fast genauso alt wie Höwedes (29), war ein Idol in seinem Verein und spielt die gleiche Position. Höwedes ist obendrein Weltmeister und im Übrigen der Einzige, den Schalke im Verein hat.

Rein finanziell betrachtet, müsste Schalke eigentlich bestrebt sein, eine Ablösesumme von mindestens 20 Millionen Euro zu erzielen – Thema Wertschätzung.

Bis Donnerstag haben alle noch Zeit, eine Lösung zu finden – dann schließt das Transferfenster. Aber es gibt bei diesem besonderen Wechsel eben auch die emotionale Seite, für die die Fans in Hannover in der Kurve standen. Sie rollten ein Transparent aus mit der Aufschrift: „Respektvoller Umgang mit einem verdienten Spieler.” Ehre, wem Ehre gebührt.

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