Die Ablösesumme fällt ungleich höher aus. 20 Millionen Euro will sein Stammverein Tottenham Hotspur für den defensiven Mittelfeldmann haben, wie diese Zeitung aus internem Kreis erfuhr. Wenn Bentaleb in den kommenden Wochen bei den Königsblauen so weitermacht und die Rolle des Antreibers, der defensive und offensive Qualitäten eint, weiter mit Leben füllt, wird das Kauf-Thema für Schalke definitiv heiß. Der algerische Nationalspieler ist zunächst bis Juni 2017 von den Nord-Londonern ausgeliehen. In Tottenham besitzt Bentaleb noch einen Anschlussvertrag bis Sommer 2020. Schalke hat mit Tottenham einen Zeitpunkt vereinbart, an dem sich die Königsblauen äußern müssen. Dieser Termin liegt allerdings noch einige Monate entfernt. Dass Schalke bei den Gesprächen mit Tottenham Vorrang vor allen anderen möglichen Konkurrenten genießt, verbessert die Ausgangslage bei den Verhandlungen erheblich.
Deswegen kann Schalkes Sport-Vorstand Christian Heidel relativ gelassen bleiben. „Ich freue mich bei jedem Spieler, wenn wir eine Option haben, ihn weiter zu verpflichten. Ich mache mir jetzt aber noch keine Gedanken darüber.“ Bis es ans Eingemachte geht, steht Bentaleb weiter im Schaufenster, könnte sich durch jedes starke Spiel nicht nur für einen Verbleib auf Schalke interessant machen, sondern auch für Tottenham – oder für potenzielle andere Bewerber. Gerade in England gibt es aufgrund des Milliarden-TV-Vertrags, der den Klubs enorme Summen in die Kassen spült, oft kein Preislimit bei Transfers. Doch Geld ist nicht alles. Bevor Kraftpaket Bentaleb in Gelsenkirchen landete, gab es für ihn auch andere Möglichkeiten. Aber der Franko-Algerier war überzeugt vom neuen Konzept der Schalker. Und er ist es auch jetzt noch.
„Ich kann mir vorstellen, länger hier zu bleiben“, sagt der 21-Jährige. Trainer Markus Weinzierl setzte die Tottenham-Leihgabe bisher in allen acht Bundesligapartien ein. Lediglich beim Start in Frankfurt (0:1) musste Bentaleb mit der Rolle des Kurzarbeiters vorlieb nehmen. Verständlich, da er erst spät zum Schalker Kader stieß. In den anderen sieben Partien stand der Stratege von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Platz. Der Spitzname Wüstenfüchse, mit dem die Spieler aus Algeriens Nationalelf bezeichnet werden, passt zu Bentaleb. Er spielt schlau, clever und mit Biss. „Gegen Mainz sind mir zum ersten Mal in meiner Karriere zwei Tore in einem Spiel gelungen“, freut er sich. Großartig herausstreichen wollte Bentaleb seine starke Leistung aber nicht. „Ich bin glücklich, so lange das Team gewinnt.“ In der Verfassung, mit der er seit mehreren Wochen auftrumpft, ist Bentaleb nicht mehr aus der Startelf wegzudenken. Es sei denn, es gibt leichtere Wehwehchen wie vor dem Europa League-Duell in Krasnodar (1:0). Da verzichtete Trainer Weinzierl auf ihn: „Das Risiko war uns zu groß.“ Seine anfängliche Spielweise, die trotz aller Qualität mitunter zu haarsträubenden Ballverlusten und zwei Gegentoren gegen die TSG Hoffenheim (1:2) sowie Hertha BSC Berlin (0:2) führte, hat der Neu-Schalker abgelegt.
„Ich bin auch nach den Rückschlägen fokussiert geblieben, habe richtig hart gearbeitet und will mich voll für das Team einbringen“, sagt Bentaleb. Selbst in der Phase, als die Königsblauen Tiefschlag um Tiefschlag einstecken mussten, verlor der WM-Teilnehmer von 2014 nicht den Glauben an sein neues Team. „Wir wussten, dass wir hier etwas Zeit brauchen. Die Entwicklung ist erkennbar.“ Auch dank Bentaleb, der dem Schalker Spiel Dynamik und Präsenz verleiht. Am Leistungs-Limit ist die Weinzierl-Elf trotz der Steigerung noch nicht. „Unsere Mannschaft ist jung. Deswegen müssen wir noch viel arbeiten. Man spürt deutlich, dass jeder will“, sagt Nabil Bentaleb. Am Mittwoch (20.45 Uhr/Sky) geht es für Schalke im DFB-Pokal in Nürnberg weiter. Am kommenden Samstag (18.30 Uhr/Sky) wartet das Derby in Dortmund. Bentaleb: „Ich weiß nicht, ob dieses Spiel zwischen Dortmund und Schalke mit den Londoner Derbys vergleichbar ist. Aber ich freue mich darauf.“