Michael Preetz hat einen Grund zum Feiern. Als Spieler und Manager ist der gebürtige Düsseldorfer mittlerweile 20 Jahre bei Hertha BSC beschäftigt. Und er ist noch nicht fertig mit dem Hauptstadt-Klub. „Für mich ist Hertha so etwas wie eine Lebensaufgabe“, sagt der 49-Jährige, der an der Spree gerade bis 2019 verlängert hat. Vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen Schalke 04 sagt Michael Preetz, warum die Königsblauen für ihn weit vorne landen werden.
Am Sonntag kommt der noch punktlose FC Schalke 04 ins Olympiastadion. Hat Sie der Schalker Start überrascht, Herr Preetz? Michael Preetz: Keiner weiß, wo er zu Saisonbeginn so richtig steht. Schalke 04 war bis zuletzt auf dem Transfermarkt aktiv, hat mit Markus Weinzierl einen neuen Trainer, mit Christian Heidel einen neuen Sportchef und dazu viele neue Spieler. Das alles braucht Zeit. Ich habe nichts dagegen, wenn Schalke eine tolle Entwicklung nimmt – ab Montag.
Was trauen Sie den Schalkern zu? Ich habe das 0:2 gegen Bayern gesehen, da war Schalke 70, 80 Minuten auf Augenhöhe. Die Schalker werden ihren Weg gehen. Am Ende wird das Team oben sein.
Oben heißt: Mitmischen um die Champions League-Plätze? Ja, dafür haben sie das Potenzial.
Im Moment steht Hertha BSC in dieser Tabellenregion. Nach zwei Spieltagen wurde Ihr Klub als erster Bayern-Jäger gefeiert. Schmunzeln Sie über so eine Bezeichnung? Ja klar, da kann man wirklich schmunzeln. Wir hatten eine etwas holprige Vorbereitung, wollten natürlich die Qualifikation für die Europa League schaffen. Das ist uns gegen Bröndby leider nicht gelungen. Das Aus hat dann Spuren hinterlassen. Bei uns selbst und auch in der Stadt. Deswegen war es wichtig, einen guten Bundesligastart hinzulegen.
Die Bayern haben in ihren fünf Pflichtspielen 20:0 Tore erzielt. Haben Sie die Befürchtung, dass die Dominanz des Rekordmeisters immer deutlicher wird? Es wird so kommen. Durch die Verteilung der internationalen TV-Gelder für die großen sechs der Bundesliga, zu denen auch Schalke 04 gehört, geht die Schere immer weiter auseinander. Es wird schwierig, diese Lücke zu schließen. Aber auch in zwei, drei Jahren sollte sich ein Spiel Schalke 04 gegen Hertha BSC für den Zuschauer noch lohnen. Der Fan darf vorher nicht wissen, wie es ausgeht. Das hat die Bundesliga immer ausgemacht. Die Bundesliga hat Spannung verdient.
Schalke 04 hat über 20 Millionen Euro bewegt, um Basels Offensivtalent Breel Embolo zu holen. Kann Hertha BSC da mithalten? Wir haben in diesem Sommer vier Millionen für Ondrej Duda bezahlt, dazu mit Allan und Alexander Esswein noch zwei weitere Spieler für insgesamt 2,5 Millionen Euro verpflichtet. Bei Summen von fünf Millionen Euro und mehr können wir nicht mitmachen. Das ist derzeit Hertha-Realität. Um auch künftig weiter konkurrenzfähig zu sein, müssen wir uns Gedanken machen. Daran arbeiten wir.
Viele Ihrer ehemaligen Klubs, bei denen Sie als Stürmer aktiv waren, sind längst nicht mehr konkurrenzfähig. Verfolgen Sie noch, was Wattenscheid 09, Fortuna Düsseldorf und der MSV Duisburg machen? Natürlich schaue ich da noch hin. Wattenscheid ist als Viertligist arg gebeutelt. Es wird schwer, mit relativ geringen Möglichkeiten aus unteren Ligen wieder nach oben zu kommen. Ein Patentrezept gibt es leider nicht. Der MSV hat gute Rahmenbedingungen, eine gute Infrastruktur. So, wie das aktuell aussieht, scheint der Verein den Abstieg aus der Zweiten Liga gut verkraftet zu haben. Ich wünsche mir, dass die Duisburger schnell zurückkommen. Düsseldorf ist eine reiche Stadt. Eigentlich müsste die Fortuna auf lange Sicht ein Bundesligist sein. Ich wünsche es ihr.