So mussten die Trainings-Kiebitze am Freitag Morgen 30 Minuten länger als geplant auf ihre Lieblinge warten, weil Marcel Koller sein Team zunächst in den Besprechungsraum führte. Koller: "Ich habe ihnen die zehn wichtigsten Gebote für die nächsten Wochen in Wort und Bild vor Augen geführt." Dafür hatte der Trainer eigens Videosequenzen aus den Testspielen gegen Istanbul und Mönchengladbach zusammen geschnitten. Dabei handelt es sich ausnahmslos um taktische Anweisungen wie frühes Stören oder am gegnerischen Strafraum konsequent den Abschluss zu suchen. Das stand dann halt nicht nur an der Tafel, sondern wurde gleich mit Beispielen untermauert. Koller: "Das war gerade für die Neuen unheimlich wichtig, weil sie noch nicht so recht wissen, was der Trainer von ihnen sehen möchte."
Gefragter Mann: Ivo Ilicevic steht nach einer starken Vorbereitung im Fokus. (Foto: firo)
Aber der Schweizer hatte auch Lob zu verteilen: "Wir haben eine sehr gute Vorbereitung gespielt. Alle haben gut mitgezogen. Es kann anfangen." Recht früh hat der Trainer "verraten", wie seine Anfangsformation heute im Rudolf-Harbig-Stadion aufläuft. Sorgen machte nur Ivo Ilicevic, der die Woche über Adduktorenprobleme beklagte und erst gestern beim Abschlusstraining Entwarnung gab. Damit steht nun fest, dass die Viererkette im Mittelfeld mit zwei Sechsern (Dabrowski und Zdebel) und zwei offensiven Außenstürmern (Grote, Ilicevic) besetzt wird. Im Angriff dürfte Sestak wohl den Vorzug vor Mienciel erhalten. Vielleicht das letzte Geheimnis, das Marcel Koller mit in den Flieger nahm.
Es überrascht nicht, wie intensiv sich der Coach auf die Dresdener Pokalaufgabe vorbereitet hat. Mehrmals sah er die Testpartie gegen Schalke 04 (1:1), besorgte sich auch noch 15-minütiges Bildmaterial von der Auftaktniederlage der Dresdener in der Regionalliga beim HSV II. Koller: "Eine kompakte Mannschaft, die sich zu Hause schon mal in einen Rausch spielen kann."
Doch dazu will es der Übungsleiter erst gar nicht kommen lassen: "Wir sind Favorit. Und so energisch wollen wir auch auftreten."
Heute Vormittag wird sich dann bei Marcel Koller auch das eigenartige Kribbeln eingestellt haben, das ihm in der Vorbereitung gefehlt hat. Koller: "Das gehört einfach dazu. Denn wenn es alles zur Routine verkäme, wäre es ganz schlimm." Vor zwei Jahren übrigens war Marcel Koller schon einmal mit dem VfL im Rudolf-Harbig-Stadion: "Es war ein knüppelhartes Kampfspiel auf holprigem Boden. Am Ende waren wir froh, dass wir mit dem 0:0 und ohne Verletzungen aus der Partie gekommen sind." Eine Wiederholung allerdings wird es nun nicht geben. Notfalls fällt ja die Entscheidung im Elfmeterschießen. Wen wundert es da, dass der Schweizer nach einem Remis im Trainingsspiel am Donnerstag ebenfalls die Entscheidung vom Elfmeterpunkt herbeiführen ließ. Koller: "Wir sind soweit und auf alles vorbereitet."
Und doch. Trotz aller guten Trainingsleistungen und prima Testspielen, ein Unsicherheitsfaktor bleibt. Denn auch der akribische Trainer weiß: "Letztlich kann ich nicht in ihre Köpfe schauen."
So wollen sie spielen: VfL Bochum: Lastuvka - Concha, Maltritz, Yahia, Meichelbeck - Ilicevic, Dabrowski, Zdebel, Grote - Epalle, Sestak Dynamo Dresden: Hesse - Cozza, Stocklasa, Hübener, Nikol - David, Trockenbrod, Penska, Würll - Dobry, Jungnickel