Auch mit dem seit Oktober bei den Königsblauen tätigen Trainer Roberto Di Matteo ist nicht die große Ruhe eingekehrt, die sich die Gelsenkirchener so sehr wünschen. Ein erhebliches Ausfallproblem machte es weder Di Matteo noch seinem Vorgänger Jens Keller leicht. Sportvorstand Horst Heldt ist nun gefragt, die Zukunft so zu planen, dass die Champions-League-Teilnahme möglichst zur Norm wird - allein schon aus wirtschaftlichen Gründen.
Warum läuft es nicht ganz so rund, wie sich Di Matteo und die anderen Verantwortlichen es wünschen? Immer wieder waren Keller und sein Nachfolger in der aktuellen Saison gezwungen, personell umzuplanen. Zeitweise fiel ein komplettes Team aus. Das machte es schwer, durchgängig Kontinuität und Solidität auf dem Rasen zu schaffen.
Wo liegen die spielerischen Probleme, in welchen Bereichen haben sich die Schalke-Profis verbessert? In der Offensive läuft es nicht mehr so gut wie in der Bundesliga-Hinrunde, als Klaas-Jan Huntelaar und Eric Maxim Choupo-Moting ein für jeden Gegner gefährliches Angriffsduo waren. Ausfälle, etwa von Jefferson Farfan und Julian Draxler, machten und machen eine größere Flexibilität in der Vorwärtsbewegung nahezu unmöglich. Defensiv wirkt vieles stabiler, obwohl das 0:3 im Derby bei Borussia Dortmund diese These zu widerlegen scheint. Das 3-5-2-System Di Matteos ist aktuell wohl alternativlos, obwohl der Coach gern auch offensiver spielen lassen würde.
Was ist los mit Stars wie Kevin-Prince Boateng? Die große Führungsfigur, die sich die Schalker in dem ehemaligen Milan-Mann erhofften, ist Boateng derzeit nicht. Er lässt aktuell viel von seiner einst gefürchteten Wucht und Dynamik vermissen und soll, so mutmaßte jüngst die "Bild"-Zeitung, möglicherweise sogar abgegeben werden. Tranquillo Barnetta, Christian Fuchs oder der verletzungsanfällige Jan Kirchhoff kämpfen um neue Kontrakte - viel Arbeit für Manager Heldt; ein ins Spiel gebrachter Transfer von Weltmeister Sami Khedira von Champions-League-Gegner Real Madrid gen Gelsenkirchen wäre für die neue Saison unter diesen Umständen ein ganz besonderer Coup.
Was muss Di Matteo aktuell tun? Schon bei seiner Amtsübernahme im Oktober propagierte der Italiener, dass man eine solide Defensive und eine gute Organisation haben müsse, um auch offensiv sehr Gutes bieten zu können. Ohnehin möchte Di Matteo gern attraktiven und torgefährlichen Fußball präsentieren lassen - das indes war wegen der Personalprobleme bislang nur selten umsetzbar.
Wie ist es um die "zweite Reihe" bestellt? Gut bis sehr gut. Die traditionell erfolgreiche Arbeit der "Knappenschmiede" macht es möglich, dass junge Spieler wie Torwart Timon Wellenreuther, trotz des einen oder anderen Patzers, oder Stürmer Felix Platte in das Profiteam integriert werden konnten. Ohnehin sind Jung-Schalker wie Draxler, Max Meyer oder auch Leroy Sané vielversprechende Optionen auf eine erfolgreiche Zukunft.
Kann Di Matteo die Anforderungen im fußballverrückten Gelsenkirchen grundsätzlich erfüllen? Der bis Juni 2017 verpflichtete Hoffnungsträger soll nicht nur für sportliche Konstanz und Erfolge sorgen, sondern muss auch das Betriebsklima im Kader weiter verbessern. Das Team soll bei Di Matteo der Star sein - er aber ist der "Boss", wie der Coach schon im Oktober bemerkte. Generell gehe es nur um die Gemeinschaft, individuelle Ansprüche müssen bei Di Matteo hinten angestellt werden.
Kann Schalke seine Saisonziele erreichen? Ja; Platz drei oder vier sind machbar, wenn Di Matteo schnell wieder auf sein komplettes Personal zurückgreifen kann. Zudem können die Schalker am 21. März gegen Bayer Leverkusen und am 5. April beim FC Augsburg gegen direkte Europacup-Konkurrenten punkten.