Nach zuletzt fünf Siegen in Folge und dem auf den ersten Blick leichtesten Restprogramm scheint im Titelkampf derzeit der VfB Stuttgart psychologisch die Nase vorne zu haben. Dass vor dem Heimspiel gegen Abstiegskandidat FSV Mainz 05 das Selbstbewusstsein bei den Schwaben grenzenlos ist, bewies der Mexikaner Pavel Pardo in einem Gespräch mit VfB-Boss Erwin Staudt. "Präsident, mach Dir keine Sorgen. Wir gewinnen jetzt inklusive des DFB-Pokal-Finals noch viermal und dann wird alles gut", sagte der Mittelfeldspieler mit einem Schmunzeln.
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Während beim VfB alle Spieler vom Double träumen, stapelt zumindest Trainer Armin Veh noch tief. "Fakt ist, dass es Schalke 04 aus eigener Kraft schaffen kann. Wir lassen uns nicht auf den Favoritenschild heben", meinte Veh, der wieder auf Kapitän Fernando Meira zurückgreifen kann. Torjäger Mario Gomez hat zwar das Mannschaftstraining wieder aufgenommen, ein Einsatz gegen Mainz käme aber noch zu früh. Für den FSV geht es im ausverkauften Gottlieb-Daimler-Stadion bereits um Alles oder Nichts. Nach zuletzt nur einem Punkt aus sechs Spielen ist die Mannschaft von "TV-Bundestrainer" Jürgen Klopp zum Siegen verdammt. "Es ist die empfundene letzte Chance für uns. Die gilt es zu nutzen. Wir stehen vor einer Prüfung, die wir bestehen wollen", sagte Klopp, dessen Team momentan drei Punkte Rückstand zum rettenden Ufer aufweist.
Nur noch einen Zähler Vorsprung auf den VfB Stuttgart hat Schalke 04. Doch nach der bitteren Pleite in Bochum glauben die Königsblauen vor der Partie gegen Pokalfinalist 1. FC Nürnberg wieder fest an den Gewinn der ersten Meisterschaft seit 49 Jahren. "Nach der Niederlage in Bochum haben wir keine Angst, dass wir uns erneut einen Ausrutscher leisten. Wir wissen, dass wir noch drei Spiele gewinnen müssen. Wenn wir das schaffen, dann sind wir deutscher Meister", sagte S04-Coach Mirko Slomka, der erneut auf Innenverteidiger Mladen Krstajic (Muskelfaserriss) verzichten muss. Am Sonntag (17.00 Uhr) greift dann auch Werder Bremen mit dem Gastspiel bei Hertha BSC Berlin ins Titelrennen ein. Die Bremer, die mit erheblichen Personalsorgen in die Hauptstadt reisen, wollen nach den enttäuschenden Auftritten im Halbfinale des UEFA-Cups mit einem Sieg gegen die Hertha ihre letzte Titel-Chance wahren. "Nach dem Ausscheiden im UEFA-Cup hoffe ich auf Wut und Frust in der Mannschaft", sagt Trainer Thomas Schaaf, der von seinem Team eine Trotzreaktion erwartet.
In der Frankfurter WM-Arena geht es am Samstag für die Gastgeber gegen Alemannia Aachen dagegen nur ums nackte Überleben. Dabei trifft die mit nur 17 Zählern schwächste Heimelf (Frankfurt) auf die mit 60 Gegentoren löchrigste Abwehr (Aachen) der Liga. Zudem haben beide Trainer das Handicap, mit ihren besten Profis derzeit über Kreuz zu liegen.
Während Frankfurts Trainer Friedhelm Funkel den wechselwilligen Albert Streit nur "auf Bewährung" spielen lässt, schmiss Aachens Coach Michael Frontzeck Nationalspieler Jan Schlaudraff und Sascha Dum noch vor der Abreise ins Trainingslager nach Bitburg aus dem Kader. "Ich habe nicht das Gefühl, dass sie hundertprozentig bei der Sache sind. Aber wir brauchen jetzt Kerle, die sich der schwierigen Situation stellen", begründete Frontzeck den Schritt. Alles mobil macht auch der VfL Wolfsburg vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund. Wie schon beim DFB-Pokal-Halbfinale gegen Stuttgart wird das Stadion ausverkauft sein. "Mit einem Sieg gegen Dortmund wollen wir uns endgültig befreien", meinte Wolfsburgs Trainer Klaus Augenthaler, dessen Mannschaft drei Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze aufweist. Sein Gegenüber Thomas Doll will vor allem ein Zitterspiel am kommenden Wochenende gegen Schalke 04 vermeiden. "Wir haben uns optimal vorbereitet, nichts zu verschenken und wollen mit einem Sieg rechnerisch alles klar machen. Wer sich zurücklehnt, ist nach 20 Minuten draußen."
Dem Hamburger SV und dem VfL Bochum würde im direkten Aufeinandertreffen bereits ein Remis genügen. Doch Bochums Trainer Marcel Koller will von solch unsportlichen Überlegungen nichts wissen: "Auf solche Spielereien habe ich keinen Bock, dann könnten wir ja auch Sitzfußball spielen."
Das könnten auch der bereits feststehende Absteiger Borussia Mönchengladbach und Rekordmeister Bayern München. Wurden in den 70iger Jahren die Meisterschaften zumeist zwischen diesen beiden Teams entschieden, so interessiert die Partie zum Ende der Saison 2006/2007 nur noch am Rande. "Ich erwarte von der Mannschaft, dass sie sich bewusst ist, dass wir 13 Millionen Fans haben. Wenn wir schon nicht gut spielen, müssen wir wenigstens läuferisch alles geben", erklärte Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld.