"Aber viele Dinge fruchten momentan nicht. Da ist es normal, dass ich, dass die Fans und auch die Verantwortlichen ins Grübeln kommen", sagte der emotional gestrickte 40-Jährige kurz nach der desillusionierenden 0:4 (0:1)-Niederlage gegen den VfB Stuttgart. Eintracht Braunschweig weist nach sieben Spieltagen mit nur einem Punkt und 3:18 Toren die schlechteste Bilanz in der Bundesliga-Geschichte auf - bisher hielt Schalke 04 den traurigen Rekord seit der Saison 1967/68 (1 Punkt/3:17 Tore). "Ich grüble über die momentane Situation und dass ich nicht die richtigen Entscheidungen treffe", fügte Lieberknecht an.
Bei der Aufstellung und bei den Lösungsansätzen während des Spiels habe er falsch gelegen, sagte der Mann, der die Eintracht aus der 3. Liga nach 28 Jahren zurück ins Fußball-Oberhaus geführt hatte. Lieberknecht stellte seine Arbeit selbst infrage, machte aber auf Nachfrage deutlich, dass er seine Worte nicht als Rücktrittsangebot gewertet wissen wollte - bemerkenswert offen waren sie aber allemal.
"Wir haben alles versucht"
Zuvor hatte der Aufsteiger am siebten Spieltag bereits zum vierten Mal vier Gegentreffer kassiert. Insgesamt sind es bereits 18, erzielt haben die Niedersachsen jedoch erst drei Tore und bleiben mit einem Punkt weiterhin Tabellenschlusslicht. "Mir tut es für unsere Fans leid, wir haben alles versucht, aber schaffen es einfach nicht, das erste Tor zu machen. Der VfB ist schließlich keine Blindentruppe", klagte Eintracht-Torjäger Domi Kumbela bei Sky.
Auch im Duell mit den Schwaben, die nach dem Sieg auf den siebten Rang vorrückten, blieb Braunschweig den Beweis der Bundesliga-Tauglichkeit weiter schuldig. Dazu Lieberknecht: "Wir haben mit dem Aufstieg Außergewöhnliches geleistet und freuen uns noch immer, dass wir dabei sind."
Den Traum vom ersten Erstliga-Erfolg seit 10.347 Tagen (zuletzt 2:1 am 1. Juni 1985 in Uerdingen) erhielt frühzeitig einen Dämpfer. Vedad Ibisevic sorgte nach einer Reihe von Braunschweiger Chancen vor 22.760 Zuschauern im Eintracht-Stadion für die kalte Dusche. Nach einem Freistoß von Alexandru Maxim köpfte der Bosnier zum 1:0 ein (40.). Es war der sechste Saisontreffer für den 29-Jährigen. Maxim selbst sorgte mit dem 2:0 für die Vorentscheidung (50.), der überragende Ibrahima Traoré (76.) und Martin Harnik (86.) schließlich für das Endergebnis. "Das 4:0 hört sich deutlich an. Aber Braunschweig hat es uns sehr schwer gemacht in der ersten Halbzeit. Die Führung durch eine Standardsituation hat uns viel Selbstvertrauen gegeben. In der zweiten Halbzeit haben wir den Ball besser laufen lassen, da hat man dann den Unterschied gesehen", meinte Stuttgarts Sportvorstand Fredi Bobic.