Kevin-Prince Boateng wollte es sich mit niemandem verscherzen. "Das war mein Geschenk für die Fans", sagte der Matchwinner nach dem 1:0 (0:0) beim FSV Mainz 05 zunächst. Wenige Sekunden später hatte es sich der 26-Jährige mit dem "Brilli" im Ohr, der Baseballmütze auf dem Kopf und den Kopfhörern um den Hals schon wieder anders überlegt: "Das Tor war für meine Verlobte Melissa."
Seinen Mitspielern, den Verantwortlichen und den Anhängern war es egal, wem der einstige "Bad Boy" seinen Treffer am 5. Spieltag der Fußball-Bundesliga schenkte. Ihnen ging es vor allem darum, dass die Königsblauen nach turbulenten Tagen (Stichwort: Polizei-Streit) ihren ersten Auswärtssieg und eine gelungene Generalprobe vor dem Start in die Champions League am Mittwoch gegen Steaua Bukarest gefeiert hatten. Auch mit Blick auf die Partie am kommenden Spieltag gegen Triple-Gewinner Bayern München kam der zweite Sieg in Folge gerade recht.
"Das hat uns gutgetan - gerade vor der Champions League und den Bayern", sagte Nationalspieler Julian Draxler, um dann die Lobeshymne auf den Torschützen des Tages anzustimmen. "Mit seiner Verpflichtung ging noch einmal ein Ruck durch die Mannschaft. Er kann mitreißen und Spiele entscheiden. Man sagt zwar, dass Geld keine Tore schießt, aber bei Kevin trägt die Investition Früchte. Ohne ihn hätten wir vielleicht 0:0 gespielt. Ich kann noch viel von ihm lernen", sagte Draxler, der unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw eine ordentliche Leistung zeigte.
Der so Gelobte gab die Komplimente an seine Kollegen zurück. "Das war eine super Mannschaftsleistung. Es geht nur im Zusammenspiel mit dem Team", sagte der Neuzugang vom AC Mailand, der vor 34.000 Zuschauern in der ausverkauften Mainzer Arena in der 34. Minute das entscheidende Tor erzielt hatte. "Ich habe den Ball super getroffen und hatte dann auch Glück, dass er vom Innenpfosten reingeht", kommentierte der Ghanaer, der zuletzt 2007 für Hertha BSC getroffen hatte, seinen fünften Bundesliga-Treffer.
Die Schalker Noten in Mainz: reviersport.de/246048---schalke-einzelkritik-vom-spiel-mainz.html
Horst Heldt lobte Boateng zwar auch, gleichzeitig feierte sich der Manager aber selbst für seinen Transfercoup. "Man hat vom ersten Training an gemerkt, dass er alle mitreißt und ein absoluter Qualitätsspieler ist", sagte Heldt, der bereits auf die Partie gegen Bukarest blickte: "Dieses Spiel wollen und müssen wir gewinnen, wenn wir die Gruppenphase überstehen möchten."
Nach Ansicht Boatengs brauchen die Schalker in der Königsklasse aber eine Leistungssteigerung. "Gerade mit Blick auf den Mittwoch war der Sieg sehr wichtig. Es ist aber noch Luft nach oben", sagte der Mittelfeldspieler, der sich schon auf das Duell mit seinem Bruder Jerome am kommenden Wochenende freut: "Das ist immer schön. Auf dem Platz werden wir uns kurz begrüßen, dann geht es um die drei Punkte."
Schon vor dem Anpfiff hatte sich herausgestellt, dass die Schalker am Mittwoch auch wieder die Polizei im Stadion begrüßen dürfen. Das Machtspiel um den Rückzug der Beamten aus der Arena entpuppte sich als Sturm im Wasserglas. Der Verein und Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger legten den in aller Öffentlichkeit ausgetragenen Streit bei einem "Krisengipfel" bei und veröffentlichten anschließend eine gemeinsame Erklärung. Der Inhalt: Alles bleibt wie gehabt - die Polizei wird am Mittwoch gegen Bukarest wie gewohnt im Stadion präsent sein.
Beide Seiten gelobten Besserung. Verein und Ministerium wollen Diskussionen um Einsätze nicht mehr öffentlich austragen. "Um zu einer vertrauensvollen Partnerschaft zurückzukommen, vereinbarten die Gesprächspartner, dass Kritik und unterschiedliche Bewertungen von Sicherheitsfragen bei Fußballspielen unmittelbar zwischen dem Verein und der Polizei erörtert werden", heißt es in der Erklärung.