Die Ansage des Königstransfers war überdeutlich. "Die Bundesliga ist die beste Liga der Welt - und da gehen die besten Spieler der Welt hin", erklärte Kevin-Prince Boateng bei seiner Vorstellung beim Champions-League-Teilnehmer Schalke 04. Der neue Star der Königsblauen ließ also keinen Zweifel daran, in welche Kategorie er sich einstuft, er zeigte sofort genau das, was seinem neuen Verein zuletzt fehlte: scheinbar grenzenloses Selbstvertrauen.
Und das lässt sich Schalke drei Tage nach dem Einzug in die Gruppenphase der Königsklasse auch etwas kosten. Der Mittelfeldstar vom AC Mailand, von 2005 bis 2007 für Hertha BSC und später auch für Borussia Dortmund bereits in der Bundesliga aktiv, kostet angeblich zwölf Millionen Euro Ablöse und erhält einen Vertrag bis 2017.
Die Ablösesumme wollte Sportvorstand Horst Heldt zwar nicht bestätigen, den Wert des geläuterten "Bad Boy" schätzt er aber enorm hoch ein: "Er ist ein außergewöhnlicher Spieler mit enormer Qualität und enormen Leaderqualitäten." Im Mittelfeld hat Trainer Jens Keller jetzt die Qual der Wahl - was Boatengs Verpflichtung für die Zukunft des Juwels Julian Draxler auf Schalke bedeutet, blieb unklar.
Die Verantwortlichen traten bei den Verhandlungen mit Milan, die bereits vor einem Jahr begonnen hatten, hartnäckig auf. "Es war leicht, Kevin zu überzeugen, aber schwierig, den AC Mailand zu überzeugen", sagte Heldt. Am Ende scheint der vehemente Wunsch Boatengs nach einem Wechsel entscheidend gewesen zu sein. Gleichzeitig bleibt aber auch der Eindruck, dass sein Primärziel Bundesliga hieß - und nicht zwangsläufig Schalke. "Ich habe immer gesagt, dass ich wieder in Deutschland spielen will", sagte der 26-Jährige. Angesprochen auf seine Aussage, Borussia Dortmund sei sein Lieblingsverein, antwortete Boateng: "Das hat sich seit Donnerstagabend erledigt. Der FC Schalke ist jetzt mein Lieblingsverein."
Boateng könnte schon gegen Leverkusen spielen
Boateng soll möglichst schon am Samstag im für die Königsblauen wegweisenden Spiel gegen Bayer Leverkusen (18.30 Uhr/Sky) auflaufen. Nach nur einem Punkt zum Auftakt sind Team und Trainer trotz der Qualifikation für die Champions League schon in Bedrängnis, die Signalwirkung des Deutsch-Ghanaers, der noch am Mittwoch beim 3:0-Sieg Milans gegen PSV Eindhoven doppelt traf und seine Mannschaft in die Gruppenphase der Champions League schoss, wäre groß.
"Es ist möglich, dass er spielt. Wir haben ihn nicht für die Bank geholt", sagte Keller zumindest schon einmal. Dabei war zunächst nicht klar, ob Boateng nicht noch eine Sperre aus seinem letzten Auftritt in der Bundesliga absitzen muss. 2008/2009 endete ein halbjähriges Engagement bei Borussia Dortmund mit einer Roten Karte am 32. Spieltag beim VfL Wolfsburg nur neun Minuten nach seiner Einwechslung. Sein Image damals: ein Raubein, kompromisslos und hart gegen den Gegner - so auch gegen Michael Ballack, den ein Foul Boatengs im FA-Cup-Finale zwischen dem FC Portsmouth und Ballacks FC Chelsea die WM 2010 in Südafrika kostete.
Zeiten, die Boateng hinter sich gelassen zu haben scheint. Scheinbar unbeeindruckt von seinem schlechten Bild in Deutschland avancierte Boateng in England und Italien durch sein dynamisches und trickreiches Spiel zum Publikums- und Journalistenliebling, mehr noch: zum politischen Wortführer.
Nach einem eindrucksvollen Zeichen gegen Rassismus Anfang des Jahres, als er in einem Testspiel von gegnerischen Fans verhöhnt worden war und gemeinsam mit seinen Teamkollegen den Platz verlassen hatte, wurde er über Nacht zum Helden und zum Vorbild. Grund für seinen Wechsel seien die Vorfälle aber nicht gewesen: "Das hat rein sportliche Gründe." Und nach denen gehören für Boateng die besten Spieler in die beste Liga der Welt.