Sebastian Kehl ist meinungsstark. Er gehört normalerweise nicht zu der Sorte von Spielern, die Fragen ausweichend oder mit den gängigen Phrasen beantworten, um nicht Gefahr zu laufen, ungewollt eine große Schlagzeile zu produzieren. Am Freitagabend wusste der Dortmunder Kapitän allerdings, dass er zu dieser einen Frage lieber schweigen sollte und erwiderte nur mit einem kleinen Schmunzeln eine knappe Gegenfrage: „Ja, warum nicht?“
"Früher hätten wir den Faden verloren"
Das Thema, auf das Kehl nicht näher eingehen wollte, ist vor allem eines für Anhänger der Theorie, dass sich Geschichte wiederholt. Durch den 1:0 (0:0)-Sieg gegen Werder Bremen gelang den Schwarzgelben erst zum dritten Mal in ihrer Bundesliga-Geschichte ein Start mit drei Siegen in Serie – und in den beiden anderen Spielzeiten gewann der BVB am Ende jeweils die Meisterschaft (1994/95 und 2001/02). Ein gutes Omen für Statistik-Liebhaber vielleicht, keine Frage, aber mehr natürlich auch nicht.
Viel wichtiger war den insgesamt zufriedenen Borussen da schon die Tatsache, dass sie ein Spiel mit diesem Spielverlauf in der Vorsaison möglicherweise nicht gewonnen hätten. „Es war wieder ein Entwicklungsschritt.Wir sind nicht früh in Führung gegangen. Früher haben wir dann etwas den Faden verloren. Dieses Mal haben wir weitergemacht und uns dafür belohnt“, freute sich etwa Nuri Sahin, der freilich auch zugab: „Das wir das zweite Tor nicht nachlegen, ist ein Kritikpunkt.“
BVB beobachtet in Ruhe die Verfolger
Tatsächlich war es – nicht zum ersten Mal – die Chancenverwertung, die die ansonsten dominante und fußballerisch überzeugende Leistung des Vizemeisters ein wenig trübte. Zumal die Gäste aus Bremen zwar über weite Strecken diszipliniert verteidigten, insgesamt aber einen sehr bieder Vorstellung boten. „Wir hatten genug Möglichkeiten, das Spiel frühzeitig ruhiger zu gestalten“, monierte dann auch Kehl. „Es lag an uns, dass es nicht 2:0 oder 3:0 ausgegangen ist.“
Weil aber bekanntlich auch für ein 1:0 drei Punkte gibt, hat sich der BVB einstweilen an der Tabellenspitze behauptet und kann nun ganz entspannt beobachten, was die anderen Teams machen, die an den ersten beiden Spieltagen ohne Punktverlust geblieben sind. Eine komfortable Situation, findet Kehl: „Ich spiele sehr gerne am Freitagabend. Gerade wenn man gewinnt, hat man das ganz Wochenende vor sich und kann sich genüsslich die anderen Spiele anschauen.“