Eigentlich, mochte man meinen, ließen die Worte, die Jürgen Klopp am Donnerstag gewählt hatte, keinen Interpretationsspielraum. „Öffentliches Beschweren ist Kindergarten“, sagte Klopp da in Richtung Ivan Perisic. „Ein ehemaliger Mitspieler von mir hat mal gesagt: ‚Es hat sich noch keiner in die Mannschaft gequatscht.’ Das hat wirklich noch nie funktioniert.“ Damit reagierte der 45-Jährige auf die öffentlichen Unmutsäußerungen, mit denen der Kroate zu Beginn der Woche Aufmerksamkeit erregt hatte. Der Grundtenor: Der Trainer unterstützt mich zu wenig und ich bekomme zu wenig Einsatzzeit.
Umso mehr wunderten sich Fans und Pressevertreter am Samstag, als Perisic vor der Partie gegen Greuther Fürth plötzlich in der Aufstellung des BVB anstelle von Kevin Großkreutz auftauchte. Eine Bewährungschance? Getreu dem Motto, wer sich derart beschwert, der soll eben zeigen, dass er es verdient in Zukunft öfter zu spielen? „Ivan machte einen sehr frischen Eindruck. Deswegen war klar, dass er spielen würde“, erklärte Klopp bei „LIGA total“ seine Beweggründe. „Das hat mit den anderen Dingen überhaupt nichts zu tun.“
Perisic jedenfalls durfte sich beweisen, tat sich dabei aber einmal mehr schwer. Zwar waren ihm Wille und Engagement keinesfalls abzusprechen und auch der erste BVB-Torschuss ging per Freistoß auf sein Konto (2.), doch mochte ihm einmal mehr längst nicht alles glücken. Geradezu bezeichnend war da die 26. Minute, als er erst – was schon am Rande der Legalität war – mit einem gleichermaßen hohen wie langen Bein den Ball eroberte, dann aber nach einer übertrieben harte Grätsche gegen Mergim Mavraj zurückgepfiffen wurde und die Gelbe Karte sah.
Weitaus weniger überraschend als seine Nominierung für die erste Elf, war sein Verhalten nach der Partie. Die Kapuze der schwarzen Jacke tief ins Gesicht gezogen verließ Perisic das Stadion. Geredet, das hatte ihm Klopp im Gespräch wahrscheinlich deutlich gemacht, hatte er erst einmal genug.