War es aufgrund Ihres Wesens klar, dass sie irgendwann das Kapitänsamt bei einem Verein bekleiden würden?
Von meinem Naturell her fülle ich diese Rolle gerne aus. Das habe ich aber schon in Zeiten gemacht, als ich die Binde noch nicht getragen habe. Ich glaube, dass einige Charaktereigenschaften bei dieser Position eine wichtige Rolle spielen.
Während der Meistersaison 2010/2011 konnten Sie wegen diverser Verletzungen nur selten spielen. War es da schwierig, ein guter Kapitän zu sein?
Kehl als Anführer der BVB-Meisterraupe (Foto: firo).
Zweifelsohne, denn ein Kapitän ist immer bestrebt, auf dem Platz zu stehen und dort Einfluss zu nehmen. Gerade in den Verletzungsphasen war es schwierig für mich. Ich war viel mit mir selbst beschäftigt und habe einige Dinge einfach nicht mitbekommen, weil ich nicht in die tägliche Trainingsarbeit involviert war. Deswegen war mir die letzte Saison deutlich lieber. Da konnte ich präsent sein.
Am kommenden Wochenende steht das DFB-Pokal-Spiel gegen den FC Oberneuland auf dem Programm. Wie bewerten Sie bislang die Vorbereitung?
Wir sind noch dabei, die Sinne in allen Bereichen zu schärfen, denn bislang haben wir keine so prickelnde Vorbereitung erlebt. Die Nationalspieler sind später gekommen, die neuen Spieler müssen integriert werden. Der Drive ist noch nicht vollends zu spüren. Wir werden jetzt in den nächsten Tagen den Fokus vermehrt auf taktische Dinge legen, die Defensivarbeit und Abläufe verbessern. Denn dies ist die Basis, um am Ende erfolgreich zu sein.
Vor allem im Mittelfeld herrscht großer Konkurrenzkampf. Birgt das Konfliktpotenzial?
Es ist immer eng, aber jeder wird seine Einsatzzeiten bekommen. Wir haben auf jeder Position wahnsinnig viel Qualität und es wird natürlich Härtefälle geben. Am Ende wird oft die Tagesform entscheiden. Dass dann nicht alle glücklich sind, ist normal. Am Ende geht es darum, dass die Mannschaft im Vordergrund steht und jeder seine persönlichen Interessen ein bisschen zurücksteckt.
In den Medien wird vieles nur noch auf das Duell zwischen Borussia Dortmund und Bayern München reduziert, was schon ein bisschen an die Verhältnisse in Spanien erinnert, wo es permanent um Real Madrid und den FC Barcelona geht. Wird es diesen Zweikampf geben?
Ich glaube nicht, dass es auf einen Zweikampf hinauslaufen wird. Es gibt viele gute Mannschaften in der Liga, die großes Potenzial besitzen wie zum Beispiel die Bremer, die sich beim LIGA total! Cup sehr gut präsentiert haben, Schalke oder Leverkusen, die immer vorne mitspielen. Auch Gladbach hat sich sehr gut verstärkt.
Paul Breitner warf den Verantwortlichen des BVB zuletzt vor, die Zielsetzungen seien „Tiefstapelei“ und überdies „kindisch“. Stört Sie das?
Wir haben uns die Anerkennung in den letzten Jahren nicht dadurch geholt, dass wir medial auf uns aufmerksam gemacht haben, sondern dadurch, dass wir erfolgreich Fußball gespielt haben. Damit sind wir gut gefahren. Warum sollten wir uns irgendwie anders verhalten, oder unseren Weg nun verlassen, nur um in den Medien eine andere Wertigkeit zu bekommen? Es klingt banal, aber die Spiele werden immer noch auf dem Platz entschieden.