Die Europa League ist ein zähes Geschäft. Wer das Finale am 9. Mai in Bukarest erreichen will, muss bis dahin 14 Spiele bestreiten. Abgesehen vom sportlichen Renommee, das ein internationaler Titel mit sich bringt, ist der finanzielle Gewinn überschaubar.
Wenn der FC Schalke 04 am Donnerstagabend (21.05 Uhr) den FC Twente zum Achtelfinalrückspiel der Europa League empfängt, geht es für den Fußball-Bundesligisten um Ruhm und Ehre. 15 Jahre ist es her, als die "Eurofighter" in Mailand sensationell den UEFA-Cup, den Vorläufer der heutigen Europa League, nach Gelsenkirchen brachten. Trainer damals wie heute: Huub Stevens.
Klar, dass in den Hoffnungen und Träumen der Schalker Fans der erneute internationale Triumph mit dem Namen des niederländischen Erfolgscoaches verbunden ist. Doch es ist nicht Stevens selbst, der die Erwartungen im Lager der Königsblauen schürt, sondern Manager Horst Heldt. "Ich lehne mich weit aus dem Fenster und es mag auch ein wenig verrückt klingen, aber ich sehe das Finale als unser Ziel an", gibt der 42-Jährige die Richtung beim DFB-Pokalsieger vor.
UEFA-Prämien (Angaben in Euro):
Runde | Champions League | Europa League | [/zeile]
Startgeld | 7,1 Millionen | 1,0 Millionen | [/zeile]
Siegprämie Gruppenspiel | 800.000 | 140.000 | [/zeile]
Unentschieden Gruppenspiel | 400.000 | 70.000 | [/zeile]
Runde der letzten 32 | - | 200.000 | [/zeile]
Achtelfinale | 3,0 Millionen | 300.000 | [/zeile]
Viertelfinale | 3,3 Millionen | 400.000 | [/zeile]
Halbfinale | 4,2 Millionen | 700.000 | [/zeile]
Finale | 5,6 Millionen | 2,0 Millionen | [/zeile]
Titel | 9,0 Millionen | 3,0 Millionen | [/zeile]
Heldt will die Mannschaft zwar nicht unnötig unter Druck setzen, doch international erfahrene Topstars Raúl und Klaas-Jan Huntelaar haben natürlich ihren Preis. Daher verknüpft der Schalker Sportvorstand den sportlichen Ehrgeiz mit finanziellen Notwendigkeiten. Denn trotz beeindruckender wirtschaftlicher Kennzahlen trägt der Traditionsklub immer noch einen gewaltigen Schuldenberg von fast 200 Millionen Euro Verbindlichkeiten vor sich her.
Allerdings sieht Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies den Verein auch bilanziell auf einem guten Weg. "Wir haben den Schuldenstand um mehr als 35 Millionen Euro reduziert und liegen heute einen schönen Tacken unter 200 Millionen Euro, bei einem deutlich gestiegenen Umsatz von rund 180 Millionen Euro", verkündete der Unternehmer Anfang dieses Jahres.
Im Rekordjahr 2010 haben die Knappen vor allem bei den Einnahmen aus TV-Rechten (57,4 Millionen Euro) und Werbung (50,3 Millionen Euro) kräftig verdient. Aus dem Spielbetrieb flossen weitere 31,9 Millionen Euro in die Kassen, eine Steigerung um knapp 25 Prozent. Allerdings schraubte in dieser Zeit Ex-Manager und -Trainer Felix Magath mit seiner ungezügelten Transferpolitik auch die Personalkosten auf unglaubliche 83,1 Millionen Euro, sodass unterm Strich lediglich ein schmaler Gewinn 2,6 Millionen Euro übrig blieb.
Für das Geschäftsjahr 2011, indem Schalke das Halbfinale der Champions League erreichte und den DFB-Pokal holte, liegt der Bericht noch nicht vor, doch die Zahlen dürften ähnlich viel versprechend sein. "Wir werden unseren Weg der finanziellen Konsolidierung konsequent fortsetzen, ohne dabei Investitionen in den Lizenzspielerkader zu vernachlässigen", kündigt Heldt an. "Dabei können wir alle zusätzlichen Einnahmen, zum Beispiel aus einem internationalen Wettbewerb, sehr gut gebrauchen."
In der laufenden Europa-League-Saison hat Schalke bisher an Antritts- und Siegprämien der UEFA 2,2 Millionen Euro eingestrichen. Dazu kommen die Zuschauer- und Cateringeinnahmen von bisher fünf Heimspielen mit rund 250.000 Zuschauern in der Arena, die weitere etwa fünf Millionen Euro einbrachten. Der Einzug ins Viertelfinale würde von der UEFA mit 400.000 Euro versüßt. Der Sieger des Wettbewerbs kann insgesamt auf etwa sechs Millionen Euro kommen.
Zum Vergleich: In der Champions League beträgt allein das Startgeld pro Teilnehmer 7,1 Millionen Euro. Schalke hat in der Saison 2010/11, als in der "Königsklasse" erst nach dem Halbfinale gegen Manchester United Schluss war, etwa 40 Millionen Euro verdient. Nicht nur deshalb genießt ein erneuter Startplatz in der lukrativen Champions League für den derzeitigen Bundesliga-Vierten höchste Priorität. Der Einzug ins Finale der Europa League wäre ein schöner Spaß nebenbei – sportlich wie finanziell.